Osmotische Resistenz
Synonym: Osmotische Stabilität
Englisch: osmotic resistance
Definition
Osmotische Resistenz bezeichnet die Widerstandsfähigkeit von Zellen, in der Regel von Erythrozyten, gegenüber der Wirkung des Wassereinstroms in einem hypotonen Milieu.
Pathophysiologie
Die Bestimmung der osmotischen Resistenz von Erythrozyten spielt bei der Diagnostik von Anämieformen eine Rolle. In hypotoner Flüssigkeit kommt es physiologisch zum Einstrom von Wasser. Da die Zellmembran der roten Blutzellen nur gering dehnbar ist, entstehen nach Erreichen einer Kugelgestalt Membrandefekte. Je nach Konzentration der hypotonen Lösung und Morphologie des Erythrozyten schwankt das Ausmaß der daraus resultierenden Hämolyse.
Methode
Die Widerstandsfähigkeit der Erythrozyten wird gegenüber einer hypotonen NaCl-Lösung bestimmt. Dafür wird mittels einer Verdünnungsreihe die Resistenzbreite, also die Konzentrationsdifferenz vom Beginn bis zur vollständigen Hämolyse, gemessen:
- Verdünnungsreihe mittels 0,9% NaCl und Aqua destillata herstellen: 1. Röhrchen reines Aqua dest. als Referenzwert, anschließend Verdünnungsreihe (je 1 ml) mit Konzentrationen von 0,30% bis 0,60% NaCl-Lösung (0,02%-Schritte) herstellen
- In jedes Röhrchen 10 µl Citratblut zugeben und mischen
- 2 h erschütterungsfrei stehen lassen
- Nach Zentrifugation wird das freie Hämoglobin im Überstand photometrisch gemessen, die Bezugsgröße ist die Vollhämolyse bei Aqua dest.
Die beginnende Hämolyse, bei der die am wenig widerstandsfähigsten Erythrozyten hämolysieren, wird auch als Minimumresistenz bezeichnet. Bei der vollständigen Hämolyse spricht man auch von der Maximumresistenz.
Material
Für die Diagnostik wird Citratblut benötigt. Die Entnahme sollte im Labor erfolgen.
Referenzbereiche
Eine beginnende Hämolyse findet sich normalerweise bei 0,46 bis 0,42 %iger Natriumchloridlösung, eine vollständige bei 0,34 bis 0,30 %iger Lösung. Die Resistenzbreite, also die Konzentrationsdifferenz vom Beginn bis zur vollständigen Hämolyse, liegt normalerweise im Bereich von 0,06 bis 0,14.
Interpretation
Erhöhte Resistenz
Erniedrigte Werte bedeuten, dass die Erythrozyten erst bei niedrigen Natriumchloridkonzentrationen hämolysieren. Ihre osmotische Resistenz ist somit erhöht. Diese Situation zeigt sich bei:
- Thalassämie, Sichelzellanämie und anderen Hämoglobinopathien
- Retikulozytose
- Zustand nach Splenektomie
- Perniziöser Anämie
- schwerer Eisenmangelanämie
- chronischen Lebererkrankungen
- akutem Blutverlust
Verminderte Resistenz
Eine verminderte osmotische Resistenz liegt vor bei:
Quellen
Laborlexikon.de; abgerufen am 27.03.2021
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