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Verbrennung

(Weitergeleitet von Verbrennungstrauma)

Synonyme: Verbrennungstrauma, Combustio
Englisch: burn

1. Definition

Die Verbrennung ist eine Schädigung von Gewebe, die durch die Einwirkung von Hitze, UV-Strahlung oder ionisierender Strahlung entsteht.

2. Hintergrund

Stromunfälle oder Chemieunfälle mit Verätzungen durch Säuren oder Laugen führen zu einem vergleichbaren Gewebeuntergang wie Verbrennungen, sodass teilweise analoge Behandlungsstrategien verfolgt werden. Das Gleiche gilt für Erfrierungen.

3. Schädigungsmechanismus

Hitze kann auf mehreren Wegen zu einer Gewebeschädigung führen:

  • Direkte Exposition gegenüber Feuer
  • Kontakt mit heißen Flüssigkeiten (Verbrühung)
  • Kontakt mit erhitzten Körpern (z.B. glühendes Metall)
  • Reibung (z.B. Handflächenverbrennungen beim Abseilen aus Höhen)
  • Kontakt oder Inhalation heißer Gase

UV-Strahlung führt primär zu einem Sonnenbrand. Ionisierende Strahlung kann ebenfalls zur Verbrennung führen, es kommt jedoch über die Verbrennung hinaus zu Strahlenschäden.

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4. Pathophysiologie

Damit Hautzellen durch die direkte Hitzeeinwirkung geschädigt werden, ist eine Temperatur von mindestens 69 °C über 1 s notwendig. Diese Schädigung auf Zellebene führt zu einer Denaturierung der molekularen Gewebekomponenten mit Koagulationsnekrose. Sie bildet gemäß dem Zonenmodell nach Jackson den Kern der Verbrennungszone, die Nekrosezone. Darum herum sind schalenförmig zwei weitere Schädigungszonen angeordnet, die durch indirekte Mechanismen betroffen sind.

An die innere Nekrosezone schließt sich die Stasezone an. Hier liegen initial noch vitale Zellen vor. Durch vasokonstriktorische Entzündungsmediatoren oder direkte Schädigung der Kapillaren kommt es zur Hämostase und somit zur Ischämie des Areals. Im weiteren Verlauf kann das gesamte Gewebe der Stazezone durch die Minderperfusion untergehen und nekrotisch werden - dies bezeichnet man auch als "Nachbrennen".

Die äußerste Zone wird als Hyperämiezone bezeichnet. Hier kommt es im Rahmen der entzündlichen Begleitreaktion zur Vasodilatation und keinem Gewebeuntergang.[1] Von dieser Zone gehen später die Reparaturvorgänge (Wundheilung) aus.

Im Rahmen der Entzündung kommt es zu Kapillarlecks und damit einhergehender Ödembildung. In die Blutbahn können proinflammatorische Mediatoren freigesetzt werden, welche innere Organe schädigen. Durch die fehlende Haut verliert der Organismus Flüssigkeit, was bei größeren Verbrennungen zum Volumenmangelschock führen kann.

siehe auch: Verbrennungskrankheit

5. Einteilungen

5.1. Verbrennungsgrade

Grad 1 Grad 2 Grad 3
Epidermis Dermis Subkutis
Schmerzen Schmerzen Keine Schmerzen (Rezeptoren zerstört)
Erythem, Ödem, heilt mit Schuppung in Tagen bis Wochen Erythem, Ödem, Bläschen, Bulla, heilt ohne Narbe in Wochen +/- Pigmentstörung Weiss-Schwarz, Nekrose, Narbige Heilung (Hauttransplantation) +/- Keloid

siehe Hauptartikel: Verbrennungsgrade

Häufig kann die Tiefenausdehnung der Verbrennungswunde nicht sofort bestimmt werden, da sich die Nekrosezone durch das "Nachbrennen" über 2-3 Tage weiter ausbreitet.

Klinisch ist insbesondere eine weitere Unterteilung der Verbrennungen 2. Grades notwendig. Oberflächlich-dermale Verbrennungen können meist konservativ versorgt werden und heilen i.d.R. innerhalb von 2-3 Wochen spontan. Tief-dermale Verbrennungen hingegen bedürfen meist einer chirurgischen Defektdeckung mit autologen Transplantaten.

5.2. Verbrannte Körperoberfläche

Um den Anteil der verbrannten Körperoberfläche abzuschätzen, kann man nach folgendem Schema vorgehen:

  • Kopf + Hals: 9 %
  • je Arm: 9 %
  • je Rumpf vorne und hinten: 18 %
  • je Bein: 18 %
  • Genitalbereich: 1 %

siehe Hauptartikel: Neunerregel

Alternativ besteht die Möglichkeit, das Ausmaß der Verbrennung abzuschätzen, indem man die Größe der Handfläche (des Betroffenen!) zugrunde legt: Diese entspricht etwa 1 % der Körperoberfläche. Diese Methode bietet sich insbesondere bei Säuglingen und Kindern an.

Bei weniger als 5 % verbrannter Körperoberfläche besteht beim ansonsten Gesunden eine gute Prognose. Sind 5 - 20 % betroffen kommt es zu schwereren systemischen Auswirkungen, die Behandlung ist kompliziert. Sind mehr als 20 % betroffen, sollte die Behandlung intensivmedizinisch in einer speziell ausgerichteten Burn-Unit erfolgen.

siehe auch: Verbrennung des Auges

5.3. Prognoseeinschätzung

Die Prognose von Patienten mit Verbrennungen kann mit Hilfe des Abbreviated Burn Severity Index (ABSI) nach Tobiasen oder anhand des Baux-Scores abgeschätzt werden.

