Phoxim
Synonym: 0-(alpha-Cyanobenzylidenamino)-0`,0"-dimethyl-thiophosphat
Handelsnamen: Sebacil®, ByeMite®, Volaton®
Englisch: phoxim
Definition
Phoxim ist ein Arzneimittel aus der Gruppe der Organophosphate und wird in der Veterinärmedizin als Ektoparasitikum verwendet.
Chemie
Phoxim hat die Summenformel C12H15N2O3PS und eine Molekülmasse von 298,30 g/mol. Bei Zimmertemperatur liegt Phoxim als gelbe bis rötliche Flüssigkeit vor . Es ist nur in geringem Maß wasserlöslich, jedoch in den meisten organischen Lösungsmitteln gut löslich.
Klassifizierung
Phoxim ist ein organischer Phosphorsäureester und wird zur Bekämpfung von Ektoparasiten verwendet. Es wirkt wie alle Organophosphate als Kontakt-, Fraß- und Atemgift und weist einen insektiziden und akariziden Effekt auf.
Wirkmechanismus
Organophosphate führen zu einer schwer reversiblen bzw. irreversiblen Hemmung der Acetylcholinesterasen. Diese Enzyme sorgen durch die Zerstörung des Neurotransmitters Acetylcholin für die Regulierung der Neurotransmission an den Synapsen der Insekten. Da organische Phosphorsäureester strukturell dem Acetylcholin ähneln, binden diese an die Acetylcholinesterase, sodass es zu einer Transphosphorylierung des Enzyms kommt.
Das daraus entstehende Phosphorylenzym blockiert wiederum die Kopplung von Enzym und Acetylcholin und unterbricht somit die biokatalytische Spaltung durch die Esterase. Auf diesem Weg wird ein drastischer Anstieg von Acetylcholin bewirkt, der in den neuromuskulären Synapsen zu einer depolarisierenden Muskelrelaxation führt. In weiterer Folge tritt eine spastische Paralyse ein, die zum Tod der Parasiten führt.
Pharmakokinetik
Nach intravenöser Applikation von Phoxim bei Schweinen betrug das Verteilungsvolumen 10,7 l/kgKG, die Clearance 1,8 l/h/kgKG und die Halbwertszeit 9,7 Stunden.
Bei einer dermalen Anwendung (als Pour-on, 100 mg/kgKG) wird nur 0,5 bis 3 % der applizierten Dosis absorbiert. Im direkten Vergleich mit der intravenösen Gabe beträgt die Bioverfügbarkeit bei äußerlicher Anwendung nur ca. 1,2 bis 3,9 %. Die maximalen Plasmakonzentrationen können etwa nach 8 Stunden nachgewiesen werden.
Indikation
Tier | Parasiten |
---|---|
Rind | Chorioptes bovis, Läuse, Haarlinge, Zecken |
Schaf | Psoroptes ovis, Haarlinge, Damalinia ovis, Lucilia cuprina, Dermacentor marginatus, Fliegen und Larven |
Ziege | Milben, Läuse, Zecken |
Schwein | Sarcoptes sp., Läuse, Zecken, Fliegen und Larven |
Pferd | Milben, Läuse, Flöhe |
Igel | Demodex erinacei, Sarcoptes sp., Notoedres sp., Archaeopsylla erinacei, Fliegenmaden |
Dosierung
Tier | Anwendung | Indikation | Dosis |
---|---|---|---|
Pferd | dermal/topisch | Psoroptes equi | 0,05 % Sprühlösung, Wiederholung nach 1 Woche |
Läuse, Flöhe | 250 mg/l als Wasch- oder Sprühlösung | ||
Schwein | dermal/topisch | 0,05 % Bade-, Wasch- oder Sprühlösung | |
7,5 % Lösung: 20 ml/50 kgKG als Pour-on | |||
Sarcoptes sp. | 7,5 % in alkoholischer Lösung: 20 ml/50 kgKG als Pour-on | ||
Haematopinus suis | 7,5 % in alkoholischer Lösung: 30 mg/kgKG als Pour-on | ||
Rind | dermal/topisch | Haarlinge, Läuse | 0,05 % Bade-, Wasch- oder Sprühlösung |
Zecken | 0,05 % Bade-, Wasch- oder Sprühlösung | ||
Räudemilben | 0,05 bis 0,1 % Bade-, Sprüh- oder Waschbehandlung, 2-malig im Abstand von 7 bis 8 Tagen | ||
Fliegen | 0,05 % Bade-, Wasch- oder Sprühlösung |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kontraindikation
Phoxim darf nicht bei Tieren angewendet werden, die Milch zur Lebensmittelgewinnung produzieren. Ebenso sollte Phoxim nicht bzw. nur unter besonderer Vorsicht bei sehr jungen Tieren verwendet werden, insbesondere bei Katzen und Windhunden unter einem Jahr.
