Hydrotherapie
Synonyme: Hydropathie, Wasserkur
Englisch: hydrotherapy
Definition
Als Hydrotherapie wird der Gebrauch von Wasser zur Linderung und Heilung von akuten und chronischen Krankheiten bezeichnet. Sie wird durch Ärzte, Physiotherapeuten bzw. Hydrotherapeuten und Heilpraktiker angewendet.
Geschichte
Wasserkuren waren bereits im römischen Reich sehr verbreitet (Antonius Musa). Auch in Deutschland haben sie eine lange Tradition. Sebastian Kneipp entwickelte die Hydrotherapie weiter und integrierte sie in das ganzheitliche System der Kneipp-Medizin.
Anwendung
Im Rahmen einer Hydrotherapie wird Wasser in allen 3 Aggregatzuständen angewendet (Eis, heißes, warmes, kaltes Wasser, Dampf). Das Wasser wird vor allem dazu verwendet, dem Patienten Wärme oder Kälte zuzuführen und damit thermoregulatorische, analgetische und antiphlogistische Effekte zu erzielen.
Eine Sonderform ist die Colon-Hydro-Therapie.
Wirkmechanismus
Die Applikation von Kaltwasser führt zuerst zu einer Vasokonstriktion, auf die dann eine Vasodilatation mit reaktiver Erwärmung folgt. Weiterhin hat die Hydrotherapie Effekte auf die Blutverteilung, auf die Skelettmuskulatur und die Haut.
Indikationen
In früheren Zeiten wurde Hydrotherapie auch zur Therapie des Alkoholismus eingesetzt. Heute wird die Hydrotherapie vor allem zur Behandlung von Verbrennungen, zur Schmerzlinderung bei rheumatischen Erkrankungen oder zur Prophylaxe und bei Spa-Anwendungen angewendet.
Wirkfaktoren
- Die Temperatur wirkt u.a. auf den Gefäßtonus, auf die Wärmeregulation, den allgemeinen Stoffwechsel und die Blutzirkulation.
- Der hydrostatische Druck wirkt auf Blutkreislauf, Stoffwechsel, Atmung, entlastet – je nach Wassertiefe – Herz, Darm und weitere innere Organe.
- Der Auftrieb entlastet Gelenke, Muskeln und führt zur verbesserten Beweglichkeit.
- Der Strömungswiderstand des Wassers wirkt kontrollierend auf die Bewegungsausführung und führt zur Muskelkräftigung.
Zusätzliche mechanische (Unterwasserdruckstrahlmassage, Bürsten, Elektrotherapie, Aquaequipment) oder chemische Faktoren (Salze, Öle, Kreide, Kräuter) können die oben genannten Wirkungen ergänzen oder verstärken.
Wirkungen auf verschiedene Organsysteme
Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System
- Örtliche Wärme → Senkung der Pulsfrequenz
- Örtliche Kälte → Zunahme der Pulsfrequenz
- Heiße Anwendungen → Pulsbeschleunigung, je länger, desto höher
- Heiße/kalte Wechselbäder → Blutdruckanstieg
- Warme Bäder → Blutdrucksenkung
Wirkung auf den Respirationstrakt
- Atemübungen im Wasser vertiefen die In- und Expiration und verbessern die Lungenfunktion.
Wirkung auf die Bauchorgane
- Örtliche Wärme → bei normaler Peristaltik anregend, bei gestörter Peristaltik beruhigend
- Milde Wärme → fördert die Diurese
Wirkung auf Nervensystem und Muskulatur
- Kurze Kälte und Wärme → Tonuserhöhung der Skelettmuskulatur, gesteigerte Erregbarkeit der Nerven
- Längere Wärme (36°–37° Celsius) → Tonussenkung der Muskulatur, Absenkung der Erregbarkeit
Behandlungsmethoden
Anwendungsbeispiele sind Jet-Wasseranwendungen, Dauerbrause, Unterwasserdruckstrahlmassage (UWM), Wassertreten, Whirlpool-Bäder, Jacuzzi, Dampfbäder, Sitzbäder, Arm- oder Fußbäder, Kneipp-Bäder) und Güsse, Abreibungen, Wickel, Packungen sowie mineralische Bäder (siehe auch Balneotherapie, Thalassotherapie).
Literatur
- Sebastian Kneipp: "Meine Wasserkur", abgerufen am 15.12.2025