(Weitergeleitet von Ramus interventricularis posterior)
von lateinisch: corona - Kranz, Krone
Synonyme: Arteria coronaria, Koronarie, Herzkranzgefäß, Koronargefäß
Englisch: coronary artery
Die Koronararterien sind die beiden Arterien, die kranzförmig das Herz umgeben und den Herzmuskel mit Blut versorgen - einschließlich der von diesen Gefäßen abgehenden Äste.
Die arterielle Blutversorgung des Herzens erfolgt durch die beiden Koronararterien Arteria coronaria sinistra (LCA) und Arteria coronaria dextra (RCA) sowie ihre zahlreichen Äste (Rami):
Die o.a. Gliederung stellt nur eine mögliche Aufteilung der Herzkranzgefäße dar, da die individuelle Anatomie je nach Versorgungstyp sehr häufig Variationen aufweist.
Abkürzungen: LCA, LMCA, ACS
Die linke Koronararterie entspringt aus dem linken Sinus aortae, direkt hinter dem Ansatz der Aortenklappe (Valvula semilunaris sinistra). In ungefähr 75 % der Fälle ist sie stärker ausgeprägt als die rechte Koronararterie. Sie verläuft ein kurzes Stück zwischen dem Conus arteriosus und dem linken Herzohr, um sich dann in zwei Hauptäste, RIVA und RCX, aufzuteilen.
Bei dem sogenannten Bland-White-Garland-Syndrom entspringt die LCA nicht im Sinus aortae sinister, sondern aus der linken Pulmonalarterie.
Der Ramus interventricularis anterior (RIVA, LAD) verläuft im Sulcus interventricularis anterior nach kaudal, zieht um die Herzspitze (Incisura apicis cordis) herum und anastomosiert im Sulcus interventricularis posterior mit dem Ramus interventricularis posterior der rechten Herzkranzarterie. Er gibt folgende Äste ab:
Der Ramus circumflexus (RCX, LCx) folgt der linken Seite des Sulcus coronarius nach dorsal bis zur Facies diaphragmatica. Seine Äste sind:
Zum Versorgungsgebiet der linken Koronararterie gehören:
Abkürzungen: RCA, ACD
Die rechte Koronararterie entspringt aus dem aufsteigenden Ast der Aorta, genauer gesagt aus dem Sinus aortae dexter, direkt hinter der Aortenklappe. Sie läuft zwischen dem Conus arteriosus und dem rechten Herzohr zum rechten Abschnitt des Sulcus coronarius. Diesem folgt sie und gelangt im weiteren Verlauf auf die Facies diaphragmatica der dorsalen Herzfläche. Dort gibt sie an der Crux cordis (CC) ihren Endast, den Ramus interventricularis posterior (RIVP, RPD) ab, der im Sulcus interventricularis posterior in Richtung Herzspitze zieht und mit dem RIVA der LCA anastomosiert.
Die RCA gibt folgende Äste ab:
Zum Versorgungsgebiet der rechten Koronararterie zählen folgende Strukturen:
Im klinischen Kontext werden nur selten die vollen lateinischen Namen, sondern meist Abkürzungen verwendet. Dabei sind englische oder lateinische Kürzel gebräuchlich.
Englisch - kurz | Lateinisch - kurz | Langbezeichnungen |
---|---|---|
RCA | ACD | right coronary artery Arteria coronaria dextra |
LCA, LMCA | ACS | left coronary artery left main coronary artery Arteria coronaria sinistra |
LAD | RIVA | left anterior descending coronary artery Ramus interventricularis anterior |
LCx | RCX | left circumflex coronary artery Ramus circumflexus |
RPD | RIVP | right posterior descending coronary artery Ramus interventricularis posterior |
RPLA | RPLD | right posterolateral artery Ramus posterolateralis dexter |
Die genauen Versorgungsgebiete der verschiedenen Koronararterien und ihrer jeweiligen Äste unterliegen zum Teil deutlichen Variationen. So kann der Ramus interventricularis posterior in 20 % der Fälle aus der LCA, in 10 % aus beiden Koronararterien (kodominanter Versorgungstyp) hervorgehen.
In ungefähr 55 % der Fälle liegt ein Intermediärtyp (Normalversorgungstyp) vor: Die Herzhinterwand wird dabei etwa zu gleichen Teilen aus der rechten und linken Koronararterie versorgt.
In 15 bis 20 % der Fälle ist die LCA noch stärker ausgebildet (Linksversorgungstyp): Der Ramus circumflexus endet dann als Ramus interventricularis posterior auf der Hinterwand und versorgt neben den hinteren Anteilen des Septum interventriculare auch Teile der rechten Herzkammer.
Beim Rechtsversorgungstyp (15 bis 25 % der Fälle) ist die rechte Koronararterie und insbesondere der Ramus posterolateralis dexter stärker ausgebildet. Letzterer versorgt dann den größten Teil der Herzhinterwand und das Kammerseptum.
Da das Herz aufgrund seiner hohen Leistung auf eine kontinuierliche Sauerstoffversorgung angewiesen ist, ist die Funktionsfähigkeit der Koronararterien entscheidend für die Funktion des Herzmuskels. Sie bilden deshalb untereinander zahlreiche Anastomosen. Diese reichen jedoch nicht aus, um einen vollständigen Kollateralkreislauf zu bilden (funktionelle Endarterien). Bei Verschluss eines Astes kommt es zu einer Ischämie des Versorgungsgebiets mit anschließender Nekrose des Herzmuskelgewebes. Bei gesteigerter Herzarbeit vermitteln überwiegend Metabolite (z.B. CO) des Endothels eine Vasodilatation der Koronargefäße.
Die wichtigste Erkrankung der Koronararterien ist die Arteriosklerose. Sie führt zu Koronarstenosen bzw. zu einem allmählichen Verschluss der Koronararterien - ein Krankheitsbild, das man als koronare Herzkrankheit (KHK) bezeichnet. Klinisch macht es sich als Angina pectoris oder Herzinfarkt bemerkbar. Das genaue Ausmaß der Verengung der Koronararterien kann röntgenologisch mit Hilfe der Koronarangiografie erhoben werden. Man unterscheidet nach der Anzahl der betroffenen Koronargefäße:
Neben der Bildgebung mittels Herzkatheteruntersuchung existieren auch nichtinvasive koronarangiografische Verfahren, wie das Kardio-CT oder das Kardio-MRT. Eine endoskopische Betrachtung der Gefäße von innen ermöglicht die Koronarangioskopie.
Fachgebiete: Kardiologie
Diese Seite wurde zuletzt am 19. September 2019 um 18:06 Uhr bearbeitet.
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