Secukinumab
Handelsname: Cosentyx®
Synonym: Secukinumabum, AIN 457, KB-03303A, NVP-AIN457
Englisch: secukinumab
Definition
Secukinumab ist ein antiinflammatorischer Arzneistoff aus der Gruppe der monoklonalen Antikörper, der bei Psoriasis und anderen Indikationen eingesetzt wird. Er richtet sich gegen das Zytokin Interleukin-17A (IL-17A).
Biochemie
Secukinumab ist ein rekombinanter, vollständig humaner monoklonaler Antikörper (IgG1/κ), der in Ovarialzellen des chinesischen Hamsters (CHO-Zellen) hergestellt wird.[1] Die CAS-Nummer lautet 1229022-83-6.
Wirkmechanismus
Secukinumab ist ein Interleukin-Inhibitor, der gegen das proinflammatorische Interkeukin-17A gerichtet ist, sodass die Interaktion zwischen IL-17A mit dem IL-17-Rezeptor (z.B. auf Keratinozyten) unterbunden wird. Der Spiegel des Gesamt-IL-17A (freies und an Secukinumab gebundenes IL-17A) im Serum wird dabei gesenkt.
Durch Unterbrechung der Signalkaskade wird die Sekretion weiterer Zytokine, Chemokine und anderer Mediatoren der Entzündung gehemmt. Bei Plaque-Psoriasis bewirkt Secukinumab eine Verminderung von Erythemen, Indurationen und Schuppungen und der entsprechenden Marker der Entzündung.[1][2]
Pharmakokinetik
Nach subkutaner Applikation wird Secukinumab bei Patienten mit Plaque-Psoriasis mit einer mittleren absoluten Bioverfügbarkeit von 73 % resorbiert. Maximale Serumspiegel werden nach 5 bis 6 Tagen erreicht. Secukinumab hat ein sehr kleines Verteilungsvolumen von 7,1 bis 8,6 Litern (ca. 0,1 l/kgKG). Die Metabolisierung erfolgt durch proteolytischen Abbau. Die mittlere Eliminationshalbwertszeit beträgt 27 Tage.[1]
Indikationen
Secukinumab ist indiziert zur Behandlung von Patienten mit:[1]
- mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis
- Psoriasis-Arthritis (PsA)
- Juveniler idiopathischer Arthritis (JIA)
- axialer Spondyloarthritis (axSpA)
- mittelschwerer bis schwerer aktiver Hidradenitis suppurativa[3]
In weiteren Therapiegebieten, in denen die Wirkung von Secukinumab erforscht wurde, z.B. bei rheumatoider Arthritis (RA)[4] und Uveitis[5] konnten die primären Endpunkte in den klinischen Studien nicht erreicht werden.
Darreichungsform
Secukinumab steht als Injektionslösung in Fertigspritzen zur subkutanen Applikation zur Verfügung.
Dosierung
Secukinumab wird in Abhängigkeit von der zu behandelnden Erkrankung unterschiedlich dosiert. Einzelheiten sind der Fachinformation zu entnehmen.
Nebenwirkungen
Die häufigsten unerwünschten Wirkungen von Secukinumab sind:[1]
- Infektionen der oberen Atemwege (17,1 %) (am häufigsten Nasopharyngitis, Rhinitis).
- oraler Herpes
- Tinea pedis
- Kopfschmerzen
- Rhinorrhö
- Übelkeit, Diarrhö
- Fatigue
Es wurde über das Neuauftreten oder Exazerbationen chronisch-entzündlicher Darmerkrankungen unter Secukinumab berichtet.
Wechselwirkungen
Secukinumab wurde in klinischen Studien gleichzeitig mit Methotrexat (MTX), Sulfasalazin und/oder Kortikosteroiden verabreicht. Dabei sind keine Wechselwirkungen beobachtet worden.[1]
Kontraindikationen
- Überempfindlichkeit gegen Secukinumab oder einen der sonstigen Bestandteile des Arzneimittels.
