Brucellose (Hund)
Synonyme: Hundebrucellose, Brucellose des Hundes
Englisch: brucellosis
Definition
Als Brucellose bezeichnet man eine durch Brucella canis verursachte subakute und rezidivierende bakterielle Infektionskrankheit beim Hund.
Geschichte
Die Hundebrucellose wurde erstmals 1966 in den USA nachgewiesen.
Ätiologie
Brucella canis ist ein Bakterium aus der Gattung Brucella. Brucellen sind unbewegliche, gramnegative, kokkoide bis kurze Stäbchenbakterien, die 0,5 bis 0,7 x 0,6 bis 1,5 µm groß sind. Sie bilden keine Kapsel aus und sind oxidase- und katalasepositiv.
Epidemiologie
Brucella canis infiziert vorwiegend Canidae. Menschen scheinen relativ unempfindlich gegenüber dem Erreger zu sein. In Ländern und Städten mit streunenden Hunden tritt die Brucellose besonders häufig auf (28 % in Mexiko, 1 bis 18 % den USA).
Die Infektion erfolgt über die Schleimhäute von Mund- und Nasenhöhle sowie von Vagina und Konjunktiven. Die höchsten Konzentrationen von Erregern finden sich in Vaginalausfluss, Sperma und Urin.
Die Erregerübertragung erfolgt hauptsächlich über infizierte Hündinnen, welche die Brucellen während der Läufigkeit beim Deckakt oder nach dem Abort über Vaginalausfluss ausscheiden. Abortmaterial enthält bis zu 1010 Keime pro Milliliter, die nach dem Belecken über Aerosole aus Mund- und Nasenhöhle durch die Hündin verbreitet werden. Nach dem Abort hält die Erregerausscheidung für weitere 6 Wochen an.
Rüden beherbergen die Bakterien in der Prostata und in den Nebenhoden. Die Ausscheidung erfolgt hauptsächlich über Sperma und Urin. Nach der Erstinfektion scheiden betroffene Rüden während den ersten 6 bis 8 Wochen hohe Konzentrationen an Erregern aus. Im späteren Verlauf kommt es zu einer intermittierenden Erregerausscheidung mit geringeren Konzentrationen an Bakterien.
Pathogenese
Durch Lecken von infiziertem Urin oder Vaginalausfluss oder durch kontaminierte Aerosole gelangen die Keime über die Augen-, Nasen- und Maulschleimhaut bzw. beim Deckakt über die genitale Mukosa in die regionalen Lymphknoten. Anschließend entsteht eine Bakteriämie, die zwischen 6 und 36 Monate andauern kann. In dieser Phase siedeln sich die Keime in verschiedenen Organen an, wie z.B. Prostata, Nebenhoden, Uterus, Zwischenwirbelscheiben, Augen, Nieren und Zellen des retikulohistiozytären Systems. Die Bakteriämie ist vorwiegend leukozytenassoziiert und die zellvermittelte Immunität stellt hierbei den wichtigsten Abwehrmechanismus dar.
Die Entzündung des Nebenhodens (Epididymitis) geht mit einer deutlichen Schädigung der Nebenhodenkanäle einher. Es kommt zum Austritt von Spermien ins Interstitium und zur Bildung von Spermiengranulomen. Das Immunsystem reagiert darauf mit einer verzögerten Hypersensitivitätsreaktion, was zu einem Stillstand der Spermiogenese und zur Infertilität führen kann.
Die Bakterien können sich in seltenen Fällen (im Anschluss an die Bakteriämie) auch in den endarteriellen Gebieten anderer Organe festsetzen und zu unterschiedlichen Krankheitsbildern führen, wie z.B. zu einer Diskospondylitis, einer Uveitis, einer Glomerulonephritis oder einer Meningitis.
Klinik
Obwohl die Brucellose eine generalisierte Erkrankung ist, zeigen betroffene adulte Hunde selten schwerwiegende Symptome. Die Infektion verläuft meist klinisch inapparent, sodass meist nur eine Lymphadenopathie sowie eine leichte Mattigkeit in Erscheinung treten.
Aufgrund der Ansammlung von serosanguinöser Flüssigkeit in der Tunica albuginea erscheint das Skrotum vergrößert. Durch das ständige Belecken des geschwollenen Skrotums kann es zu einer sekundären Staphylokokkenpyodermie kommen. Die Brucellose geht stets mit einer Nebenhodenentzündung einher, wobei vor allem der Nebenhodenschwanz vergrößert - jedoch nicht schmerzhaft - ist. In seltenen Fällen besteht gleichzeitig eine Orchitis, sodass man von einer Epididymoorchitis spricht. Chronisch erkrankte Rüden entwickeln meist eine uni- oder bilaterale Hodenatrophie; die Samenqualität ist deutlich reduziert - wobei die Libido erhalten bleibt.
Differenzialdiagnosen
Differenzialdiagnostisch müssen eine Orchitis und Epididymitis (verursacht durch andere Bakterienarten) ausgeschlossen werden.
Diagnose
Bei der spermatologischen Untersuchung fallen besonders Spermienkopfagglutinationen und lose Köpfe auf. Im Ejakulat sind Aggregate von Entzündungszellen vorhanden. Etwa 20 Wochen nach der Infektion sind mehr als 90 % der Spermien morphologisch abnormal. Im Anschluss atrophieren die Hoden und im fortgeschrittenen Stadium sind im Ejakulat weder Spermien (Azoospermie) noch Entzündungszellen nachweisbar.
Beim Rüden mit typischen Veränderungen des Ejakulats kann zur Sicherung der Diagnose eine serologische Untersuchung durchgeführt werden. Bei klinisch verdächtigen sowie serologisch positiven Hunden sollte für die endgültige Diagnose immer eine Blutkultur angesetzt werden.
Anzüchtung
Brucellen stellen hohe Ansprüche an Nährmedien und wachsen nur nach Zusätzen von Blut, Serum, Peptonen oder Hefeextrakten an. Selektivsupplemente enthalten meist antibiotisch wirksame Bestandteile, wie z.B. Bacitracin, Polymyxin B, Cycloheximid, Nalidixinsäure, Nystatin und Vancomycin.
Therapie
Da Brucellen intrazellulär lebende Bakterien sind, ist die Wirkung vieler Antibiotika begrenzt, weshalb es oft zu Rezidiven kommt. Häufig können die Bakterien auch nach antibiotischer Therapie in der Prostata nachweisbar sein. Aus epidemiologischen Gründen sind infizierte Rüden daher sofort von der Zucht auszuschließen. Erkrankte Tiere werden entsprechend umgehend kastriert und anschließend mit Antibiotika behandelt werden.
Gute Erfolge können mit einer kombinierten Behandlung mit Minocyclin (12,5 mg/kgKG BID p.o.) und Streptomycin (5 mg/kgKG BID i.m. oder s.c.) erzielt werden. Alternativ bietet sich auch die Gabe von Gentamicin (2 mg/kgKG BID i.m. oder s.c.) für eine Woche an.
Die Behandlung wird insgesamt 3x im Abstand von 1 bis 4 Wochen wiederholt.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Literatur
- Hans G. Niemand (Begründer), Peter F. Suter, Barbara Kohn, Günter Schwarz (Herausgeber). Praktikum der Hundeklinik. 11., überarbeitete und erweiterte Auflage. Enke-Verlag, 2012.
- Michael Rolle, Anton Mayr. Medizinische Mirkobiologie, Infektions- und Seuchenlehre. 8., überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2007.
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