Demodex
von altgriechisch: demos - Talg; dex - Holzwurm
Definition
Als Demodex bezeichnet man eine Milben-Gattung innerhalb der Familie Demodicidae. Sie sind die Erreger der Demodikose der Haussäugetiere.
Taxonomie
- Stamm: Arthropoda
- Unterstamm: Amandibulata
- Klasse: Arachnida
- Unterklasse: Acari
- Überordnung: Actinotrichida
- Ordnung: Trombidiformes
- Unterordnung: Prostigmata
- Überfamilie: Cheyletoidea
- Familie: Demodicidae
- Gattung: Demodex
- Familie: Demodicidae
- Überfamilie: Cheyletoidea
- Unterordnung: Prostigmata
- Ordnung: Trombidiformes
- Überordnung: Actinotrichida
- Unterklasse: Acari
- Klasse: Arachnida
- Unterstamm: Amandibulata
Morphologie
Demodex-Arten sind winzige, 0,2 bis 0,3 mm lange, zigarrenförmige Milben, die einen quergerieften Hinterkörper haben. Sie besitzen charakteristische kurze Beine und kurze, kräftige Mundwerkzeuge.
Arten
Demodex-Milben sind Ektoparasiten, die unterschiedliche Säugetiere sowie den Menschen befallen können. Die Arten sind streng wirtsspezifisch, wobei ein Wirt auch mehrere Arten beherbergen kann. Je nach Hauptwirt werden die nahen verwandten Arten unterschiedlich bezeichnet. Man unterscheidet:
- Demodex equi (Pferd)
- Demodex bovis (Rind)
- Demodex ovis (Schaf)
- Demodex caprae (Ziege)
- Demodex phylloides (Schwein)
- Demodex canis (Hund)
- Demodex cati (Katze)
- Demodex gatoi (Katze)
- Demodex musculi (Maus)
- Demodex ratti (Ratte)
- Demodex caviae (Meerschweinchen)
- Demodex criceti (Goldhamster)
- Demodex aurati (Goldhamster)
- Demodex folliculorum (Mensch)
- Demodex brevis (Mensch)
Entwicklung
Demodex-Arten leben in Haarfollikeln und selten auch in Talg- sowie Meibom-Drüsen. Die Parasiten verlassen ihre Rückzugsorte lediglich zur Kopulation. Dazu wandern sie zur Hautoberfläche im Bereich der Haarbalgtrichter. Die Männchen sterben nach etwa 3 bis 5 Tagen ab, wohingegen die Weibchen in die Follikel eindringen, wo sie etwa 20 zitronenförmige Eier (70 bis 90 x 19 bis 25 µm) ablegen. Aus jedem Ei schlüpft eine 6-beinige Larve, aus der nach einem Häutungsprozess eine 2. Larve hervorgehen kann. Im Anschluss folgen zwei Nymphenstadien (Proto- und Deutonymphe), woraus letztendlich die adulte Milbe hervorgeht.
Die gesamte Entwicklung dauert etwa 2 bis 3 Wochen.
Verbreitung
Demodex-Milben sind weltweit verbreitet. Sie infestieren nahezu alle Säugetiere und verhalten sich meist wie Kommensalen - sind jedoch potenziell pathogen (vor allem beim Hund). Ein geringgradiger Demodex-Befall kommt bei gesunden Hunden oft vor. In manchen Gebieten können Prävalenzen von bis zu 85 % nachgewiesen werden, wobei eine klinisch manifeste Erkrankung weitaus seltener auftritt.
Epidemiologie
Die canine Demodikose zählt zu den 10 häufigsten Dermatosen. Die Parasitose tritt bei Katzen deutlich seltener auf. Bei Ziegen und Schweinen kann die Demodikose regional eine große Bedeutung haben, wohingegen eine Erkrankung bei Rindern, Pferden und Schafen nur sporadisch vorkommt.
Demodex-Milben sind permanent-stationäre Parasiten. In der natürlichen Umgebung der Wirte können sie nicht einmal kurzfristig überleben, weshalb ein Wirtswechsel für sie äußerst schwierig ist. Ein Übertritt der Milben von einem Wirt auf den anderen ist in der freien Natur nur unter den besonderen Bedingungen der postpartalen Phase möglich. Der veränderter Hormonstatus des Muttertieres, die immunologisch naiven Jungtiere und der enge und meist lange andauernde Hautkontakt beim Saugen und Wärmen ermöglicht den Parasiten einen Wirtswechsel.
Pathogenese
Bei Pathogenese und Verlauf der Demodikose sind starke tierartliche Unterschiede zu beachten. Der folgende Krankheitsverlauf wird am Beispiel der caninen Demodikose erläutert.
