Therapie
von griechisch: θεραπεία ("therapeia") - Dienen, Bedienung, Krankenpflege
Synonyme: Behandlung
Englisch: therapy
Definition
Als Therapie bezeichnet man die Behandlung einer Krankheit im weitesten Sinne. Dabei können verschiedene Konzepte zur Anwendung kommen, die entweder auf die Beseitigung der Krankheitsursache (kausale Therapie) oder die Beseitigung der Symptome (symptomatische Therapie) abzielen. Übergeordnetes Ziel der Therapie ist die möglichst vollständige Wiederherstellung der normalen physischen und psychischen Funktionen des Patienten.
Der Behandler, der eine Therapie durchführt, heißt Therapeut.
Voraussetzungen
Die wichtigste Voraussetzung für die Wirksamkeit einer Therapie ist die korrekte Diagnose der zu behandelnden Erkrankung. Erst aus ihr ergibt sich die Indikation zur Behandlung. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, ob der Patient bereits wegen seiner Erkrankung in Behandlung war, oder therapienaiv ist.
Vor Beginn einer Therapie - insbesondere bei Eingriffen in die Körperintegrität - ist die Einwilligung des Patienten einzuholen. Dazu muss der Patient sich der Gefahren und möglichen negativen Konsequenzen der Therapie bewusst sein und auf dieser Basis formal, d.h. schriftlich zustimmen.
Unter Umständen verbieten sich therapeutische Maßnahmen auch, zum Beispiel, wenn die Diagnose des Patienten infaust ist und weitere Behandlungsmaßnahmen sinnlos sind, oder der Patient bestimmte Therapien durch eine Patientenverfügung ausgeschlossen hat.
Therapieplanung
Eine häufiger angewendete, systematische Therapie bezeichnet man als Therapiemethode. Bei wenigen Erkrankungen gibt es nur eine Behandlungsmöglichkeit, bei den meisten verschiedene Therapieoptionen. Der Behandler entscheidet sich nach Rücksprache mit dem Patienten vor dem Hintergrund der Anamnese jedoch im Regelfall nur für ein bestimmtes Therapiekonzept.
Komplexe Therapien, die sich aus mehreren Einzelmaßnahmen zusammensetzen, werden in einem Therapieplan niedergelegt. Folgen sie einem bestimmten, vordefinierten Ablauf, spricht man auch von einem Therapieschema. In der evidenzbasierten Medizin sind diese Schemata meist in einer Leitlinie dokumentiert. Die bevorzugte, erste Behandlungsoption nennt man Erstlinientherapie. Versagt diese Behandlung, kommt eskalierend eine Zweitlinientherapie oder Drittlinientherapie zum Einsatz.
Die Behandlung kann in einer oder mehreren Therapiesitzungen unternommen werden. Neben der inhaltlichen Planung der Behandlung müssen auch die Therapiekosten berücksichtigt werden. Fallweise kann es sinnvoll sein, die Notwendigkeit einer bereits begonnenen Therapie kritisch zu überprüfen. Eine Möglichkeit dazu ist der Auslassversuch.
Einteilung
Man kann den Begriff der Therapie aufgrund verschiedener Konzepte schematisieren. Zunächst kann man unterscheiden in:
- allgemeine bzw. unspezifische Therapie: orientiert sich am Gesamtzustand des Patienten und ist auf die allgemeine Heilungsförderung gerichtet
- spezielle bzw. spezifische Therapie: geht auf konkrete Details der Krankheit bzw. Heilung ein
Weitere Unterscheidungsmöglichkeiten ergeben sich
...nach Ziel der Therapie
- Kausale Therapie: Ist auf die Krankheitsursache gerichtet
- Symptomatische Therapie: Lindert die Symptome ohne Beseitigung der Ursache
- Kurative Therapie: Hat die Heilung zum Ziel
- Palliative Therapie: Will keine Heilung erreichen, sondern die Lebensqualität verbessern.