- Klinisch relevante, aktive Infektionen, z.B. aktive Tuberkulose
Die Anwendung von Secukinumab wird bei Patienten mit chronisch-entzündlicher Darmerkrankung nicht empfohlen.[1]
Lebendimpfstoffe sollten während der Behandlung mit Secukinumab nicht angewendet werden.[1]
Schwangerschaft und Stillzeit
Tierexperimentelle Studien ergaben keine Hinweise auf Reproduktionstoxizität. Frauen im gebärfähigen Alter sollen während und für mindestens 20 Wochen nach der Behandlung eine zuverlässige Verhütungsmethode anwenden.[1]
Immunglobuline gehen in die Muttermilch über. Es ist nicht bekannt, ob Secukinumab nach der Aufnahme systemisch resorbiert wird. Ob das Stillen zu unterbrechen ist oder auf die Behandlung während der Stillzeit verzichtet werden soll, ist im Einzelfall zu entscheiden.
Toxizität
In klinischen Studien wurde eine Dosierung bis zu 30 mg/kgKG intravenös appliziert, ohne dass spezifische Symptome einer Überdosierung oder Vergiftung beobachtet wurden.[1] Bei Überdosierungen sind Maßnahmen der Giftelimination nicht effektiv anwendbar. Die Behandlung erfolgt symptomatisch. Ein spezifisches Antidot steht nicht zur Verfügung.
Zulassung
Secukinumab wurde 2015 von der EMA zur primären systemischen Therapie bei mittelschwerer bis schwerer Plaque-Psoriasis zugelassen. 2016 erfolgte eine Indikationserweiterung für Psoriasis-Arthritis und axiale Spondyloarthritis, 2023 für mittelschwere bis schwere aktive Hidradenitis suppurativa.[3]
Der Erstzulassung liegen die Ergebnisse von vier randomisierten, doppelblinden, Placebo-kontrollierten Phase-III-Studien ERASURE, FIXTURE, FEATURE und JUNCTURE mit insgesamt 2.403 Patienten, sowie einer weiteren Phase-III-Studie SCULPTURE mit 966 Patienten zugrunde.
Nutzenbewertung
Der G-BA beurteilt den Zusatznutzen von Secukinumab bei der Therapie der mittelschweren bis schweren Plaque-Psoriasis auf der Basis der Einschätzung des IQWiG wie folgt:[6]
- Hinweis auf einen beträchtlichen Zusatznutzen
Kosten
Die Jahrestherapiekosten für eine Therapie mit Secukinumab liegen in der Indikation Psoriasis bei rund 21.000 €.[6]
ATC-Code
- L04AC10 - Antineoplastische und immunmodulierende Mittel - Immunsuppressiva - Interleukin-Inhibitoren
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 1,6 1,7 1,8 1,9 Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels Cosentyx, EMA. Abgerufen am 25.07.2023
- ↑ Krueger JG et al. IL-17A inhibition by secukinumab induces early clinical, histopathologic, and molecular resolution of psoriasis. J Allergy Clin Immunol. 2019
- ↑ 3,0 3,1 Reinhart M. Chronisch-entzündliche Hauterkrankungen: Neue Therapie für Akne inversa. Dtsch Ärzteblatt 2023
- ↑ Genovese MC, Durez P, Richards HB, et al.: Efficacy and safety of secukinumab in patients with rheumatoid arthritis: a phase II, dose-finding, double-blind, randomised, placebo controlled study Annals of the Rheumatic Diseases Published Online First: 23 June 2012. doi: 10.1136/annrheumdis-2012-201601
- ↑ Dick AD1, Tugal-Tutkun I, Foster S, Zierhut M, Melissa Liew SH, Bezlyak V, Androudi S.: Secukinumab in the treatment of noninfectious uveitis: results of three randomized, controlled clinical trials. Ophthalmology. 2013 Apr;120(4):777-87. doi: 10.1016/j.ophtha.2012.09.040. Epub 2013 Jan 3.
- ↑ 6,0 6,1 G-BA: Secukinumab. Beschluss vom: 27. November 2015 / 17. August 2017, abgerufen am 26.7.2023
Weblinks
- Nutzenbewertung G-BA Secukinumab bei Plaque-Psoriasis. Abgerufen am 25.07.2023
- Pharmazeutische Zeitung Arzneistoffe - Secukinumab. Abgerufen am 25.07.2023
- Gelbe Liste Wirkstoffe - Secukinumab. Abgerufen am 25.07.2023
- PharmaWiki - Secukinumab. Abgerufen am 25.07.2023
- PubChem. Abgerufen am 25.07.2023
- MeSH: C555450
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