Vancomycin
Handelsname: Vancocin®
Englisch: Vancomycin
Definition
Vancomycin ist ein Glykopeptid-Antibiotikum, das zur Therapie von Infektionen mit grampositiven Bakterien eingesetzt wird. Vor allem in der Therapie schwerer Staphylokokkeninfekte hat es den Status eines Reserveantibiotikums.
Herstellung
Vancomycin wird biotechnologisch durch das Bodenbakterium Amycolatopsis orientalis hergestelllt.
Wirkmechanismus
Vancomycin wirkt bakterizid auf proliferierende grampositive Erreger. Gegen gramnegative Bakterien ist Vancomycin unwirksam.
Die Zellwand grampositiver Bakterien besteht aus parallel angeordneten Peptidoglykansträngen. Peptidoglykane bestehen aus einem Zuckerrückgrat und einer Oligopeptid-Seitenkette. Um eine optimale Stabilität der Zellwand zu erreichen, werden jeweils zwei Peptidseitenketten miteinander verbunden, wodurch insgesamt ein flächiges Netz, der sogenannte Mureinsacculus entsteht. Dabei verknüpft das bakterielle Enzym D-Alanin-Transpeptidase den D-Alanyl-Rest eines Peptid-Seitenstrangs mit der Aminogruppe eines weiteren Peptids.
Die Wirkung von Vancomycin besteht darin, dass es sich an das freie C-terminale Ende der Peptidseitenkette (L-Lysin-D-Alanyl-D-Alanin) anlagert und so die enzymatische Quervernetzung des Peptidoglykans verhindert. Dadurch wird der Einbau essentieller Zellwandbestandteile wie N-Acetylglucosamin und N-Acetylmuraminsäure gehemmt. Letztendlich führt dies zu einer verminderten osmotischen Resistenz des Bakteriums und es kommt zur Zelllyse.
Die Wirksamkeit hängt von der Zeitdauer ab, in der die Wirkstoffkonzentration über der minimalen Hemmkonzentration des Erregers liegt.
Pharmakokinektik
Vancomycin wird bei oraler Gabe praktisch nicht resorbiert. Orale Präparationen können zur Behandlung der Clostridium-difficile-assoziierten Diarrhö eingesetzt werden.
Nach i.v.-Gabe beträgt die Halbwertszeit bei normaler Nierenfunktion ca. 6 h. Vancomycin ist zu etwa 55% an Plasmaeiweiß gebunden und wird ganz überwiegend unverändert durch die Nieren ausgeschieden.
Indikationen
- Schwere Infektionen wie z.B. Septikämien, Endokarditiden oder Osteomyelitiden mit MRSA
- Therapie der Clostridium-difficile-assoziierte Diarrhö. In diesem Fall wird Vancomycin per os verabreicht.
Nebenwirkungen
Typische Nebenwirkungen sind:
Eine weitere wichtige Nebenwirkung ist das "Red-Man-Syndrom". Dabei handelt es sich um eine nicht IgE-vermittelte Reaktion bei zu schneller i.v.-Gabe, die innerhalb weniger Minuten nach Beginn oder gegen Ende der Infusion auftreten kann. Die Inzidenz wird bei infektiösen Patienten mit 3,4 bis 47 Prozent angegeben. Wahrscheinlich wird durch eine Degranulation von Mastzellen und Basophilen eine Histaminfreisetzung ausgelöst, deren Ausmaß von der Infusionsgeschwindigkeit und der Dosis abhängig ist.[1]
Zur Vermeidung von Nebenwirkungen sollten bei systemischer Vancomycin-Gabe regelmäßige Serumspiegelkontrollen erfolgen und die Dosis bei Niereninsuffizienz angepasst werden. Hierbei sollte der Spitzenspiegel im Bereich von 40 mg/l, der Talspiegel im Bereich von 10-15 mg/l liegen. Die Infusion sollte langsam, über 2-3 Stunden, erfolgen, da dies die Nebenwirkungsrate verringert.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Resistenzen
Bakterien mit Resistenz gegen Vancomycin sind in Deutschland selten. Die größte Bedeutung haben Vancomycin-resistente Enterokokken. In den USA kommen Vancomycin-intermediär sensible Staphylokokken (sog. VISA-Stämme) vor, diese sind in Europa bisher kaum anzutreffen.
Quellen
- ↑ Vancomycin – unerwünschte Wirkungen vermeiden. Dtsch Ärzteblatt 28. Februar 2023, zugegriffen am 02.03.2023
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