Mobbing
von englisch: mob - Menschenmenge, to mob - umringen
Englisch: mobbing, bullying
Definition
Mobbing bezeichnet das wiederholte, systematische und feindselige Verhalten gegenüber einer Person, mit dem Ziel, diese psychisch zu verletzen, sozial auszugrenzen oder aus einer Gemeinschaft zu verdrängen. Es kann in verschiedenen Kontexten auftreten – insbesondere am Arbeitsplatz, in der Schule oder im digitalen Raum (Cybermobbing).
Hintergrund
Im medizinischen Kontext ist Mobbing relevant als psychosozialer Stressor, der mit einem erhöhten Risiko für psychische und somatische Erkrankungen einhergeht. Mobbing ist durch drei Kernelemente definiert:
- Machtgefälle zwischen Tätern und Betroffenen (z.B. Vorgesetzter bei der Arbeit oder Gruppe gegen einen Einzelnen)
- absichtliche Schädigung der Betroffenen
- Regelmäßigkeit, Dauer und Wiederholung der schädigenden Handlungen
Im Arbeitskontext wird hier z.B. ein Auftreten von mindestens einem Vorfall wöchentlich über einen Zeitraum von 6 Monaten genannt.[1] Mobbing kann somit klar von situativen Konflikten abgegrenzt werden.[2][3]
Betroffene können sich aufgrund einer tatsächlichen oder erlebten Ohnmacht nicht effektiv verteidigen.
siehe auch: Mobbing am Arbeitsplatz
Formen
Typische Mobbinghandlungen sind:
- Verbreitung von Gerüchten oder Lügen
- soziale Isolation (z.B. gezieltes Ignorieren)
- Abwertende Gesten oder mimische Signale
- Entzug von Informationen, die für die Arbeit notwendig sind
- öffentliche Bloßstellung oder Beschimpfungen
- gezielte Über- oder Unterforderung
Klinik
Mobbing stellt einen chronischen psychosozialen Stressor dar. Wiederholte Stressreaktionen können zur Entstehung zahlreicher Erkrankungen beitragen, darunter:[4][5]
- Depressionen
- Angststörungen
- Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Somatoforme Störungen
- Schlafstörungen
- Herz-Kreislauf-Erkrankungen (z.B. arterielle Hypertonie)
- Gastrointestinale Beschwerden
In Extremfällen kann Mobbing zur Suizidalität führen.
Eine höhere Frequenz und längere Dauer des Mobbings wirkt sich stärker negativ auf das Wohlbefinden und körperliche und psychische Gesundheit aus, was die Notwendigkeit einer möglichst frühzeitigen Erkennung und Intervention verdeutlicht.[4]
Diagnostik
Die Diagnose von Mobbing gestaltet sich oft schwierig, da keine einheitlichen klinischen Kriterien existieren. Sie basiert in erster Linie auf einer ausführlichen Anamnese, in der die psychosoziale Belastung der betroffenen Person erfasst wird.
Ergänzend können psychometrische Verfahren – etwa standardisierte Fragebögen zum Mobbingerleben – eingesetzt werden, um Ausmaß und Dauer der Belastung objektivierbar zu machen. Klinische Interviews dienen zur Abklärung möglicher komorbider Störungen. Eine sorgfältige Abgrenzung von allgemeinen Konflikten, Burnout oder anderen Stressfolgen ist notwendig.
Therapie
Je nach Kontext stehen Psychoedukation, Krisenintervention (inkl. Suizidrisikomanagement) oder die leitliniengerechte Behandlung der resultierenden Störungsbilder im Vordergrund.[4][5]
Weblinks
- Mobbing in der Arbeitswelt (Bundesministerium für Arbeit und Soziales)
- Mobbing im Krankenhaus: Symptom eines Organisationsversagens? (Fehlzeiten-Report 2014)
- Mobbing in der Schule: Opfer empfinden tiefe Hilflosigkeit (Deutsches Ärzteblatt)
Quellen
- ↑ Zachariadou et al., Prevalence and Forms of Workplace Bullying Among Health-care Professionals in Cyprus: Greek Version of the LIPT Questionnaire, Saf Health Work, 2018
- ↑ Green et al., Identifying Bully Victims: Definitional versus Behavioral Approaches, Psychol Assess, 2012
- ↑ Andrews et al., Bullying and the Abuse of Power, Int J Bullying Prev, 2023
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Moore et al., Consequences of bullying victimization in childhood and adolescence, World Journal of Psychiatry, 2017
- ↑ 5,0 5,1 Zhu et al., Meta-analysis of the relationship between bullying and suicidal ideation and behaviors, International Journal of Environmental Research and Public Health, 2023