Kranke oder geschwächte Tiere sollten nicht mit Phoxim behandelt werden. Ebenfalls sollte Phoxim bei bestehender Kolik, Diarrhö, Obstipation, Herzinsuffizienz, Bronchospasmus, Epilepsie sowie Nierenerkrankungen nicht angewendet werden.
Unerwünschte Arzneimittelwirkung
Bei der topischen Behandlung einer Sarkoptes-Räude kann unmittelbar nach der Applikation ein kurzfristiger jedoch intensiver Juckreiz (Pruritus) beobachtet werden. Diese Reaktion wird durch eine Aktivitätssteigerung der Milben beim Erstkontakt mit dem Wirkstoff erklärt.
Eine geringe Überdosierung kann zu parasympathomimetischen Nebenwirkungen wie verstärkter Salivation, steifem Gangbild sowie Depression führen.
Toxizität
Die mittlere letale Dosis (LD50) liegt bei der Ratte bei über 1.000 mg/kgKG.
Akute Organophosphatintoxikationen führen zu einer irreversiblen Hemmung der Acetylcholinesterase. In weiterer Folge tritt eine verstärkte Acetylcholinwirkung am Herzmuskel, an den Drüsen, allen autonomen Ganglien und an den cholinergen Synapsen im Zentralnervensystem auf. Dadurch kommt es zu einer Übererregung aller muskarinergen und nikotinergen Rezeptoren, die zu unkontrollierten und für den Organismus unphysiologischen Organreaktionen führen.
Eine Vergiftung verläuft nach erhöhter Phoximaufnahme perakut bis akut - chronische Vergiftungen sind selten. Häufige Symptome sind:
- Exokrine Drüsen: Salivation, Lakrimation, Schwitzen
- Augen: Miosis, Nystagmus (Schwein), injizierte Konjunktivalgefäße
- Gastrointestinaltrakt: Übelkeit, Erbrechen (v.a. beim Hund), Diarrhö, Tenesmus, fäkale Inkontinenz
- Respirationstrakt: Bronchokonstriktion, Bronchospasmus, Husten, Bradypnoe, Dyspnoe
- kardiovaskuläres System: Bradykardie, Blutdruckabfall
- Harnblase: frequenter Harnabsatz
Das Antidot der Wahl ist Atropin, das aufgrund seiner parasympatholytischen Wirkung kompetitiv die Wirkung von Acetylcholin antagonisiert. Folgende Dosierungen werden empfohlen:
Tier | Dosis |
---|---|
Rind | 0,6 mg/kgKG |
Schaf | 1,0 mg/kgKG |
Pferd | 0,1 mg/kgKG |
Hund | 0,3 mg/kgKG |
Katze | 0,3 mg/kgKG |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Eine wirksame Antagonisierung kann anhand dilatierten Pupillen und Sistieren der Salivation erkannt werden. Falls nötig kann eine Wiederholung der Atropintherapie alle 4 bis 6 Stunden vorgenommen werden - bis zum Erreichen der maximalen Totaldosis von 6 mg/kgKG.
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