Tonsillitis
Synonyme: Angina tonsillaris, Tonsillopharyngitis, Amygdalitis, Rachenangina, Mandelentzündung, Angina
Englisch: tonsillitis
Definition
Als Tonsillitis bezeichnet man eine Entzündung der Tonsillen. In der Praxis ist der Begriff für die Entzündung der Gaumenmandeln (Tonsillae palatinae) reserviert.
Einteilung
Die Tonsillitis lässt sich nach mehreren Aspekten unterteilen:
...nach zeitlichem Verlauf
- akut (Tonsillitis acuta)
- chronisch (Tonsillitis chronica)
- rezidivierend
...nach Lokalisation
- einseitige (unilaterale) Tonsillitis
- beidseitige (bilaterale) Tonsillitis
...nach klinischem Aspekt
- katarrhalische Angina: Rötung und Schwellung der Tonsillen
- follikuläre Angina: Stippchen auf den Krypten der Tonsillen
- lakunäre Angina: Rötung und konfluierende fibrinöse Beläge (Angina lacunaris)
...nach Schweregrad
- einfache Tonsillitis
- eitrige Tonsillitis
- nekrotisierende Tonsillitis
Ätiologie
Die Tonsillitis ist eine Infektionskrankheit. Die akute Form wird in den allermeisten Fällen durch Viren (z.B. Adenoviren, Coxsackieviren), selten durch Bakterien ausgelöst. Die chronisch rezidivierende Form ist dagegen vorwiegend bakteriell bedingt. Typische bakterielle Erreger sind:
Daneben spielen eine Rolle:
Viele dieser Keime gehören zur residenten Mundflora. Die Infektion wird jedoch meist durch neue Serotypen der Erreger ausgelöst, gegen die keine Immunität besteht. Als zusätzliche Faktoren können ein reduzierter Allgemeinzustand oder eine Immunschwäche hinzutreten.
Bei chronischer Tonsillitis liegt meist eine Mischinfektion mit anaeroben und aeroben Erregern vor.
Symptome
Bei unkompliziertem Verlauf einer Tonsillitis dominieren in der Regel die Lokalsymptome. Dazu zählen unter anderem:
- Halsschmerzen
- Geschwollene, gerötete Gaumenmandeln
- Schluckbeschwerden (Verengung des Isthmus faucium)
- Schleimhautulzerationen
- Eiter-, Fibrinbelag ("Stippchen")
- Foetor ex ore
- Schwellung der zervikalen Lymphknoten (Nll. submandibulares, Nl. jugulodigastricus)
Bei schwererem Verlauf können weitere Symptome hinzutreten:
- Allgemeinsymptome (Fieber, Kopfschmerzen, Abgeschlagenheit)
- Scarlatiniformes Exanthem
Bei chronischer Tonsillitis sieht man zusätzlich Detritus.
Diagnose
Die Diagnose wird in der Regel anhand des typischen klinischen Bildes in der Inspektion und Palpation gestellt. Zur Sicherung der Diagnose erfolgt gegebenenfalls zusätzlich:
- Streptokokken-Schnelltest
- Bakterienkultur aus Rachenabstrich
- Antikörper-Nachweis (Antistreptolysintiter; Achtung: Anstieg erst nach Wochen)
Therapie
Die Therapie ist abhängig von der Ursache und vom Verlauf der Tonsillitis. In der Regel wird eine Kombination aus Lokal- und Allgemeinbehandlung eingesetzt.
Bei akuter Tonsillitis ist die Therapie in der Regel rein symptomatisch und umfasst:
- Analgetika (z.B. ASS, Ibuprofen)
- Rachenspülungen und Gurgeln mit Desinfizientien
- Pinselungen mit Antiseptika (z.B. Pyoktaninlösung)
- Schleimhautanästhetika, Mundpflege
- Bettruhe
- Halswickel (kalt, feucht)
Bei akuter bakterieller Tonsillitis bzw. Verdacht auf eine bakterielle Superinfektion ist die Gabe von Antibiotika indiziert. Bevorzugt eingesetzt werden Penicilline, alternativ können Cephalosporine oder Makrolide gegeben werden. Aminopenicilline sind zu vermeiden, da sie bei einer Mononukleose ein generalisiertes Exanthem auslösen können
Bei chronischer Tonsillitis ist die Gabe von Antibiotika und ggf. eine Tonsillektomie sinnvoll.
Differentialdiagnostik
Die Differentialdiagnostik sollte angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Tonsillitis eher um eine Bagatellerkrankung handelt, nicht vernachlässigt werden. Eine falsche Diagnose, z.B. das Verkennen einer Diphtherie kann ggf. schwerwiegende Konsequenzen haben. Zu den wichtigsten DD zählen:
- Angina Plaut-Vincenti (einseitige, nekrotisierende Tonsillitis)
- Mononucleosis infectiosa
- Diphtherie
- Scharlach
- Syphilitischer Primäraffekt
- Herpangina
- Agranulozytose (Angina agranulocytotica)
- Tonsillenkarzinom
- Tuberkulose
Komplikationen
Die Komplikationen der Tonsillitis werden meist durch regionale Ausbreitung der Erreger in benachbarte anatomische Räume (Logen), durch hämatogene Streuung oder durch überschießende Immunreaktionen verursacht. Typische Komplikationen sind:
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