Nebenhoden (Veterinärmedizin)
Synonym: Epididymis
Definition
Der Nebenhoden der Haussäugetiere ist ein dem Hoden angelagertes Organ, das der Reifung und Zwischenspeicherung der Samenzellen dient.
Anatomie
Am Nebenhoden kann man drei Abschnitte unterteilen:
- Nebenhodenkopf (Caput epididymidis): Er ist mit der Extremitas capitata testis eng und großflächig verwachsen.
- Nebenhodenkörper (Corpus epididymidis): Er ist mit dem dem Margo epididymalis verwachsen und zusätzlich über das Nebenhodengekröse (Mesepididymis) verbunden. Zwischen Margo epididymalis und Nebenhodenkörper bleibt lateral eine längliche Bucht offen, die von Bauchfell ausgekleidet ist und als Nebenhodentasche (Bursa testicularis) bezeichnet wird.
- Nebenhodenschwanz (Cauda epididymidis): Er setzt sich deutlich gegen die Extremitas caudata testis ab und mit dieser durch ein kurzes, sehr derbes Band (Ligamentum testis proprium) verbunden. Gleichzeitig ist er über das Ligamentum caudae epididymidis an der Innenwand des Processus vaginalis befestigt.
Gefäßversorgung
Arterie
Der Nebenhoden wird, wie der Hoden, über die Arteria testicularis arteriell versorgt. Sie entspringt direkt aus der Aorta abdominalis und erreicht zusammen mit dem Samenstrang die Extremitas capitata testis. Während ihres Verlaufs vom kranialen zum kaudalen Hodenpol entlässt sie Rami epididymales, die für Versorgung des Nebenhodens zuständig sind. Diese Äste entlassen wiederum Rami ductus deferentis, die sich an der Vaskularisation des Samenleiters (Ductus deferns) beteiligen.
Vene
Der venöse Abfluss erfolgt über die Vena testicularis. Sie entspringt tierartlich variabel entweder direkt aus der Vena cava caudalis oder aus der Vena renalis sinistra bzw. Vena iliaca communis (nur beim Rind). Im Anschluss verläuft sie gemeinsam mit der Arteria testicularis im Mesorchium proximale zum tiefen Leistenring und schließlich im Samenstrang zum Hoden. Sie bildet dabei um die Arterie den Plexus pampiniformis und gibt die Rami epididymales an den Nebenhoden abgibt. Diese wiederum entsenden Äste zum Samenleiter, die als Rami ductus deferentis bezeichnet werden.
Lymphabfluss
Die Lymphe der Nebenhoden fließt wie die Lymphe der Hoden ab. Sie wird in den Lymphonodi iliaci mediales bzw. lumbales aortici gesammelt, um im weiteren Verlauf in die Cisterna chyli einmünden.
Innervation
Die Innervation des Nebenhodens gleicht der des Hodens und wird vorwiegend über sympathische Fasern erreicht. Diese entstammen zum Teil aus den Nervengeflechten des Lendenbereichs (Plexus testicularis), zum Teil aus dem sakralen Sympathikus (Plexus deferentialis). Sie sorgen für die Innervation der Gefäße und der glatten Muskulatur.
Histologie
Im Caput epididymidis befinden sich die Ductuli efferentes testis. Ihre Zahl variiert tierartlich: beim Rüden sind es 15 - 18, beim Eber 14 - 21, beim Stier 13 - 15, beim Schafbock 15 - 19 und beim Hengst 12 - 23. Ihr Verlauf weist eine starke Schlängelung auf. Sie werden durch Bindegewebe zu kleinen Läppchen (Lobuli epididymidis) zusammengefasst. Innerhalb eines solchen Läppchens sind die Ductuli efferentes von gefäßreichem Bindegewebe und glatten Muskelzellen umgeben.
Die luminale Oberfläche der Ductuli efferentes weist hochprismatische, kinozilientragende Epithelzellen auf, die für einen kontinuierlichen Transport des Sekrets und der darin noch unbeweglichen Samenzellen sorgen. Außerdem befinden sich auch zilienfreie Epithelzellen an der Oberfläche, die für die Resorption der aus dem Hoden gelangten Sekrete zuständig sind.
Die Summe aller Ductuli efferentes eines Nebenhodenkopfes formt nach deren Vereinigung den Nebenhodenkanal (Ductus epididymidis). Dieser weist in der Regel eine beträchtliche Länge auf, beim Rüden 5 - 8 m, bei der Katze 1,5 - 3 m, beim Eber 17 - 18 m, beim kleinen Wiederkäuer 47 - 52 m, beim Stier 40 - 50 m und beim Hengst 72 - 81 m. Um diese Länge in den Nebenhoden packen zu können, muss er in viele und enge Schlingen gelegt werden. Diese sind wiederum von Bindegewebe eingehüllt und bilden so den Nebenhodenkörper und den Nebenhodenschwanz.
Das luminale Epithel des Nebenhodenkanals ist zweireihig und besteht aus verschiedenen, differenzierten Zellen. Aufgrund der dichten Population an hochprismatischen Zellen, die zu Büscheln verklebte Stereozilien tragen, können diese Zellen vielfältige resorptive und sekretorische Leistungen erbringen. Dadurch entsteht ein Milieu, das den Spermien nicht nur zur Zwischenspeicherung verhilft, sondern ihnen auch Bewegungs- und Befruchtungsfähigkeit verleiht. Gleichzeitig nimmt das Lumen sowie die glatten Muskelzellen des Nebenhodenkanals in distaler Richtung zu, sodass sie während der Ejakulation die Spermien durch peristaltische Kontraktionen in den Samenleiter befördern können.
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, and Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
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