Reaktive Arthritis (Radiologie)
Definition
Die reaktive Arthritis ist eine Form der Gelenkentzündung (Arthritis), die 1 bis 6 Wochen nach einer Urethritis oder Enteritis auftreten kann. Sie weist eine Assoziation zu HLA-B27 auf.
siehe auch: seronegative Spondylarthritis
Hintergrund
Die häufigsten Erreger sind Chlamydien, Shigellen, Salmonellen, Yersinien und Campylobacter. Der reaktiven Arthritis liegt jedoch eine immunologische Kreuzreaktion zugrunde. Entsprechend können in der Synovialis oder Synovia keine Erreger nachgewiesen werden (sterile Arthritis).
Die reaktive Arthritis kann auch mit extraartikulären Symptomen (Konjunktivitis, Reiter-Dermatose, Fieber, Gewichtsverlust) einhergehen. Das Vollbild wird auch als Reiter-Syndrom bezeichnet.
Die reaktive Arthritis wird mittels Anamnese, körperlicher Untersuchung, labormedizinischer Methoden und Bildgebung diagnostiziert:
- meist asymmetrische, z.T. wandernde Oligo- oder Polyarthritis. Teilweise und insbesondere initial kann auch nur ein Gelenk betroffen sein.
- häufigste Lokalisationen:
- Fuß: Sprunggelenk, Rückfuß, Mittelfuß, Vorfuß
- Kniegelenk
- Brust-, Lendenwirbelsäule, Iliosakralgelenk (ISG)
- seltener: Hand- und Fingergelenke, Halswirbelsäule, Hüftgelenk
- entscheidende diagnostische Hinweise:
- Calcaneus: Erosionen und Enthesitis am Tuber calcanei
- Zehen, seltener Finger: Weichteilschwellung (Wurstfinger), Periostitis
- Achsenskelett: bilaterale, meist asymmetrische Sakroiliitis und klobige, paravertebrale Ossifikationen
- Ankylosen
siehe Hauptartikel: reaktive Arthritis
Röntgen
- Normale Knochendichte, ggf. anfangs juxtaartikuläre Osteopenie
- Symmetrie: seltener als bei rheumatoider Arthritis oder Spondylitis ankylosans
- Enthesiopathie: vorherrschender Befund
- Ossifikationen an Sehnenansätzen (Achillessehne am Calcaneus, Patella, Spina iliaca, Tuber ischiadicum, Os pubis)
- Calcaneus: Erosionen am Tuber calcanei, reaktive Veränderungen (z.B. Enthesophyten)
- Zehen, Finger: Weichteilschwellung des gesamten Strahls ("Wurstfinger"), Periostitis, Erosionen, später auch Osteophyten.
- ISG: bilaterale Sakroiliitis
- synovialer Anteil (untere 1/2 bis 2/3)
- initial meist asymmetrisch, kann aber zu jedem Zeitpunkt symmetrisch sein
- anfangs Erosionen, Gelenkspalterweiterung
- später Sklerose, fibrotische oder knöcherne Ankylose
- Wirbelsäule:
- Thorakolumbal > zervikal
- klobige ("bulky") paravertebrale Ossifikationen (Parasyndesmophyten): werden am besten in a.p.-Projektion erkannt. Können Bandscheibenfächer überbrücken. Können asymmetrisch und diskontinuierlich ausgebildet sein. Anfangs eher fluffig-amorph.
- atlantoaxiale Subluxation möglich
- Facettenankylose möglich, aber seltener als bei Spondylitis ankylosans
- weitere Gelenke des Achsenskeletts können ebenfalls betroffen sein (z.B. Kostovertebralgelenk, Sternoklavikulargelenk)
Computertomographie
Die Computertomographie (CT) kommt bei der Diagnose der reaktiven Arthritis nur selten zum Einsatz. Die Befunde entsprechenen grundsätzlich denen der Röntgenuntersuchung.
Magnetresonanztomographie
Bevor die reaktive Arthritis im Röntgenbild auffällt, können in der Magnetresonanztomographie (MRT) bereits (unspezifische) Frühzeichen erkannt werden: Flüssigkeitssensitive Sequenzen (T2-FS, PD-FS, STIR) zeigen eine Enthesiopathie sowie ein Knochenmarködem im Bereich der ossären Entzündungen (ISG, Wirbelkörper, posteriorer Calcaneus, Zehen). Weitere Befunde im MRT sind z.B.:
- Erosionen
- ggf. Knochenmarksignal in paravertebralen Ossifikationen
- Sakroiliiitis, Ankylosen
Ultraschall
Im Ultraschall lassen sich lediglich unspezifische Befunde nachweisen (z.B. Synovialitis, Tenosynovitis).
Differenzialdiagnostik
- Psoriasisarthritis:
- identischer Befall des Achsenskeletts (bilaterale, oft asymmetrische Sakroiliitis, paravertebrale Ossifikationen)
- periphere Arthritis: Hände tendenziell häufiger betroffen, jedoch Füße ebenfalls häufig involviert.
- rheumatoide Arthritis:
- identisches Bild bei Erosionen in Metatarsophalangealgelenk und Tuber calcanei
- keine produktiven Veränderungen (Periostitis, Enthesitis, Osteophyten)
- Spondylitis ankylosans, enteropathische Arthritis:
- Sakroiliitis: meist bilateral, symmetrisch
- dünne vertikale Syndesmophyten
- periphere Arthritis: Hüft-, Knie- und Schultergelenk häufiger betroffen. Im Spätstadium können auch Zehen und Calcaneus involviert sein.
- Osteoporose im fortgeschrittenen Stadium
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