Cybermobbing
von englisch: mob - Menschenmenge, to mob - umringen
Synonym: Cyber-Mobbing
Englisch: cybermobbing, cyberbullying
Definition
Cybermobbing ist Mobbing mittels digitaler Kommunikationsmittel, das typischerweise über soziale Netzwerke, Messenger, Foren oder Online-Spiele stattfindet und zu gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen kann.
Hintergrund
Zentral für das Cybermobbing ist die wiederholte, absichtliche Schädigung einer Person, mit dem Ziel einer Herabwürdigung, Bloßstellung oder Ausgrenzung.[1] Abgrenzend zu anderen Formen des Mobbings spielen bei Cybermobbing jedoch noch andere Faktoren hinein:
- Anonymität: Täter agieren häufig unter Pseudonymen oder anonym
- räumliche und zeitliche Entgrenzung: Angriffe sind nicht an einen bestimmten Ort und Zeitraum gebunden (z.B. Arbeitsplatz oder Schule)
- hohe Reichweite und Langlebigkeit der digitalen Inhalte
Durch die Kombination dieser Faktoren kann die Belastung der Betroffenen verstärkt werden.[2] Häufig treten zudem Online- und Offline-Mobbing kombiniert auf.
Epidemiologie
In Deutschland waren laut der HBSC-Erhebung 2022 ca. 7 % der 11- bis 15‑jährigen an Cybermobbing beteiligt (als Betroffene und/oder Mitwirkende).[2] Die Studie Cyberlife V zeigte im Jahr 2024, dass rund 18,5 % der Schüler von Cybermobbing betroffen sind.[3]
Im Jahr 2021 zeigten repräsentative Befragungen unter Erwachsenen (18–65 Jahre) in der Schweiz eine Prävalenz von Cybermobbing von 10,6 %. In Deutschland lag die Prävalenz bei 11,5 % und in Österreich bei 13,5 %.[4]
Formen
Risikofaktoren
Jugendliche und junge Erwachsene sind besonders gefährdet, sowohl Opfer als auch Täter von Cybermobbing zu werden. Betroffene weisen häufig psychischen Vorerkrankungen und ein geringes Selbstwertgefühl auf. Auf der anderen Seite gelten geringe Impulskontrolle, Empathiemangel und aggressives Verhalten als Prädiktoren für Täterrollen.
Plattformspezifische Verstärkungsmechanismen und unzureichende Moderation können Cybermobbing verstärken.
Klinik
Betroffene von Cybermobbing haben ein erhöhtes Risiko für depressive Symptome, Traumafolgestörungen, selbstverletzendes Verhalten und Suizidalität. [7] Ebenso werden Schlafstörungen, Kopfschmerzen und Bauchschmerzen sowie Leistungsabfall, Schulabsentismus und soziale Isolation beschrieben.[3]
Zugleich weisen Studien auf bidirektionale Zusammenhänge hin, da vorbestehende psychische Belastungen das Risiko erhöhen, Opfer von Mobbing zu werden.[8]
Diagnostik
Bei Hinweisen auf Mobbing sollten in Anamnese und psychopathologischem Befund digitale Übergriffe erfragt werden. Bei Verdacht sind standardisierte Assessmentinstrumente zu Depression, Angst, Trauma und Suizidrisiko indiziert.[1][9]
Therapie
Akutmaßnahmen umfassen Psychoedukation und eine Anbindung an Beratungsstellen.[3] Außerdem ist eine Dokumentation für eine eventuelle Strafverfolgung entscheidend. In der Behandlung werden traumafokussierte Ansätze, sowie eine Behandlung von Komorbiditäten und Folgestörungen empfohlen.
Die Einbindung des sozialen Umfelds kann hierbei die Versorgungsqualität verbessern.[1]
Prävention
- Primärprävention: Förderung von Medienkompetenz, digitale Resilienz und plattformseitige Schutzmechanismen[5]
- Sekundärprävention: Früherkennung in Schule, Praxis und Jugendhilfe sowie zeitnahe Intervention
- Tertiärprävention: Rückfallprophylaxe, Wiederherstellung des sozialen Status und Umgang mit Langzeitfolgen[10]
Rechtliches
Cybermobbing ist in Deutschland kein eigenständiger Straftatbestand, wird aber regelmäßig über Einzelhandlungen im Rahmen des Mobbings geahndet (u.a. Beleidigung, üble Nachrede/Verleumdung, Bedrohung, Nötigung, Verletzung des höchstpersönlichen Lebensbereichs durch Bildaufnahmen).[6]
Auch wiederholt ausgeübte, für sich nicht strafbare Handlungen, können als "Nachstellung" einer Strafbarkeit unterliegen. Grundlage für eine schulische, zivil- oder strafrechtliche Ahndung ist eine Beweissicherung und umfassende Dokumentation.[6] Ärztliche und psychotherapeutische Gutachten und Stellungnahmen, sowie medizinische Befunde kommen als Nachweis in Strafverfahren teils eine entscheidende Rolle zu.[5]
Weblinks
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Katzer, Cybermobbing, Kohlhammer, 2023
- ↑ 2,0 2,1 Robert Koch-Institut (HBSC-Studienverbund), Journal of Health Monitoring 1/2024: Mobbing und Cybermobbing an Schulen (HBSC Deutschland 2022), RKI, 2024
- ↑ 3,0 3,1 3,2 Bündnis gegen Cybermobbing, BARMER, Cyberlife V – Cybermobbing bei Kindern und Jugendlichen steigt weiter, 2024
- ↑ Beitzinger und Leest, Mobbing und Cybermobbing bei Erwachsenen – Eine empirische Bestandsaufnahme in Deutschland, Österreich und der deutschsprachigen Schweiz, Bündnis gegen Cybermobbing e.V., 2021
- ↑ 5,0 5,1 5,2 Katzer, Cybermobbing – wenn das Internet zur W@ffe, Deutscher Taschenbuch Verlag, 2013
- ↑ 6,0 6,1 6,2 Csef, Cybermobbing, Die Kriminalpolizei, 2018
- ↑ Paschke und Thomasius, Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung Gesundheitsschutz 2024: Digitale Mediennutzung und psychische Gesundheit bei Adoleszenten – eine narrative Übersicht, 2024
- ↑ Paschke und Thomasius, Digitale Mediennutzung und psychische Gesundheit bei Adoleszenten – eine narrative Übersicht, Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz, 2024
- ↑ AWMF: S2k-Leitlinie Suizidalität im Kindes- und Jugendalter 2016
- ↑ MPFS – Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest, JIM-Studie 2023 – Jugend, Information, Medien, 2023