Drogenabhängigkeit
Synonym: Drogensucht (obsolet)
Englisch: substance dependance, drug addiction
Definition
Als Drogenabhängigkeit bezeichnet man das pathologische Verlangen nach dem wiederholten Konsum von psychotropen Substanzen (Drogen). Sie wird in psychische (geistige) und physische (körperliche) Abhängigkeit unterschieden.
siehe auch: Drogenabusus
Klassifikation nach ICD10
- F10.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Alkohol
- F11.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Opioide
- F12.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Cannabinoide
- F13.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Sedativa oder Hypnotika
- F14.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Kokain
- F15.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch andere Stimulanzien, einschließlich Koffein
- F16.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Halluzinogene
- F17.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch Tabak
- F18.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch flüchtige Lösungsmittel
- F19.2 Psychische und Verhaltensstörungen durch multiplen Substanzgebrauch und Konsum anderer psychotroper Substanzen
Ursachen
Psychische Drogenabhängigkeit
Das menschliche Gehirn verfügt über ein komplexes Belohnungssystem, welches u.a. durch die Ausschüttung von Dopamin, Adrenalin und Endorphinen gesteuert wird. Diese Neurotransmitter lösen im Körper stimulierende, rauschähnliche oder beruhigende Zustände aus, die bei Substanzmissbrauch biochemisch zu einem Verlangen einer erneuten Substanzeinnahme führen. Somit wird die Einnahme der Substanz im Gehirn als Belohnung gespeichert.
Physische Drogenabhängigkeit
Bei der physischen Abhängigkeit gewöhnt sich der Körper an einen bestimmten Substanzspiegel im Organismus und macht die Substanz zu einem Teil seines normalen Stoffwechsels. Fehlt dieser Stoff, kommt es zu körperlichen Entzugserscheinungen.
Drogen
Unter anderen können folgenden Stoffe als Drogen verwendet werden:
- Nikotin
- Alkohol
- Dexamfetamin
- Methylphenidat
- Opioide]wie z.B. Codein, Methadon, Levomethadon, Fentanyl, Tramal, Tilidin oder Heroin
- Koffein
- Lösungsmittel, z.B. Wundbenzin
- Verschreibungspflichtige Antiadiposita
- Benzodiazepine
- Biperiden
- Atropinhaltige Pflanzen, z.B. Stechapfel, Engelstrompete, Tollkirsche
- Barbiturate
- Propofol
- Lachgas
- Kokain
- Cannabis
- Synthetische Cannabinoide z.B. Spice
- "Badesalz" (d.h. als Badesalz deklarierte Amphetamin-Derivate)
- Amphetamin
- Crack
- Kath
- Harmalin
- LSD (Lysergsäurediäthylamid)
- Kratom
- Kawa-Kawa
- Ketamin
- MDMA
- Ecstasy
- Mescalin
- PCP
- Methamphetamin
- Salvia divinorum
- Psilocybin
- Psilocin
Entzugssymptome
- Unruhe
- Drang nach erneuter Drogeneinnahme (Craving)
- Depression
- Schweißausbrüche
- Übelkeit, Erbrechen
- Gliederschmerzen
- Krampfanfälle
- Angstzustände
- Drogeninduzierte Psychose
- Hypertonie
- Auslösen einer latent vorhandenen Schizophrenie
Therapie
Drogenentzug
Bei einer körperlich bestehenden Drogenabhängigkeit steht der stationäre Drogenentzug an erster Stelle. Hier wird der Patient während des Entzugs überwacht und gegebenenfalls auch mit Medikamenten gegen das Entzugssyndrom therapiert. Vor allem Krampfanfälle stellen eine Gefährdung für den Drogenabhängigen dar und sollten nur innerhalb eines stationären Rahmens behandelt werden, z.B. mit rektaler Gabe von Diazepam und Monitoring. Gegen die vegetativen Symptome des Entzugs und zur Blutdrucksenkung wird das Medikament Clonidin gegeben.
Drogenentwöhnung
Nach dem körperlichen Entzug beginnt die Phase der Drogenentwöhnung. Diese dauert in der Regel Monate an und ist häufig von Rückfällen geprägt. In diesem Zeitraum sollten die Betroffenen intensiv therapiert, psychisch unterstützt und möglichst in ein "drogenfreies" Umfeld integriert werden, um einen Drogenrückfall zu vermeiden. Zu den Therapieangeboten zählen z.B.:
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