HPPD
Synonyme: Fortbestehende Wahrnehmungsstörung nach Halluzinogengebrauch
Englisch: Hallucinogen persisting perception disorder
Definition
Als HPPD, kurz für Hallucinogen persisting perception disorder, bezeichnet man eine psychische Störung, die durch den Konsum von Halluzinogenen ausgelöst wird. Kennzeichnend ist das Auftreten von Wahrnehmungsstörungen, obwohl das Rauschmittel bereits vollständig den Organismus verlassen hat und der eigentliche Drogenrausch schon abgeklungen ist.
Geschichte
HPPD wurde erstmals 1954 beschrieben und im Jahr 2000 in das DSM als eigenständiges Syndrom aufgenommen.
Ätiologie
Von den bisher dokumentierten Fällen ist LSD die Substanz, die am häufigsten eine HPPD auslöst. Eine HPPD kann jedoch durch jede Substanz verursacht werden, die halluzinogene Eigenschaften aufweiset. Weitere Rauschmittel, bei denen über das Auftreten einer HPPD berichtet wurde, sind beispielsweise Cannabis, Psilocybin, MDMA oder Ecstasy.
Pathophysiologie
Die genaue Pathophysiologie der HPPD ist derzeit (2022) noch nicht geklärt. Eine Hypothese ist, dass es durch den Konsum von Halluzinogenen zu einer chronischen Enthemmung der visuellen Verarbeitungsprozesse kommt, die zu anhaltenden oder wiederkehrenden Halluzinationen führt. Man vermutet, dass für die Enthemmung eine Zerstörung und/oder Funktionsstörung der kortikalen serotonergen inhibitorischen Interneuronen ursächlich ist. Die Folge ist eine gestörte Filterung von Reizen im Gehirn.
Einteilung
Man unterscheidet zwei Formen:
- HPPD Typ 1: kurze Flashbacks, die zufällig auftreten und von kurzer Dauer sind.
- HPPD Typ 2: chronische und wiederkehrende Halluzinationen über einen Zeitraum von Monaten bis Jahren.
Typ 2 wird am häufigsten bei Patienten diagnostiziert, bei denen bereits eine psychische Störung oder ein chronischer Drogenmissbrauch vorliegt. Jedoch kann diese Form der HPPD auch nach dem einmaligen Konsum eines Halluzinogens auftreten.
Klinik
Charakteristisch für die Erkrankung sind Störungen der Wahrnehmung, insbesondere visuelle Halluzinationen. Visuelle Symptome sind beispielsweise Mikropsien, Makropsien, das Sehen von Farbblitzen, Halos und Auren) sowie eine erworbene Legasthenie. Nicht-visuelle Symptome sind z.B. das Auftreten einer Derealisation, Depersonalisation oder von Synästhesien. Manche Patienten weisen Angstzustände oder Konzentrationsstörungen auf.
Die Symptome können auch noch Monate bis Jahre nach dem Absetzen des ursprünglichen Substanzkonsums auftreten.
Diagnose
Im DSM-5 wird die HPPD unter dem Diagnoseschlüssel 292.89 aufgeführt. Laut DSM-5 müssen zur Diagnosestellung einer HPPD, die folgenden drei Hauptkriterien vorliegen:
- Wiedererleben von einer der mehreren Wahrnehmungsstörungen, die während des Rausches mit den Halluzinogenen erlebt wurden.
- Die Symptome verursachen klinisch bedeutsamen Leidensdruck oder führen zu Beeinträchtigungen in wichtigen Funktionsbereichen wie beispielsweise dem sozialen oder beruflichen Umfeld.
- Die Symptome können nicht auf eine medizinische Grunderkrankung zurückgeführt werden. Sie können nicht durch eine andere psychische Störung oder hypnopompöse Halluzinationen erklärt werden.
Differentialdiagnosen
Mögliche Differentialdiagnosen sind beispielsweise:
Therapie
Eine spezielle Therapie der HPPD existiert nicht. In der Literatur wird über eine Linderung der Symptome durch die Gabe von Clonidin berichtet. Als Medikamente der ersten Wahl zur Behandlung einer HPPD gelten Benzodiazepine. Medikamente der zweiten Wahl sind Naltrexon, Kalziumkanalblocker und Betablocker. Sie werden insbesondere bei Patienten mit einer HPPD Typ II eingesetzt, die eine komorbide Angststörung aufweisen. Eine nicht-pharmakologische Behandlungsoptionen ist die tiefe Hirnstimulation, die jedoch noch nicht ausreichend erforscht ist. Weitere Möglichkeiten sind beispielsweise Entspannungsübungen (z.B. Autogenes Training).
Literatur
- American Academy of Ophtalmology - Hallucinogen Persisting Perception Disorder, abgerufen am 13.12.2022
- Hermle et al. Hallucinogen-persisting perception disorder, Ther Adv Psychopharmacol. 2012
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