Psilocybin
Synonyme: Indocybin, CY-39, 4-Phosphoryloxy-N,N-dimethyltryptamin, 3-(2-Dimethylaminoethyl)-5 –phosphoryloxysäureindol, 4-Phosphoxy-N-dimethyl- tryptaminsäure, N[(N,N-Dimemethylpropan)- 4-(phosphoryloxysäure)]indol
Englisch: psilocybin
Definition
Psilocybin ist ein besonders aus dem Reich der Pilze bekanntes, zur Gruppe der Tryptamine gehörendes Indolalkaloid. Es ist bekannt für seine rauschauslösende Wirkung und wird z. T. durch den Verzehr der entsprechenden Pilze als Droge konsumiert.
Vorkommen
Psilocybin kommt in bestimmten Pilzen vor, die als Gruppe der psilocybinhaltigen Pilze zusammengefasst werden. Dies sind in erster Linie Vertreter der Gattung Psilocybe (Kahlköpfe), nach welchen die Substanz benannt ist. Einige Arten sind:
- Psilocybe azurescens
- Psilocybe cyanescens
- Psilocybe mexicana
- Psilocybe semilanceata (Spitzkegeliger Kahlkopf, in Mitteleuropa weit verbreitet)
- Psilocybe tampanensis
Weiterhin ist die Substanz in den Fruchtkörpern von Vertretern anderer Pilzgattungen, z.B. Panaeolus (Düngerlinge), nachweisbar.
Chemie
Das Indolalkaloid Psilocybin besitzt die Summenformel C12H17N2O4P und eine Molekülmasse von 284,25 g/mol. In seiner Struktur weist es einen Benzolring auf und kann somit zur Gruppe der aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen gezählt werden. Die Substanz liegt bei Zimmertemperatur in festem Aggregatzustand vor. Der Schmelzpunkt ist relativ variabel und liegt zwischen 220 und 230 °C. Psilocybin als solches gilt als Zwitterion. Direkt nach der oralen Aufnahme wird im Organismus eine Phosphatgruppe abgespalten. Dadurch wird es zu Psilocin. Der Nachweis von Psilocybin kann im Rahmen einer Dünnschichtchromatographie erfolgen.
Pharmakologie
Psilocybin ist ein Prodrug, der pharmakologisch aktive Metabolit ist Psilocin. Dieses interagiert als hochaffiner Partialagonist mit dem Serotoninrezeptor 5-HT2A. Hierauf wird die psychotrope Wirkung der Substanz zurückgeführt. Zudem lässt sich eine allgemein dämpfende Wirkung auf das Zentralnervensystem nachweisen.
Wirkungen
Die Aufnahme von Psilocybin kann zu folgenden Wirkungen führen:
- gastrointenstinale Symptome wie Erbrechen, Durchfall, Bauchschmerzen und gelegentlich Darmkoliken
- Flashbacks (jedoch wesentlich seltener als beim Konsum von LSD)
- HPPD (Hallucinogen persisting perception disorder): Dieses Phänomen tritt beim Genuss von Psilocybin höchstselten auf. Es wurden Fälle bekannt, in denen die Kombination mit Cannabis zu HPPD führte.
- Halluzinationen (z. B. optische) und Verstärkung der Farbwahrnehmung
Anxiolyse
Eine anxiolytische Wirkung von Psilocybin wurde bereits mehrfach diskutiert. Zwei 2016 veröffentlichte Studien (Ross, New York University & Griffiths, Johns Hopkins University) bestätigen diese Effekte. In einer Studiengruppe wurden 51 Patienten (Krebspatienten mit depressiver Symptomatik und Angststörungen) untersucht. Die Dosierung wird mit einmalig 1 oder 3 mg/ 70 kg (Placebogruppe) bzw. zweimalig 22 oder 30 mg/ 70 kg angegeben. Nach fünf Wochen wurde erneut dosiert, wobei die Gruppen getauscht wurden (Cross-over). In einer zweiten Studie wurden 29 Patienten (ebenfalls mit Depressionen und Angststörungen) mit 0,3 mg/kg oder Niacin (Placebo) dosiert. Hier erfolgte eine erneute Dosierung und Tausch der Placebo- und Psilocybingruppe nach sieben Wochen. Patienten beider Studiengruppen erhielten begleitend eine Psychotherapie.
Die Bewertung der Effekte erfolgte unter anderem anhand von Skalen, die mittels Tests wie Beck-Depressions-Inventar (BDI), Hospital Anxiety and Depression Skala (HADS) und State-Trait Anxiety Inventars (STAI) ermittelt wurden. Somit konnten Veränderungen in der Angst- und Depressionssymptomatik dokumentiert werden.
Bei 80 % der Patienten besserten sich Wohlbefinden und Lebensqualität. Die Wirkung hält teilweise länger als 6 Monate an. Diese Langzeitwirkung ohne regelmäßige Applikation kann mit den derzeitigen Kenntnissen bezüglich der Pharmakologie von Psilocybin und Psilocin nicht erklärt werden und werden Gegenstand weiterer Studien sein.[1]
Wechselwirkung mit MAO-Hemmern
Eine gleichzeitige Einnahme von Psilocybin mit einem Monoaminooxidase-Hemmer kann die psychogene Wirkung von Psilocybin signifikant verstärken. Im Extremfall kann es zur Ausprägung eines Serotoninsyndroms kommen. Das Enzym Monoaminooxidase ist für den Abbau zahlreicher Neurotransmitter – und im konkreten Fall auch Psilocybin – zuständig. Findet eine medikamentöse Hemmung dieses Enzyms statt, verbleibt die Substanz länger im ZNS und entfaltet ihre Wirkung entsprechend verlängert.
Weitere Informationen über Diagnose und Therapie bei einer Überdosierung mit Psilocybin sind unter dem Artikel Psilocybin-Syndrom zu finden.
Geschichte
Bekanntheit erlangten das Psilocybin und die jeweiligen Pilze durch den US-amerikanischen Wissenschaftler R. Gordon Wasson, der im Jahr 1957 einen Artikel mit dem Namen Magic Mushrooms herausbrachte.
Rechtsstatus
Psilocybin und sein Metabolit Psilocin werden in Deutschland in Anlage I des Betäubungsmittelgesetzes geführt. Somit sind die Substanzen nicht verkehrsfähig und nicht verordnungsfähig. Der Umgang mit ihnen ist genehmigungspflichtig. In Australien wurde Psilocybin 2023 zur psychotherapeutisch begleiteten Behandlung der therapieresistenten Depression zugelassen.[2]
Quellen
- ↑ Pharmazeutische Zeitung: Psilocybin - Halluzinogen lindert Ängste bei Krebs, Govi Verlag, 49. Ausgabe, 8.12.2016.
- ↑ MDMA and psilocybin. TGA am 01.07.2023. Abgerufen am 07.06.2023