Nach einer Infektion zwängen sich die Milben in den Haarbalg hinein, um sich dort zu vermehren. Im Anschluss rücken sie weiter bis zur Haarwurzel vor, lösen dabei das Haar aus seiner Verankerung (Alopezie) und dringen schließlich in die Talgdrüsen ein. Durch eine fortschreitende Vermehrung der Parasiten kommt es zu einer sackartigen Ausbuchtung der Haarbälge und Talgdrüsen. Die Milben bewirken eine Irritation der follikulären Keratinozyten, stechen diese dann mit ihren nadelförmigen Cheliceren an und saugen sie aus. Es kommt zur Zellhyperplasien, zu einer verstärkten follikulären Keratinbildung sowie zu Hyper- und Dyskeratose. Durch eine Besiedelung der Haarbälge mit Bakterien (Sekundärinfektion) entstehen Pusteln (purulente Follikulitis) mit der Tendenz zur flächenhaften Ausbreitung.
In der gesunden Haut eines immunstabilen Hundes herrscht gewöhnlich ein stabiles, jedoch komplexes Wirt-Kommensalen-Verhältnis zwischen Demodex canis, Staphylococcus intermedius und Malassezia pachydermatis. Diese ausgeglichene Balance kann durch verschiedene Faktoren erheblich gestört werden. Hunde, die eine generalisierte Demodikose aufweisen, zeigen gleichzeitig eine supprimierte Reaktion von T-Lymphozyten. Diese Hemmung nimmt im weiteren Verlauf der Erkrankung zu, wodurch die Pyodermie verstärkt wird. Gleichzeitig ist nur ein geringer Effekt auf die humorale Immunreaktion (B-Lymphozyten) feststellbar. In den meisten Fällen entwickelt sich die Immunsuppression im Verlauf der Demodikose - ist jedoch nicht der Auslöser der Parasitose.
Es gibt deutliche Anzeichen rassespezifischer Prädispositionen (Englische Bulldogge, Shar-Pei u.a.) und eine Reihe an begünstigende Faktoren, wie z.B. die Behandlung mit Kortikosteroiden oder zytotoxischen Mitteln, Begleiterkrankungen (Neoplasien, Staupe, Stoffwechselstörungen u.v.m.) und besondere Belastungen (Östrus, Trächtigkeit, Zahnwechsel, Fehlernährung u.ä.). Die eigentlichen Gründe für eine Generalisation einer Demodikose sind bislang (2019) noch nicht vollständig geklärt.
Klinik
Eine canine Demodikose tritt durch folgende Symptome in Erscheinung:
- Squamöse Form (häufigste Form): schuppendes Ekzem mit kleieartigen Auflagerungen, Alopezie, Erythem, Follikulitis, Risse, Falten, Hyperkeratose, kein oder nur geringgradiger Juckreiz
- Pustulöse Form: Komplikationen durch Sekundärinfektionen, erythematöse Papeln, Pusteln, Schorf, Dyskeratose, Faltenbildung, suppurative Follikulitis, oberflächliche oder tief greifende Pyodermie, Furunkulose, meist kein Juckreiz aber Schmerzen, periphere Lymphadenopathie, Anorexie, Lethargie, Sepsis
- Alopezie-Form: Alopezie (insbesondere am Kopf)
- Andere Formen: Podo-Demodikose, Oto-Demodikose
Diagnose
Die Diagnose eines Demodex-Befalls wird mittels Milbennachweis gestellt. Dazu sollte eine befallene Hautfalte mit den Fingern gequetscht werden, bis aus den Haarbälgen Inhalt austritt. Dieses Hautareal sollte tief abgeschabt (tiefes Hautgeschabsel) werden, sodass kapilläre Blutungen auftreten. Das entnommene Material wird anschließend auf einen Objektträger ausgestrichen und mittels KOH-Methode untersucht. Alternativ kann auch eine Trichoskopie durchgeführt werden.
Ein Milbennachweis ist nur mit klinischer Symptomatik aussagekräftig, sodass wenige Milben bei Fehlen von Hautveränderungen nur einen Befall anzeigen, jedoch nicht eine Erkrankung.
Therapie
Eine lokalisierte, squamöse Demodikose bei Junghunden sollte nicht mit Akariziden behandelt werden, sondern lediglich palliativ. In den meisten Fällen heilen die Symptome innerhalb von 1 bis 2 Monaten spontan ab. Bleibt eine Besserung aus oder liegen Anzeichen einer generalisierten Demodikose vor, ist eine Behandlung zwingend notwendig.
Durch den Einsatz von makrozyklischen Laktonen kann ein guter Effekt gegen Demodex-Befall erzielt werden. Eine topische Therapie mit Moxidectin in Kombination mit Imidacloprid als Spot-on zeigt sich ebenso wirksam.
Literatur
- Eckert, Johannes, Friedhoff, Karl Theodor, Zahner, Horst, Deplazes, Peter. Lehrbuch der Parasitologie für die Tiermedizin. 2., vollständig überarbeitete Auflage. Enke-Verlag, 2008.
- Hinney, Barbara, Joachim, Anja, Silbermayr, Katja. Vademecum der klinischen Parasitologie. Ekto- und Endoparasiten bei Hund und Katze. Bayer.