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Koronararterie

(Weitergeleitet von Koronararterien)

von lateinisch: corona - Kranz, Krone
Synonyme: Arteria coronaria, Koronarie, Herzkranzgefäß, Koronargefäß
Englisch: coronary artery

1. Definition

Die Koronararterien sind die beiden Arterien, die kranzförmig das Herz umgeben und den Herzmuskel mit Blut versorgen - einschließlich der von diesen Gefäßen abgehenden Äste.

2. Anatomie

Die arterielle Blutversorgung des Herzens erfolgt durch die beiden Koronararterien Arteria coronaria sinistra (LCA) und Arteria coronaria dextra (RCA) sowie ihre zahlreichen Äste (Rami).

Die beiden Koronararterien entspringen aus der Pars ascendens der Aorta, aus dem rechten und linken Sinus aortae.

2.1. Äste im Überblick

Die o.a. Gliederung stellt nur eine mögliche Aufteilung der Herzkranzgefäße dar, da die individuelle Anatomie je nach Versorgungstyp sehr häufig Variationen aufweist.

2.2. Arteria coronaria sinistra

Abkürzungen: LCA, LMCA, ACS

Die linke Koronararterie entspringt aus dem linken Sinus aortae, direkt hinter dem Ansatz der Aortenklappe (Valvula semilunaris sinistra). In ungefähr 75 % der Fälle ist sie stärker ausgeprägt als die rechte Koronararterie. Sie verläuft ein kurzes Stück zwischen dem Conus arteriosus und dem linken Herzohr, um sich dann in zwei Hauptäste, RIVA und RCX, aufzuteilen.

Bei dem sogenannten Bland-White-Garland-Syndrom entspringt die LCA nicht im Sinus aortae sinister, sondern aus der linken Pulmonalarterie.

2.2.1. Ramus interventricularis anterior

Der Ramus interventricularis anterior (RIVA, LAD) verläuft im Sulcus interventricularis anterior nach kaudal, zieht um die Herzspitze (Incisura apicis cordis) herum und anastomosiert im Sulcus interventricularis posterior mit dem Ramus interventricularis posterior der rechten Herzkranzarterie. Er gibt folgende Äste ab:

2.2.2. Ramus circumflexus

Der Ramus circumflexus (RCX, LCx) folgt der linken Seite des Sulcus coronarius nach dorsal bis zur Facies diaphragmatica. Seine Äste sind:

  • Ramus nodi sinuatrialis: verläuft auf der Vorderseite des linken Vorhofs zum rechten Vorhof und Sinusknoten
    • nur in einem Drittel der Fälle voll ausgebildet
    • kann auch aus dem Hauptast der Arteria coronaria sinistra abzweigen
    • liegt in zwei Drittel der Fälle als Ramus atrialis (anterior) vor, der die Vorderseite des linken Vorhofs versorgt und mit dem Ramus nodi sinuatrialis der rechten Koronararterie anastomosiert
  • Rami atrioventriculares: zweigen sich auf in Rami atriales und Rami ventriculares sinistri
  • Ramus marginalis sinister: verläuft am Margo obtusus des linken Ventrikels abwärts
  • Ramus atrialis intermedius (Ramus atrialis sinister): zur Rückseite des linken Vorhofs
  • Ramus atrialis anastomoticus (Kugel-Arterie): kleiner Ast, der mit Ästen der RCA auf Vorhofebene anastomosiert, kann in manchen Fällen auch den AV-Knoten versorgen
  • Ramus posterior ventriculi sinistri (Ramus posterolateralis sinister): versorgt Facies diaphragmatica des linken Ventrikels

2.2.3. Versorgungsgebiet

Zum Versorgungsgebiet der linken Koronararterie gehören:

  • Vorderwand des linken Ventrikels (RIVA, Ramus lateralis)
  • teilweise die Vorderwand des rechten Ventrikels (Ramus coni arteriosi, RIVA)
  • vordere zwei Drittel des Kammerseptums (Rami interventriculares septales)
  • linker Vorhof (Rami atriales)
  • linker Ventrikel: Seitenwand (Ramus marginalis sinister), Hinterwand (Ramus posterior ventriculi sinistri), mit Ausnahme der Umgebung des Sulcus interventricularis posterior.

