Morantel
Synonym: Trans-1,4,5,6-tetrahydro-1-methyl-2-(2(3-methyl-2-thienyl)vinyl)-pyrimidin
Englisch: morantel
Definition
Morantel ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Tetrahydropyrimidine, der in der Veterinärmedizin als Endoparasitikum eingesetzt wird.
Chemie
Morantel hat die Summenformel C12H16N2S und ein Molekulargewicht von 220,3 g/mol. Bei Raumtemperatur liegt es als geruchloses, weißes bis hellgelbes, kristallines Pulver vor, das in Wasser löslich ist. Der Schmelzpunkt wird mit 167 bis 171 °C angegeben.
Eigenschaften
Morantel ist ein oral zu verabreichendes Breitspektrum-Antiparasitikum mit guter anthelmintischer Wirkung gegen gastrointestinale Nematoden.
Obwohl Morantel etwa 100 mal potenter als Pyrantel ist, tritt die Wirkung deutlich später ein, sodass eine hohe Wirksamkeit nur gegen reife und unreife Darmstadien erreicht werden kann. Histiotrophe, inhibierte und extraintestinale Larvenstadien werden nicht ausreichend erfasst.
Wirkmechanismus
Morantel hat eine direkte acetylcholinartige Wirkung auf m- und n-Acetylcholinrezeptoren, die in parasympathisch innervierten Organen, in vegetativen Ganglien und an neuromuskulären Endplatten der Parasiten ausgebildet sind. Zusätzlich hemmt es die Acetylcholinesterase, wodurch es zu einer indirekten cholinergen Wirkung kommt. In weiterer Folge tritt eine neuromuskuläre Blockade ein, die zu einer spastischen Paralyse der Parasiten führt. Im direkten Vergleich zum Acetylcholin treten die Effekte zwar langsamer ein, halten jedoch wesentlich länger an.
Mit dem Kot ausgeschiedenes Morantel besitzt zusätzlich eine ovizide und larvizide Wirkung. Auf diese Weise wird die Entwicklung von Ostertagia ostertagi-Eiern (im Kot) zu infektiösen Larven bis zu 99% unterbunden.
Pharmakokinetik
Die verschiedenen Salze des Morantels (Tartrat, Fumarat, Citrat) besitzen unterschiedliche pharmakokinetische Eigenschaften. Beim Wiederkäuer wird daher nach der oralen Gabe von Moranteltartrat nur ein sehr geringer Teil im Abomasum und den oberen Dünndarmabschnitten resorbiert.
Da Morantel einer raschen Biotransformation in der Leber unterliegt, kann es bei Rindern und Ziegen (nach einer oralen Gabe von 10 mg/kgKG) nicht im Blutplasma nachgewiesen werden. Die Nachweisgrenze von Morantel in der Milch von laktierenden Ziegen liegt ebenfalls unter der Nachweisgrenze.
Nach der Gabe von Morantel werden innerhalb von 96 Stunden 17% der applizierten Dosis als polare Metaboliten mit dem Urin und mehr als 70% unverändert mit dem Kot ausgeschieden. Da Morantel keine insektiziden, fungiziden oder bakteriziden Eigenschaften besitzt, ist die Umweltverträglichkeit gut.
Indikation
Tier | Organsystem | Parasiten |
---|---|---|
Rind | Gastrointestinaltrakt | Haemonchus spp., Ostertagia spp., Trichostrongylus spp., Nematodirus spp., Cooperia spp., Oesophagostomum spp., Bunostomum spp., Strongyloides spp., Trichuris spp. |
Respirationstrakt | Dictyocaulus spp. (Teilwirkung) | |
Schaf | Gastrointestinaltrakt | Haemonchus spp., Ostertagia spp., Trichostrongylus spp., Nematodirus spp., Cooperia spp., Oesophagostomum spp., Bunostomum spp., Strongyloides spp., Trichuris spp., Trichuris ovis (Teilwirkung) |
Respirationstrakt | Dictyocaulus spp. (Teilwirkung) | |
Pferd | Gastrointestinaltrakt | Parascaris equorum, Strongylus vulgaris, Strongylus edentatus, Cyathostominae, Oxyuris equi |
Dosierung
Tier | Anwendung | Dosis |
---|---|---|
Pferd | oral | 10 bis 12,5 mg/kgKG |
Rind | oral | 10 mg/kgKG |
Schaf | oral | 10 mg/kgKG |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Kontraindikationen
Wechselwirkung
Morantel darf nicht gleichzeitig angewendet werden mit:
- bentonithaltigen Futtermitteln
- Mineralstoffen
- Organophosphaten und Diethylcarbamazin
- Piperazin
- Levamisol
- Pyrantel
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