6. Erstmaßnahmen

Für die Erstmaßnahmen am Unfallort ist die Sicherung der Vitalfunktionen maßgeblich. Leicht zu merken sind die Erstmaßnahmen mit dem Merkbegriff "DR ABC":

  • Danger – aus der Gefahr entfernen
  • Response – ist der Patient bewusst und ansprechbar?
  • Airways – Atemwege frei?
  • Breathing – Spontanatmung?
  • Circulation – Ist ein ausreichender Kreislauf vorhanden?

Am Unfallort ist die Erstversorgung der Verbrennungswunde mit einem sterilen Schutzverband ausreichend. Verbrennungswunden sind aufgrund der Hitzeeinwirkung eine zeitlang als steril anzusehen, bis aus den umliegenden Hautbereichen eine Wiederbesiedlung durch das Hautmikrobiom erfolgt. Ein leichte Kühlung der Wunden ist hilfreich. Bei umfangreichen Verbrennungen sollte aufgrund der erhöhten Gefahr der Unterkühlung darauf verzichtet werden. Die Kühlung der Wunde scheint den Heilungsverlauf nicht zu beeinflussen – ein Verhindern des "Nachbrennens" wird kontrovers diskutiert.

7. Therapie

7.1. Setting

Brandverletztenzentren (BVZs) bzw. "Burn Center" verfügen über spezielle Räumlichkeiten mit intensivmedizinischen Therapiemöglichkeiten sowie besonderen Operationsräumen. Generell wird die Versorgung in einem Zentrum jedem Patienten empfohlen. Bestimmte Brandverletzungen sollten in jedem Falle in einem BVZ versorgt werden.[2] Dazu zählen:

  • Verbrennung Grad 3
  • Verbrennung Grad 2 mit mehr als 10 % der KOF
  • Verbrennungen an den Händen, im Gesicht oder im Genitalbereich
  • Stromunfälle bzw. Blitzschlag
  • Verätzungen durch Chemikalien
  • Vorliegen eines Inhalationstraumas
  • Patienten mit schweren Begleiterkrankungen

7.2. Basismaßnahmen

Basismaßnahmen der klinischen Therapie sind:

7.2.1. Volumensubstitution

Ab einer verbrannten Körperoberfläche von 15 % bei Erwachsenen und 8 % bei Kindern muss eine intravenöse Flüssigkeitszufuhr in Form von Vollelektrolytlösungen angestrebt werden, um einem Volumenmangelschock und einer möglichen Sepsis oder SIRS entgegenzuwirken. Kolloidale Lösungen sollten besonders in der frühen Phase vermieden werden, da sie die Ödembildung fördern.[3]

Die benötigte Flüssigkeitsmenge kann orientierend anhand der Baxter-Parkland-Formel oder der Brooke-Formel berechnet werden.

siehe auch: Verbrennungskrankheit

7.2.2. Debridement

Unterschieden wird in ein mechanisches (nicht-chirurgisches) und chirurgisches Debridement. Bei ersterem wird oberflächliches nekrotisches Gewebe durch Bürsten oder Schwämme entfernt. Ein chirurgisches Debridement kann epifaszial oder tangential erfolgen. Ein epifasziales Debridement zeichnet sich durch einen geringeren Blutverlust und eine zeitsparende Arbeitsweise aus, hinterlässt jedoch nur ein ungenügendes Transplantatlager. Die tangentiale Nekrektomie hingegen erfolgt zeitintensiv durch die schichtweise Abtragung des verbrannten Gewebes bis zum Erscheinen eines gut durchbluteten Wundgrunds - hierbei kann Dermis erhalten werden, sodass ein geeignetes Transplantatlager entsteht.

Eine Sonderform des chirurgischen Debridement stellt das enzymatische Debridement mit Bromelain dar.

7.2.3. Defektdeckung

Tief-dermale Verbrennungen benötigen i.d.R. eine chirurgische Defektdeckung. Zur Anwendung kommen autologe Hauttransplantate. Am häufigsten werden gemeshte Spalthauttransplantate verwendet, die den besten Kompromiss aus Sekretabfluss, Expansionsverhältnis und funktionell-ästhetischem Ergebnis aufweisen. Kleinere Verbrennungen an funktionell stark beanspruchten Stellen (über großen Gelenken, Halsbereich) können auch mit Vollhauttransplantaten oder Lappenplastiken gedeckt werden. Bei ausgedehntesten Verbrennungen (> 70 % der KOF) kommen auch autologe Keratinozytentransplantate zum Einsatz.

Verbrennungen sollten spätestens nach 3 Wochen gedeckt bzw. abgeheilt sein, da ansonsten die Gefahr von Kontrakturen oder hypertropher Narbenbildung erhöht ist.[2]

8. Spätfolgen

Verbrennungsnarben können zu Kontrakturen und Bewegungseinschränkungen führen, die einer physiotherapeutischen Beübung oder sekundärer chirurgischer Rekonstruktion bedürfen.

Nach Verbrennungen ist eine erhöhte Inzidenz von Narbenkarzinomen beschrieben. Dabei handelt es sich am häufigsten um Plattenepithelkarzinome. Insgesamt erscheint die Inzidenz mit 1 bis 2 % jedoch nur kaum gegenüber der Normalbevölkerung erhöht.

9. Quellen

10. Weblinks

  • Hess JJ. Pavement Burns. New Engl J Med 2025 - Fallbericht: Verbrennung der Fußsohlen auf Asphalt - mit Abb., abgerufen am 22.04.2025

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