- Adjuvante Therapie: Unterstützung der Haupttherapie
- Neoadjuvante Therapie: Verbesserung der Ausgangssituation vor der Haupttherapie
- Zytoreduktive Therapie: Reduktion von Tumorzellen
- Adaptive Therapie: Anpassung der Therapie an die individuellen Körperreaktionen
- Präventive Therapie: Vorbeugung von Erkrankungen als Ziel
- Supportive Therapie: Unterstützt die Behandlung, z.B. durch Beseitigung von Begleitsymptomen
- Induktionstherapie: Initialbehandlung, die einen raschen Therapieerfolg erzielen soll
- Erhaltungstherapie: Dauertherapie zur Sicherung des Behandlungserfolgs
...nach Dauer der Therapie
...nach Fokus der Therapie
- Topische Therapie bzw. Lokaltherapie: Auf den eigentlichen Erkrankungsort beschränkt (z.B. Salbe bei Ekzem)
- Systemische Therapie: Richtet sich auf den gesamten Organismus (z.B. parenterale Antibiotikagabe)
...nach Fachgebiet
- internistische Therapie
- onkologische Therapie
- usw.
...nach Anzahl der Patienten
...nach Angemesssenheit der Therapie
...nach Modus der Therapie
- Akuttherapie: Schnelle Behandlung einer lebensbedrohenden Gesundheitsstörung
- Abwartende Therapie: Behandlung, die zunächst die Beobachtung des Krankheitsverlaufs in den Vordergrund stellt
- Aggressive Therapie: Behandlung, die Nebenwirkungen in Kauf nimmt
- Invasive Therapie: Behandlung, die unter Verletzung der Gewebeintegrität in den Körper eindringt
- Nicht-invasive bzw. minimal-invasive Therapie: Behandlung, welche die Gewebeintegrität intakt lässt bzw. schont.
- Stand-by-Therapie: Sofortintervention im akuten Erkrankungsfall
- Low-Dose-Therapie: Therapie mit niederigen Dosen (Arzneistoffe, Bestrahlung)
...nach Therapiealgorithmus
- Stufentherapie: Therapie, die sich systematisch am Schweregrad der Erkrankung orientiert
- Step-up-Therapie: Beginn auf der gegenwärtig notwendigen Stufe und Eskalation bei Bedarf
- Step-down-Therapie: Beginn über der vermutlich notwendigen Stufe und Deeskalation bei erreichter Kontrolle.
- Sequenztherapie: Behandlungsmaßnahmen in bestimmter Abfolge
...nach Techniken der Therapie
Chirurgische Therapie
Die chirurgische Therapie baut auf gezielter Manipulation und ggf. Ersatz defekter Körperstrukturen auf.
Konservative Therapie
Konservative Therapieformen wollen die Erkrankung ohne Operation heilen. Dazu gehören unter anderem
- Arzneimitteltherapie bzw. Pharmakotherapie: Gabe von Medikamenten
- Monotherapie: Gabe eines Wirkstoffs
- Kombinationstherapie: Gabe einer Wirkstoffkombination
- Antiretrovirale Therapie
- CAR-T-Zell-Therapie
- Chemotherapie
- Strahlentherapie
- Photodynamische Therapie
- Psychotherapie
- Verhaltenstherapie
- Phytotherapie
- Physikalische Therapie
- Diätetische Therapien
- Künstlerische Therapien
- Manuelle Therapie
Therapieresistenz
Von einer Therapieresistenz spricht man, wenn die Erkrankung eines Patienten auf die medizinisch indizierte Behandlung unbefriedigend oder gar nicht anspricht, obwohl im Normalfall einer Besserung oder Heilung hätte eintreten müssen. Sind die kurativen Behandlungsmöglichkeiten einer Erkrankung erschöpft und bestehen keine weiteren sinnvollen Therapieoptionen mehr, bezeichnet man den Patienten als "austherapiert". Die weitere Behandlung ist dann palliativ ausgerichtet.
um diese Funktion zu nutzen.