Psilocybin-Syndrom
Definition
Bei dem Psilocybin-Syndrom handelt es sich um eine Pilzvergiftung, die sich durch rauschartige Zustände äußert und in der Regel nicht lebensgefährlich oder organschädigend ist.
Hintergrund
Psilocybin-haltige Pilze werden häufig als Rauschmittel verwendet. Unbeabsichtigte Vergiftungen sind so gut wie unbekannt, was wohl an den sehr kleinen Fruchtkörpern liegt, die für einen Speisepilzsammler uninteressant wären. Die Auswirkungen des Psilocybin-Syndroms ähneln denen des LSD.
Verursachende Pilze
- Spitzkegeliger Kahlkopf (Psilocybe semilanceata)
- weitere Kahlköpfe (Pilze der Psilocybe-Gruppe)
- Heudüngerling (Panaeolina foenisecii)
- diverse Düngerlingsarten (Phanaelus spec.)
- Glockenschüpplinge (Pholiotina-Arten)
- Flämmlinge (Gymnopilus-Arten)
- einige Rißpilze (Inocybe-Arten)
- einige Haublinge (Galerina-Arten)
- weitere psilocybinhaltige Fruchtkörper aus dem außereuropäischen Raum
Wirkstoffe
Die Pilze enthalten vorrangig Psilocybin, Psilocin und Baeocystin. Es handelt sich um Indolalkaloide, welche dem des Mutterkorns ähneln (alle Moleküle haben ein Tryptamin). Das Psilocin stellt den Hauptwirkstoff dar und nicht wie manchmal behauptet das Psilocybin, sein Phosphorsäureester, welches zwar selbst auch als psychoaktiv gilt, jedoch in vivo durch Hydrolyse hauptsächlich in Psilocin metabolisiert wird. Psilocybin allerdings ist stabiler, es oxidiert nicht so schnell wie Psilocin.
Latenzzeit
In der Regel treten die ersten Rauschzustände bereits nach wenigen Minuten nach dem Konsum der Fruchtkörper ein. In einigen Fällen (auch je nach Körpergewicht und Fülle des Magens) kann die Latenzzeit auch länger dauern, extrem selten auch bis zu einer Dreiviertelstunde oder mehr.
Symptome
Bei fast allen Vergiftungen mit psilocybinhaltigen Pilzarten handelt es sich um eine absichtlich herbeigeführte Intoxikation. Es treten kurze Zeit nach dem Genuss folgende Störungen auf:
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Funktionsstörungen des Gleichgewichtssystems
- Gangstörungen ("Gummibeine")
- Bradykardie (Puls sehr niedrig)
- Hypotonie
- leichte Hypothermie
- Frösteln, Piloarrektion
- Sensibilitätsstörungen, Parästhesien oder Taubheit in Armen oder Beinen
- Bewusstseinserweiterung
- Glücksgefühle bis hin zur Euphorie
- manchmal gesteigerte sexuelle Appetenz
- Auditive Halluzinationen
- Pseudohalluzinationen
- Enthemmung oder Isolation
- Depression oder Ekstase
- Trauer oder Friedlichkeit/Dankbarkeit
- Gefühle der tiefsten Einsicht
Sehr selten und nur bei hohen Dosen:
- Hyperpyrexie
- Tobsuchtsanfälle
- Aggression (auch gegen sich selber)
- manchmal Selbstmordgedanken
Prinzipiell ist eine niedrige Dosis meist unproblematisch und kann angenehm sein. Die Inhaltsstoffe haben einen LD50-Wert von mehr als 280 mg/kg. Höhere Dosen verlaufen in Richtung Ich-Auflösung, die in der Regel sehr angstvoll erlebt wird. Das kann für den Kosumenten schnell zu Desorientierung und daraus resultierender Panik führen. Der Konsument erkennt sich selbst nicht wieder.
Pharmakokinetik
Das Alkaloid Psilocybin, ebenso wie Psyilocin wirken aufgrund ihrer strukturellen Verwandtschaft, partiellagonistisch an den Serotoninrezeptoren (5-HT2A). Ebenfalls partiell wirkt es an den serotoninergen Rezeptoren 5-HT1A, 5-HT1D und 5-HT2C. Psilocin erhöht außerdem die Dopaminkonzentration in den Basalganglien.
Diagnose
- Anamnese
- Beobachtung der Symptome
- gegebenenfalls Blutuntersuchung
Therapie
Mit Ausnahme der Gabe von medizinischer Kohle erfolg eine rein symptomatische Therapie, die den Patienten vor allem beruhigen soll. Da es sich in der Regel um beabsichtigte Vergiftungen handelt, erfolgen häufig keine Konsultationen eines Arztes. Die Administration von Diazepam kann die Symptomatik mildern, ist aber meist nicht ausreichend, da die Tryptamine hauptsächlich am serotoninergen 5-HT2A-Rezeptor wirken. Um die Wirkung vollständig aufzuheben, ist die Gabe von 5-HT2A-Antagonisten wie atypischen Neuroleptika vom Typ Olanzapin zu bevorzugen.
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