Koronarangioskopie
Synonym: koronare Angioskopie, Koronarendoskopie
Englisch: coronary angioscopy
Definition
Die Koronarangioskopie ist ein endoskopisches Untersuchungsverfahren zur direkten Betrachtung der Gefäßinnenwände der Koronargefäße mittels einer Fiberoptik, das in der Kardiologie eingesetzt wird.
Verfahren
Das Koronarangioskop wird über die Arteria femoralis oder Arteria brachialis in das arterielle System eingeführt und mittels eines Angioplastie-Führungsdrahts in die zu untersuchende Koronararterie verbracht. Das Gefäß wird für dann für einen kurzen Zeitraum (ca. 30 bis 60 Sekunden) mittels eines latexbasierten Okklusionsballons verschlossen und die Optik unter Spülung mit warmer Ringer-Laktat-Lösung im Gefäß vorgeschoben. Die Bildsequenz, welche die intraluminale Gefäßoberfläche zeigt, wird dabei parallel auf Video oder Festplatte aufgezeichnet. Die letzten Schritte werden so lange wiederholt, bis ausreichend aussagekräftiges Bildmaterial vorliegt. Das Verfahren kann auch im Rahmen einer Angioplastie durchgeführt werden.
Komplikationen
Die Koronarangioskopie gilt als relativ sichere Untersuchungsmethode. Komplikationen kommen vereinzelt vor, z.B. pektanginöse Beschwerden, EKG-Veränderungen, akuter Gefäßverschluss, akuter Mokardinfarkt durch den Okklusionsballon. Die Insufflation des Ballons scheint die Gefäßwand nicht zu traumatisieren.
Befund
Zur einheitlichen Befundbeschreibung wurde 1994 die Ermenonville-Klassifikation erstellt. Meist finden sich in einer Stenose mehrere morphologische Veränderungen. Wandadhärente Thromben sind beispielsweise fast nur auf ulzerierten Plaques zu finden.
Normalbefund
Die Gefäßwandoberfläche zeigt sich normalerweise kontinuierlich glatt, spiegelnd und grauweiß bis rosa.
unkomplizierte Läsion
- atheromatöse Plaque: nicht bewegliche, homogene, gelbe, evtl. glänzende Wandveränderung; lokal oder in diffuser Ausprägung, häufig fast auf normalem Wandniveau (nichtprotrudierende atherosklerotische Läsion)
- endothelialisierte Plaque (Stenosierung durch intramurale Plaquebildung mit fibröser Kappe): homogene, grauweiße bis rosa, nicht bewegliche Protrusion mit kontinuierlich glatten Oberfläche
komplizierte Läsion
- Wandhämorrhagie oder subintimale Einblutung als fleckig rote, im Niveau der Intima liegende Struktur, die trotz Spülen persistiert
- ulzerierte Plaque: protrudierende rauhe, kraterförmige, nicht bewegliche Oberfläche mit unterbrochener Kontinuität
- Dissektion: Infimaflap (kleine im Spülstrom flottierende, mit der Gefäßwand verbundene Areale), Mediadissektion (Riss im Endothel mit großer Struktur, die mit der Gefäßwand in Verbindung steht)
- Thrombus: intraluminale, meist nicht bewegliche, der Wand aufgelagerte Veränderung oder Protrusion; rote, weiße oder gemischte Farbe
Aussagekraft
Die Koronarangioskopie ist eine Spezialmethode, die eine Betrachtung der Gefäßinnenwände und die Beurteilung der Ausdehnung und Art der atherosklerotischen Gefäßveränderungen ermöglicht. Sie hat eine hohe Sensitivität für den Nachweis intrakoronarer Thromben.
Mögliche Indikationen sind:
- Verifizierung vermuteter intrakoronarer Thromben vor Einleitung einer Therapie
- Differenzierung zwischen Thrombus und Dissekat
- Beurteilung der Plaquestabilität anhand der Morphologie und Färbung
- bei Interventionskomplikationen (z.B. abrupter Gefäßverschluss nach Ballondilatation)
Die Koronarangioskopie ist jedoch kein Ersatz für die Koronarangiografie. Nachteile der Koronarangioskopie sind:
- keine Möglichkeit zur Beurteilung der Gefäßwandmorphologie und Plaquezusammensetzung
- diffizile Darstellbarkeit sehr proximaler Gefäßläsionen bzw. von Läsionen in stark gewundenen Gefäßen
um diese Funktion zu nutzen.