Glykopeptid-Antibiotikum
Synonym: Glykopeptide
Englisch: glycopeptide antibiotic
Definition
Glykopeptid-Antibiotika sind eine Gruppe von Antibiotika, die mit dem Aufbau der Zellwand grampositiver Bakterien interferieren. Sie gelten als so genannte Reserveantibiotika, die gegen Methicillin-resistente Staphlyococcus aureus-Stämme (MRSA) sowie resistente Enterokokken-Stämme eingesetzt werden und haben daher eine große klinische Bedeutung.
Substanzen
Derzeit sind als Glykopeptid-Antibiotika die Wirkstoffe Vancomycin, Teicoplanin, Telavancin und Dalbavancin im Gebrauch. In der klinischen Prüfung befinden sich zur Zeit (2018) folgende Substanzen:
Wirkmechanismus
Vancomycin und Teicoplanin binden Bausteine des Mureins der bakteriellen Zellwand. Sie bilden Wasserstoffbrückenbindungen mit D-Alanyl-D-Alanin und blockieren durch sterische Behinderung die Transglykolase und die Transpeptidase, zwei Enzyme, die für die Zellwandsynthese essentiell sind. Dadurch wird die Elongation und die Quervernetzung der Peptidoglykanketten während des Zellwandaufbaus verhindert. Televancin depolarisiert zusätzlich die Bakterienmembran und stört damit die Membranfunktion.
Anwendung
Die Anwendung von Glykopeptid-Antibiotika sollte zur Vermeidung einer Resistenzentwicklung und aus Kostengründen möglichst auf die Problemkeime beschränkt bleiben.
Da die Glykopeptid-Antibiotika nach oraler Gabe im Gastrointestinaltrakt nicht resorbiert werden, müssen sie bei systemischer Anwendung, zum Beispiel gegen MRSA, parenteral gegeben werden. Der Umstand der fehlenden enteralen Resorption kann jedoch bei der Behandlung der pseudomembranösen Colitis mit Vancomycin therapeutisch vorteilhaft ausgenutzt werden.
Resistenzen
Auch gegen Glykopeptid-Antibiotika entwickeln sich zunehmend Resistenzen. Das ist auf ihren teilweise unkritischen Einsatz (z.B. in Tiernahrung) zurückzuführen. Vor allem Vancomycin-resistente Enterokokken (VRE) nehmen in Deutschland in letzter Zeit zu. Hier kann als Ausweichmöglichkeit eine Therapie mit Linezolid oder Tigecyclin erfolgen. Quinupristin/Dalfopristin ist ebenfalls möglich, hat aber eine beschränkte Zulassung und wird selten eingesetzt.
Gruppenspezifische Nebenwirkungen
- Nephrotoxizität - bei Vancomycin ausgeprägter als bei Teicoplanin, es besteht ein gesteigertes Risiko bei vorgeschädigter Niere
- Ototoxizität
- Überempfindlichkeit bei zu schneller i.v.-Gabe: Blutdruckabfall mit Erythem ("red man's syndrome")
- lokale Reaktionen bei zu schneller i.v.-Gabe: Schmerz, Phlebitis
Quellen
- Daene J, Rea MC et al.: The Gut-Brain Axis. Dietary, Probiotic, and Prebiotic Interventions on the Microbiota. Chapter 11 – Long-Term Implications of Antibiotic Use on Gut Health and Microbiota in Populations Including Patients With Cystic Fibrosis. Edition 2016. Elsevier
- Reynolds PE: Structure, biochemistry and mechanism of action of glycopeptide antibiotics. Eur J Clin Microbiol Infect Dis. 1989 Nov;8(11):943-50.
- Petrosillo N, Granata G, Cataldo MA: Novel Antimicrobials for the Treatment of Clostridium difficile Infection. Front Med (Lausanne). 2018 Apr 16;5:96. doi: 10.3389/fmed.2018.00096.
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