Emodepsid
Synonym: Emodepsidum, Cyclo[D-2-hydroxypropanoyl-N-methyly-L-leucyl-3-[4-(4-morpholinyl)-phenyl]-D-2-hydroxypropanoyl-N-methyl-L-leucyl-D-2-hydroxypropanoyl-N-methyl-L-leucyl-3-[4-(4-morpholinyl)-phenyl]-D-2-hydroxypropanoyl-N-methyl-L-leucyl]
Handelsnamen: Profender® (Kombipräparat), Procox® (Kombipräparat)
Englisch:emodepside
Definition
Emodepsid ist ein in der Veterinärmedizin verwendeter Arzneistoff aus der Klasse der Depsipeptide.
Chemie
Emodepsid hat die Summenformel C60H90N6O14 und ein Molekulargewicht von 1.119,4 g/mol. Bei Raumtemperatur liegt es als weißes bis gelbliches und geruchloses Pulver vor, das in Wasser nur schlecht löslich ist.
Emodepsid ist ein halbsynthetisches Derivat des Fermentationsproduktes des Pilzes Mycelia sterilia.
Eigenschaften
Emodepsid besitzt eine potente Wirkung gegen eine Vielzahl an Nematoden und kann bei verschiedenen Tierarten angewendet werden. Zusätzlich zeigt Emodepsid eine Wirkung gegen Trichinella spiralis-Larven im Muskelgewebe, gegen Mikrofilarien, präadulte Filarien und Dictyocaulus viviparus sowie gegen Benzimidazol-, Levamisol- oder Ivermectin-resistente Nematoden bei Rindern und Schafen.
Wirkmechanismus
Über eine α-Latrotoxin-ähnliche Wirkung führt Emodepsid bei sensiblen Nematoden zu einer Paralyse. Es kommt zu einer Inhibition der Pharynxpumpe, sodass die basale Pumprate drastisch sinkt und die Reaktion auf stimulierende Neurotransmitter unterdrückt wird. Gleichzeitig kommt es durch eine Paralyse der somatischen Muskulatur zur Immobilisierung adulter Nematoden und zu einer effektiven Hemmung der Eiablage.
Die anthelmintische Wirkung beruht hauptsächlich auf der Bindung von PF1022A (Mutersubstanz von Emodepsid) an neuromuskuläre Synapsen der Pharynxregion und der somatischen Muskulatur der Nematoden. Durch die Stimulation präsynaptischer Rezeptoren kommt es zu einer Freisetzung inhibitorischer, postsynpatisch wirkender Neurotransmitter, die letztendlich die Paralyse und den Tod der Parasiten bewirken.
Pharmakokinetik
Nach einer intravenösen Applikation von Emodepsid kann die höchste Wirkstoffkonzentration im Fettgewebe gefunden werden. Das Fettgewebe dient als Depot, aus dem der Wirkstoff langsam wieder freigesetzt wird. Die Bioverfügbarkeit von Emodepsid liegt bei 53 bis 57 %.
Innerhalb der ersten 24 Stunden nach der Applikation wird etwa die Hälfte der verabreichten Dosis eliminiert. Der verbleibende Rest wird aufgrund der Zwischenspeicherung im Fettgewebe nur äußerst langsam ausgeschieden. Die Eliminationshalbwertszeit wird zwischen 39 und 51 Stunden angegeben.
Emodepsid wird zum Großteil über den Kot ausgeschieden - nur etwa 2 bis 3 % werden mit dem Urin eliminiert. Das ausgeschiedene Emodepsid wird dabei zu 45 bis 56 % unverändert abgegeben, sodass der Rest in Form zahlreicher Metaboliten eliminiert wird.
Indikation
Emodepsid ist ein Breitspektrum-Anthelmintikum, das bei Geflügel, Mäusen, Ratten, Hunden, Katzen, Rindern, Schafen Pferden, Hamstern und Reptilien angewendet werden kann.
Tier | Gruppe | Parasiten |
---|---|---|
Katze | Nematoden | Toxocara cati, Toxascaris leonina, Ancylostoma tubaeforme, Aelurostrongylus abstrusus |
Hund | Nematoden | Toxocara canis, Toxascaris leonina, Ancylostoma sp., Uncinaria stenocephala, Trichuris vulpis |
Pferd | Nematoden | große und kleine Strongyliden, Parascaris equorum |
Wiederkäuer | Nematoden | Haemonchus contortus, Ostertagia ostertagi, Trichostrongylus spp., Cooperia spp., Nematodirus spp., Trichuris spp., Dictyocaulus viviparus |
Geflügel | Nematoden | Ascaridia galli |
Hamster | Filarien | Acanthocheilonema viteae, Brugia malayi, Litomosoides sigmodontis |
Reptilien | Nematoden | Oxyuridae, Ascaridae, Strongylidae, Trichostrongylidae, Capillaridae |
Dosierung
Tier | Anwendung | Dosis |
---|---|---|
Katze | oral | 0,25 mg/kgKG (Jungtier) |
topisch | 3 mg/kgKG als Spot-on | |
Hund | oral | 1 mg/kgKG |
Hamster | topisch | 100 mg/kgKG als Spot-on |
Maus | topisch | 2,86 bis 14,32 mg/kgKG als Spot-on |
Reptilien | topisch | 0,26 bis 2,6 mg/kgKG |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Nach einer topischen Applikation von Emodepsid in Kombination mit Praziquantel kann es innerhalb von 14 Tagen zur Bildung eines weißlichen Rückstandes an der Applikationsstelle kommen. In seltenen Fällen tritt an der betroffenen Stelle eine leicht ausgeprägte, vorübergehende Alopezie auf.
Aufgrund der langsamen Freisetzung des Wirkstoffes aus dem Fettgewebe zeigt Emodepsid eine relativ gute Verträglichkeit. Zu den selten auftretenden systemischen Nebenwirkungen zählen u.a.:
- Ataxie
- Muskelkoordinationsstörungen
- Zittern
- Zuckungen
- Krämpfe
- Hyperthermie
- Nervosität
- Unruhe
- Schlaflosigkeit
- Depression
- Apathie
- gestörter Visus
- Salivation
- Erbrechen
- Durchfall
- Tachykardie
Kontraindikation
Emodepsid sollte nicht bei Hunden mit MDR1-Gendefekt (z.B. Collie, Australian Shepherd, Shetland Sheepdog, usw.) angewendet werden. Untersuchungen zeigen, dass die Mehrzahl der betroffenen Hunde mehrere der o.g. Nebenwirkungen gleichzeitig aufweisen.