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Suizidalität

1. Definition

Unter dem Begriff Suizidalität versteht man einen psychischen Zustand, bei dem Gedanken und Verhalten eines Menschen darauf ausgerichtet sind, den eigenen Tod selbst zu verursachen, d.h. einen Selbstmord (Suizid) zu begehen.

2. Epidemiologie

In den Industrienationen gehört der Suizid zu den zehn häufigsten Todesursachen. Die Anzahl der erfolgreichen Suizide ist bei Männern höher als bei Frauen.

3. Ätiopathogenese

3.1. Biologische Erklärungen

Man vermutet, dass eine genetische Komponente eine Rolle bei der Entwicklung der Suizidalität spielt. Ein erniedrigter Spiegel von Serotonin im Liquor erhöht ebenfalls das Risiko für Suizidalität.

3.2. Psychodynamische Erklärungen

3.2.1. ... nach Freud

Freud ging davon aus, dass der reale oder phantasierte Verlust eines bestimmten Objektes zu Aggressionen führt. Diese Aggressionen sind auf das Objekt gerichtet, das jedoch trotz der Aggressionen noch geliebt wird. Die Liebe zum Objekt führt dazu, dass ein betroffener Mensch die entwickelten negativen Gefühle gegen sich selbst richtet, Schuldgefühle entwickelt und letztendlich auch suizidal werden kann.

3.2.2. ... nach Henseler

Henseler ging davon aus, dass bei einem Menschen mit gering ausgeprägtem Selbstwertgefühl Abwehrmechanismen nicht mehr ausreichen, um Kränkungen zu kompensieren. Damit das psychische Gleichgewicht nicht vollständig zusammenbricht, wird im Unterbewusstsein auf die Existenz als Individuum verzichtet, was letztendlich zur Suizidalität führen kann.

3.2.3. ... nach Ringel

Auch bei Ringel spielen Kränkungen bei der Entwicklung der Suizidalität eine Rolle. Kränkungen und auch Enttäuschungen führen nach Ringel im Laufe der Zeit zu einem inneren Rückzug. Aggressionen gegenüber den Mitmenschen werden reduziert und auf die eigene Person gerichtet, was zum Suizid führen kann.

3.3. Verhaltenstherapeutische Erklärungen

Kanfer entwickelt mit seinem SORKC-Modell eine verhaltenstherapeutische Erklärung.

4. Klinik

Gedanken und Handlungen der betroffenen Patienten sind auf die Herbeiführung des eigenen Todes ausgerichtet. Häufig bestehen neben der Suizidalität eine Depression oder eine psychotische Erkrankung.

5. Therapie

Suizidalität sollte stets angesprochen werden. Grundlegend für eine Therapie ist eine gute Beziehung zwischen Arzt und Patient.

Bei Suizidalität ist eine stationäre Aufnahme angebracht, wenn keine ausreichende Absprachefähigkeit besteht und die Suizidalität sehr ausgeprägt ist. Wenn eine Absprachefähigkeit erhalten, die Einhaltung eines Kontaktschemas gegeben ist und der Patient sozial gut eingebunden ist, ist in einigen Fällen auch eine ambulante Betreuung möglich.

Die Dokumentation sollte regelmäßig und gründlich erfolgen. Eine Behandlung der Grunderkrankung ist obligat. Dazu gehört z.B. die Verordnung von Antidepressiva oder Neuroleptika.

6. Prognose

Die Grunderkrankung und die Qualität der Behandlung und Betreuung bestimmen die Prognose.

7. Prävention

Zur Prävention stehen viele frei verfügbare Angebote für Personen bereit, die sich in einer suizidalen Phase befinden. Eine Auflistung von Hilfsangeboten findet sich z.B. auf der Webseite der Deutschen Gesellschaft für Suizidprävention (s.u.).

8. Weblink

Stichworte: Suizid
Fachgebiete: Psychiatrie

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