Schuldgefühl
Definition
Schuldgefühle sind negative Emotionen und Gedanken, die durch Handlungen oder Vorstellungen entstehen, die ein Individuum als Abweichung von der sozialen Norm bzw. von eigenen Wertmaßstäben interpretiert. Schuldgefühle sind ein zentraler Bestandteil der menschlichen Moralentwicklung und können sowohl adaptiv wirken (z.B. Förderung von Wiedergutmachung) als auch maladaptiv, wenn sie übermäßig stark oder unbegründet auftreten.
Hintergrund
Schuldgefühle basieren meist auf der negativen Bewertung eines spezifischen Verhaltens. Im Instanzenmodell von Sigmund Freud wird das Schuldgefühl dabei durch das Über-Ich ausgelöst. Es steht damit im Gegensatz zur Scham, die durch einen Vergleich mit dem Ichideal ausgelöst wird.
Die Fähigkeit zum Erleben von Schuldgefühlen wird in der Kindheit erworben. Sie gehören zu den selbstreflexiven Emotionen und setzen etwa ab dem zweiten Lebensjahr ein, wenn die Differenzierung des eigenen Selbst von den anderen möglich ist und eine grobe Bewertung der eigenen Handlungen in Abhängigkeit von der Elternreaktion beginnt.
Klinik
Schuldgefühle können als Symptom oder Nebensymptom psychischer Erkrankungen auftreten, u.a. bei Depressionen, Zwangsstörungen und Impulskontrollstörungen.
Beispiele
Schuldgefühle werden u.a. ausgelöst durch:
- emotionale Verletzung eines Dritten (Seitensprung, Trennung, Mobbing)
- Vernachlässigung einer Bezugsperson
- kriminelle Handlungen