MDMA
Synonyme: 3,4-Methylendioxy-N-methylamphetamin, Methylendioxymethylamphetamin
Definition
MDMA ist eine psychotrope Substanz aus der Gruppe der Amphetamine, die weltweit als Rauschmittel missbraucht wird.
Wirkmechanismus
MDMA gilt als indirektes Sympathomimetikum. Der Wirkmechanismus beruht vorrangig auf der Ausschüttung (Release) der Neurotransmitter Noradrenalin und Dopamin aus den präsynaptischen Vesikeln. Zudem wird deren Wiederaufnahme und Abbau gehemmt (Monoaminoxidasehemmer). Durch intrinsische Aktivität werden darüber hinaus Adrenozeptoren und Serotoninrezeptoren aktiviert. MDMA steigert die Serotoninausschüttung, hemmt die Serotonin-Wiederaufnahme durch Besetzung des Carrier-Moleküls und vermindert gleichzeitig den Serotonin-Abbau. Hierdurch wird das Wirkungsspektrum durch eine entaktogene, empathogene wie auch euphorisierende Wirkung erweitert.
Die Wirkung setzt innerhalb von 20 bis 60 Minuten ein und hält bis zu 6 Stunden lang an. Aufgrund der massiven Entleerung der neuronalen Katecholamin- und Serotoninspeicher kommt es nach dem Rauschzustand zu schweren, anhaltenden depressiven Erschöpfungszuständen, die über mehrere Tage, in einigen Fällen jedoch länger, anhalten können.
Symptome nach Ingestion
Nach MDMA-Ingestion kann es zu vielfältigen klinischen Symptomen kommen. Zu diesen zählen beispielsweise:
- Arrhythmien, Tachykardie, Hypertonie
- Agitation
- Mydriasis
- Stimmungsaufhellung, Euphorie
- Logorrhoe
- verstärktes emotionales Empfinden
- Dysphorie
- Appetitlosigkeit und fehlender Durst, Dehydratation
- Übelkeit und Erbrechen, besonders beim Wirkungseintritt
- Mundtrockenheit
- Trismus
- Bruxismus
- Palpitationen
- Tremor
- erektile Dysfunktion
- Ejaculatio retarda bis hin zur Anorgasmie
- Unterdrückung des Schlafbedürfnisses
- Induktion von Psychosen (taktile, akustistische und visuelle Halluzinationen, Verfolgungswahn, Verhaltensstereotypien, Zwangsstörungen, formale und inhaltliche Denkstörungen)
- Panikattacken
Mögliche Akutkomplikationen sind Suizidalität, intrakranielle Blutungen, Nierenversagen, toxische Hepatitis, Myokardinfarkt und Insult.
Als mögliche Spätkomplikation kann darüber hinaus eine degenerative Gehirnveränderung auftreten, besonders in den Raphekernen.
Pharmakokinetik
Die Resorption von MDMA findet im Magen-Darm-Trakt innerhalb der ersten 2 Stunden nach Ingestion statt. Amphetamine gelangen grundsätzlich über die Blutbahn in das zentrale Nervensystem.
Die Metabolisierung von MDMA erfolgt hepatisch über O-Demethylierung, die teilweise Cytochrom P450-katalysiert ist (insbesondere CYP2D6), und über Catechol-O-Methyltransferase (COMT)-katalysierte Methylierung. Anschließend werden die Metabolite mit Glucuronsäure und/oder Sulfat konjugiert. Die Ausscheidung der Metabolite erfolgt renal.
Zusätzlich wird MDMA über N-Dealkylierung zum ebenfalls psychoaktiven MDA (3,4-Methylenedioxyamphetamine) abgebaut, das in weiteren Schritten ähnlich wie MDMA verstoffwechselt wird.[1]
Wechselwirkungen
MDMA ist ein Inhibitor der CYP450-Enzyme (z.B. CYP2D6), wodurch es zu Arnzeimittelinteraktionen kommen kann. Die CYP2D6-Enzymaktivität ist bis zu 10 Tage beeinträchtigt.[2] Weiterhin kann der Gebrauch von MDMA in Kombination mit Medikamenten, die den Serotoninhaushalt beeinflussen, zu einem lebensgefährlichen Serotonin-Syndrom führen.
Therapie
Durch Ansäuern des Urins kann die Ausscheidung von MDMA erhöht werden. Bei akuten psychotischen Zustandsbildern hat sich der Einsatz von dämpfenden Neuroleptika bewährt.
siehe auch: Ecstasy-Intoxikation
Rechtsstatus
MDMA wird in Deutschland seit 1986 in Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes geführt und ist somit ein nicht verkehrsfähiges und nicht verschreibungsfähiges Betäubungsmittel.
In Australien wurde 2023 MDMA zur psychotherapeutisch begleiteten Behandlung von posttraumatischen Belastungsstörungen (PTBS) zugelassen.[3] In den USA hat sich ein die FDA beratendes Gremium Anfang Juni 2024 trotz der eindrücklichen Effekte deutlich gegen die Zulassung von MDMA für diese Indikation ausgesprochen. Eine endgültige Entscheidung der Behörde wird noch in diesem Jahr erwartet.[4]
Quellen
- ↑ de la Torre et al. Human pharmacology of MDMA: pharmacokinetics, metabolism, and disposition. Ther Drug Monit 2004; 26(2):137-44.
- ↑ de la Torre et al. MDMA, methamphetamine, and CYP2D6 pharmacogenetics: what is clinically relevant? Front Genet 2012; 12;3:235.
- ↑ MDMA and psilocybin. TGA am 01.07.2023. Abgerufen am 07.06.2023
- ↑ Final Summary Minutes of the Psychopharmacologic Drugs Advisory Committee Meeting, FDA 04.06.2024, abgerufen am 09.08.2024
Literatur
- Scherbaum N. Das Drogentaschenbuch. 6. Aufl., Stuttgart, New York : Thieme 2019