Ostertagia ostertagi
Synonym: Brauner Magenwurm
Definition
Ostertagia ostertagi ist ein Nematode (Rundwurm) aus der Familie der Trichostrongylidae und Erreger der Ostertagiose.
Taxonomie
- Domäne: Eukaryota
- Stamm: Nematoda
- Klasse: Secernentea
- Ordnung: Strongylida
- Überfamilie: Trichostrongyloidea
- Familie: Trichostrongylidae
- Gattung: Ostertagia
- Familie: Trichostrongylidae
- Überfamilie: Trichostrongyloidea
- Ordnung: Strongylida
- Klasse: Secernentea
- Stamm: Nematoda
Erreger
Ostertagia ostertagi hat eine kleine, flache Mundkapsel und ein sich verjüngendes Kopfende. Der Parasit besitzt zwei seitliche Nackenpapillen und viele gleichmäßig hoch ausgeprägte Längsgrate auf der Cuticulaoberfläche.
Die Männchen sind zwischen 6 und 8 mm lang. Die Bursa ist mit akzessorischen Lappen ausgestattet und die Rippen zeigen eine 2-1-2-Anordnung (antero- und posteroventrale Rippen parallel, anterolaterale Rippe gesondert, medio- und posterolaterale Rippen parallel). Die kräftigen, zwischen 200 und 280 µm langen Spicula sind mit drei kaudalen Ästen ausgestattet, die eine breite, glasige und pilzhutförmige Kappe tragen. Sie sind untereinander mit einer Membran verbunden. Das Gubernakulum ist blattförmig. Die Weibchen sind zwischen 8 und 12 mm lang. Ihre Vulva ist als Querschlitz ausgebildet und wird von der lappenförmigen Vorderlippe (Vulvaklappe) bedeckt.
Ostertagia ostertagi parasitiert im Labmagenn von Rindern - gelegentlich auch beim Schaf und bei der Ziege.
Entwicklung
Schematische Darstellung des Entwicklungszyklus von Ostertagia ostertagi beim Rind:
Tage (p.i.) | Entwicklung | Stadium der Hypobiose |
---|---|---|
1-8 | L3 → Labmagen, Drüsenlumina (v.a. Fundusregion) | L4 |
Häutung → L4 | ||
8-15 | Häutung → L5 in Drüsenlumina | |
> 15 | Auswanderung aus den Drüsen auf die Mukosaoberfläche und weitere Entwicklung |
Die Präpatenz beträgt etwa 18 Tage.
Pathogenese
Ostertagia ostertagi parasitiert hauptsächlich beim Rind und kann zu zwei Formen der Ostertagiose führen: der Sommerostertagiose (Typ I) und der Winterostertagiose (Typ II). Die Sommerostertagiose tritt in Mitteleuropa - je nach Wetter - etwa ab Mitte Juli auf und betrifft hauptsächlich erstsömmrige Kälber. Sie ist durch eine rasche Entwicklung großer Larvenmengen charakterisiert. Die Winterostertagiose tritt nach Ende der Weidesaison als Folge einer gehemmten Larvenentwicklung (Hypobiose) auf: Werden im späten Herbst Drittlarven aufgenommen, unterbrechen diese während der ersten Wintermonate die Entwicklung und verursachen dann im späten Winter das klinische Bild einer Winterostertagiose.
Die Ostertagiose ist durch drei aufeinander folgende Phasen gekennzeichnet: die histotrope Phase, die luminale Phase und die Reparationsphase.
Klinik
Ostertagia ostertagi führt zu einer Entzündung des Labmagens (Abomasitis), die eine Sekretionsstörung zur Folge hat. Durch die Reduktion der HCl-Sekretion kommt es zu einem Anstieg des luminalen pH-Wertes und dadurch zu einer geringeren Aktivierung von Pepsinogen. Durch die geringen Pepsinogenkonzentrationen im Labmagen können Proteine nicht mehr adäquat aufgeschlossen werden. Es kommt zu einer Fehlbesiedlung des Labmagens mit grampositiven und gramnegativen Bakterien (aufgrund der pH-Imbalance) und zu einem Anstieg der Gastrinsekretion.
Die erhöhten Gastrinkonzentrationen hemmen die Motalität und Entleerung der Vormägen, weshalb Tiere vermehrt Inappetenz zeigen. Es kommt zu einem Proteinverlust, da Serumproteine vom Blut in den Verdauungstrakt übertreten. Die Hypalbuminämie beeinflusst den onkotischen Druck, so dass es zur Ausbildung von Ödemen kommt. Durch die kompensatorisch erhöhte Albuminsynthese in der Leber werden bei länger andauernder Parasitose Proteine aus der Muskulatur mobilisiert und die Tiere magern stark ab
Literatur
- Schnieder, Thomas (Herausgeber), Boch, Josef, Supperer, Rudolf (Begründer). Veterinärmedizinische Parasitologie. 6., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage. Parey-Verlag, 2005.
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.