2.3. Arteria coronaria dextra

Abkürzungen: RCA, ACD

Die rechte Koronararterie entspringt aus dem aufsteigenden Ast der Aorta, genauer gesagt aus dem Sinus aortae dexter, direkt hinter der Aortenklappe. Sie läuft zwischen dem Conus arteriosus und dem rechten Herzohr zum rechten Abschnitt des Sulcus coronarius. Diesem folgt sie und gelangt im weiteren Verlauf auf die Facies diaphragmatica der dorsalen Herzfläche. Dort gibt sie an der Crux cordis (CC) ihren Endast, den Ramus interventricularis posterior (RIVP, RPD, R-PDA) ab, der im Sulcus interventricularis posterior in Richtung Herzspitze zieht und mit dem RIVA der LCA anastomosiert.

2.3.1. Rami

Die RCA gibt folgende Äste ab:

2.3.2. Versorgungsgebiet

Zum Versorgungsgebiet der rechten Koronararterie zählen folgende Strukturen:

  • Sinusknoten (Ramus nodi sinuatralis)
  • AV-Knoten (Ramus nodi atrioventricularis)
  • rechter Vorhof (Rami atriales)
  • Teile der Hinterwand des linken Ventrikels (Ramus posterolateralis dexter)
  • rechter Ventrikel: Vorderwand (Rami coni arteriosi, Ramus marginalis dexter), Seitenwand (Ramus marginalis dexter), Hinterwand (Ramus interventricularis posterior)
  • Kammerseptum (Rami interventriculares septales): kleinerer hinterer Teil, in dem meist das Erregungsleitungssystems (z.B. His-Bündel) lokalisiert ist

3. Abkürzungen

Im klinischen Kontext werden nur selten die vollen lateinischen Namen, sondern meist Abkürzungen verwendet. Dabei sind englische oder lateinische Kürzel gebräuchlich.

Englisch - kurz Lateinisch - kurz Langbezeichnungen
RCA ACD right coronary artery
Arteria coronaria dextra
LCA, LMCA ACS left coronary artery
left main coronary artery
Arteria coronaria sinistra
LAD RIVA left anterior descending coronary artery
Ramus interventricularis anterior
LCx RCX left circumflex coronary artery
Ramus circumflexus
RPD, R-PDA RIVP right posterior descending coronary artery
Ramus interventricularis posterior
RPLA RPLD right posterolateral artery
Ramus posterolateralis dexter

4. Versorgungstypen

Die genauen Versorgungsgebiete der verschiedenen Koronararterien und ihrer jeweiligen Äste unterliegen zum Teil deutlichen Variationen. So kann der Ramus interventricularis posterior in 20 % der Fälle aus der LCA, in 10 % aus beiden Koronararterien (kodominanter Versorgungstyp) hervorgehen.

In ungefähr 55 % der Fälle liegt ein Intermediärtyp (Normalversorgungstyp) vor: Die Herzhinterwand wird dabei etwa zu gleichen Teilen aus der rechten und linken Koronararterie versorgt.

In 15 bis 20 % der Fälle ist die LCA noch stärker ausgebildet (Linksversorgungstyp): Der Ramus circumflexus endet dann als Ramus interventricularis posterior auf der Hinterwand und versorgt neben den hinteren Anteilen des Septum interventriculare auch Teile der rechten Herzkammer.

Beim Rechtsversorgungstyp (15 bis 25 % der Fälle) ist die rechte Koronararterie und insbesondere der Ramus posterolateralis dexter stärker ausgebildet. Letzterer versorgt dann den größten Teil der Herzhinterwand und das Kammerseptum.

5. Anatomische Varianten

5.1. Trifurkation

Manchmal entsteht eine zusätzliche Arterie an der Bifurkation der linken Hauptarterie, zwischen LAD und LCx, sodass eine Trifurkation entsteht. Dieser zusätzliche Ast wird Ramus intermedius genannt. Er läuft über die freie Wand der linken Kammer bis zur Herzspitze und tritt bei etwa 20% der Bevölkerung auf.

