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Evidenzbasierte Medizin

Abkürzung: EBM
Englisch: evidence based medicine

1. Definition

Unter Evidenzbasierter Medizin, kurz EBM, versteht man eine medizinische Versorgung, welche die Erkrankung eines Patienten auf der Grundlage der besten zur Verfügung stehenden Wissensquellen bzw. Daten behandelt.

2. Methodik

Die Evidenzbasierte Medizin wertet und klassifiziert klinische Studien nach ihrer Aussagefähigkeit. Dazu werden Studien nach den Empfehlungen der Agency for Healthcare Research and Quality in verschiedene Evidenzklassen von Ia bis IV eingeteilt. Höhere Evidenzklassen bieten eine bessere wissenschaftliche Begründbarkeit für eine Therapieempfehlung.

Die höchste Aussagefähigkeit haben zum Beispiel Studien der Evidenzklasse Ia, Meta-Analysen von randomisierten, kontrollierten Studien (Systematische Übersichtsarbeit). Aufgrund der Einteilungen in Evidenzklassen ergibt sich eine Bewertung nach Empfehlungsgraden für bestimmte Therapieoptionen.

  • Klasse A ist belegt durch schlüssige Literatur von guter Qualität (Evidenzgrad Ia, Ib), die mindestens eine randomisierte Studie enthält.
  • Klasse B ist belegt durch gut durchgeführte, nicht randomisierte klinische Studien. (Evidenzgrad IIa, IIb, III)
  • Klasse C ist belegt durch Berichte und Meinungen von Experten oder klinische Erfahrung anerkannter Autoritäten. Direkt anwendbare klinische Studien guter Qualität fehlen (Evidenzgrad IV).

Ihren Ursprung hat die Evidenzbasierte Medizin im 1972 von Archie Cochrane veröffentlichten Buch "Effectiveness and Efficiency: Random Reflections on Health Services", in dem die Grundidee von wissenschaftlich begründbaren medizinischen Handlungen enthalten ist.

3. Praktisches Vorgehen

Für die praktische Umsetzung der evidenzbasierten Medizin im klinischen Alltag haben sich die so genannten 5 A's als Merkhilfe bewährt:

  • Ask: Am Anfang klare, strukturierte Fragen stellen, die als Ausgangspunkt einer Recherche dienen.
  • Acquire: Geeignete Informationsquellen und wissenschaftliche Publikationen finden, die Antworten auf die Fragen geben.
  • Appraise: Die gefundenen Ergebnisse nach den Qualitätskriterien der EBM (Evidenzgraden) bewerten.
  • Apply: Das so gewonnene Wissen anwenden. Das gewählte Vorgehen muss individuell angemessen sein und die individuelle Situation des Patienten berücksichtigen.
  • Assess: Abschließend die Grundlagen der Entscheidung und ihren Erfolg kontrollieren.

4. Kritik

Die Evidenzbasierte Medizin ist ein unverzichtbarer Bestandteil zur Qualitätssicherung in der Medizin. Vorteile sind die Objektivierbarkeit der Ergebnisse und das Erkennen von "Ausreißern" durch statistische Methoden. Als Kritikpunkte sind zu nennen:

  • Unveröffentliches wird nicht berücksichtigt (z.B. abgebrochene Studien, Teilstudien).
  • Der Zugang zu Quellen (Open Access) zur Nachvollziehbarkeit und Überprüfung ist nur teilweise gewährleistet.
  • Das Ergebnis ist von der Durchführbarkeit einer Studie abhängig.
  • Die Anwendbarkeit des Ergebnises auf den individuellen Patienten ist nicht immer gegeben.
  • Die klinische Anwendbarkeit ist bei bestimmten Begleiterkrankungen ggf. nicht möglich.
  • Es besteht ein mangelnder Schutz vor gefälschten Studien.

Als Gegenbegriff zur evidenzbasierten Medizin wird gelegentlich "eminenzbasiert" verwendet.

5. Weblinks

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21.03.2024, 08:58
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