5.2. Single Coronary Artery

Eine einzelne Koronararterie (SCA) ist eine seltene angeborene Anomalie. Die Lipton-Klassifikation teilt die verschiedenen Subtypen dieser Anomalie in drei Gruppen ein:[1][2]

Gruppe Verlauf Bezeichnung
I Folgt entweder dem Weg einer normalen rechten (R) oder linken (L) Koronararterie RI / LI
IIA Anterior des Truncus pulmonalis RIIA / LIIA
IIB Zwischen der Aorta und dem Truncus pulmonalis RIIB / LIIB
IIP Posterior der Aorta RIIP / LIIP
IIS Septaler Verlauf RIIS / LIIS
III Fehlende linke Koronararterie, LAD und RCx entspringen aus dem Hauptstamm, vom rechten Sinus aortae ausgehend RIII

6. Physiologie

Da das Herz aufgrund seiner hohen Leistung auf eine kontinuierliche Sauerstoffversorgung angewiesen ist, ist die Funktionsfähigkeit der Koronararterien entscheidend für die Funktion des Herzmuskels. Sie bilden deshalb untereinander zahlreiche Anastomosen. Diese reichen jedoch nicht aus, um einen vollständigen Kollateralkreislauf zu bilden (funktionelle Endarterien). Bei Verschluss eines Astes kommt es zu einer Ischämie des Versorgungsgebiets mit anschließender Nekrose des Herzmuskelgewebes. Bei gesteigerter Herzarbeit vermitteln überwiegend Metabolite (z.B. CO) des Endothels eine Vasodilatation der Koronargefäße.

7. Klinik

7.1. Erkrankungen

Die wichtigste Erkrankung der Koronararterien ist die Arteriosklerose. Sie führt zu Koronarstenosen bzw. zu einem allmählichen Verschluss der Koronararterien - ein Krankheitsbild, das man als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Klinisch macht es sich als Angina pectoris, Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz bemerkbar. Man unterscheidet nach der Anzahl der betroffenen Koronargefäße:

Neben der häufigen arteriosklerotischen Obstruktion der Koronararterien kann es selten auch zu einer Dissektion der Gefäße kommen. In diesem Fall spricht man von einer spontanen Koronararteriendissektion (SCAD).

7.2. Untersuchungsmethoden

Der Zustand der Koronararterien wird meist direkt durch die Bildgebung überprüft. Das genaue Ausmaß der Verengung der Koronararterien lässt sich röntgenologisch mit Hilfe der Koronarangiographie im Rahmen einer Herzkatheteruntersuchung erheben. Indirekte Hinweise auf die Koronardurchblutung liefern Untersuchungsverfahren wie EKG oder Echokardiographie. Weitere Diagnoseverfahren sind:

8. Podcast

FlexTalk – Ab in den Ventrikel
FlexTalk – Ab in den Ventrikel

9. Literatur

  • Köllner, V. / Berg, G.: Verhaltensmedizin in der Prävention und Rehabilitation von Herz-Kreislauferkrankungen. In:Herzmedizin 26 (2009). H.2, S.69-75.
  • Herrmann-Lingen, C.: Depression und koronare Herzkrankheit. In: Herzmedizin 26 (2009). H.2, S.76-81.
  • Benninghoff, Drenckhahn: Anatomie Band 2, 16. Auflage 2004, Elsevier: Urban & Fischer

10. Quellen

  1. Lipton et al., Isolated Single Coronary Artery: Diagnosis, Angiographic Classification, and Clinical Significance. Radiology, 1979.
  2. Katekaru-Tokeshi et al., Applicability of the Leiden Convention and the Lipton Classification in Patients with a Single Coronary Artery in the Setting of Congenital Heart Disease. Journal of Cardiovascular Development and Disease, 2021.

11. Bildquelle

  • Bildquelle Podcast: © Jeff W / Unplash
Stichworte: Arterie, FlexTalk, Gefäß, Herz, Podcast
Fachgebiete: Kardiologie

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