Halslymphknoten
Synonyme: Zervikale Lymphknoten, Nodi lymphatici cervicales, Lymphonodi cervicales
Englisch: cervical lymph nodes
Definition
Die Halslymphknoten, lateinisch Nodi lymphatici cervicales, sind die Lymphknoten, die sich im Bereich des Halses befinden.
Einteilung
Die mehr als 300 zervikofazialen Lymphknoten sind bezüglich ihrer Anzahl, Verteilung und Lage sehr variantenreich und in der anatomischen Literatur nicht einheitlich beschrieben. Neben den anatomischen Systematiken gibt es zahlreiche klinische Nomenklaturen, die sich an den für die Onkologie und Chirurgie relevanten Kriterien orientieren.
...anatomisch
Anatomisch lassen sich die Halslymphknoten nach zwei Aspekten unterteilen:
...nach ihrer Lage in Bezug zum oberflächlichen Blatt der Halsfaszie in
- oberflächliche Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales superficiales) und
- tiefe Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales profundi)
...nach ihrer Lage am Hals in
- vordere Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales anteriores) in der vorderen Halsgegend unterhalb des Zungenbeins,
- seitliche Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales laterales) in der lateralen Halsgegend und im Bereich des Musculus sternocleidomastoideus und
- retropharyngeale Halslymphknoten (Nodi lymphatici retropharyngeales)
Fasst man beide Betrachtungen zusammen, ergibt sich folgendes Raster:
Oberflächliche Halslymphknoten
Die oberflächlichen Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales superficiales) liegen im seitlichen Halsgebiet im Verlauf der Vena jugularis externa auf dem Musculus sternocleidomastoideus. Sie stehen über Lymphbahnen mit den tiefen Halslymphknoten in Verbindung.
Tiefe Halslymphknoten
Vordere tiefe Halslymphknoten
Zu den vorderen tiefen Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales anteriores profundi) gehören folgende Gruppen, die durchgehend nach ihrem Bezugsorgan benannt sind:
- Nodi lymphatici praelaryngeales im der vorderen Kehlkopfgegend
- Nodi lymphatici thyreoidei um die Schilddrüse herum
- Nodi lymphatici praetracheales vor der Trachea (Luftröhre)
- Nodi lymphatici paratracheales neben der Trachea
Seitliche tiefe Halslymphknoten
Zu den seitlichen tiefen Lymphknoten (Nodi lymphatici cervicales laterales profundi) gehören:
- Nodi lymphatici jugulares laterales
- Nodi lymphatici jugulares anteriores, jeweils an der Vena jugularis interna orientiert
- Nodus lymphaticus jugulodigastricus an der Kreuzung von Vena jugularis interna und Musculus digastricus
- Nodus lymphaticus juguloomohyoideus an der Vena jugularis interna oberhalb der Zwischensehne des Musculus omohyoideus
- Nodi lymphatici supraclaviculares oberhalb des Schlüsselbeins
Die letzten zwei Lymphknotengruppen werden auch (z.B. von Gray) als untere tiefe Halslymphknoten (Nodi lymphatici cervicales inferiores profundi) bezeichnet.
Die unterhalb des Kinns bzw. am Unterkiefer gelegenen Nodi lymphatici submentales und die Nodi lymphatici submandibulares werden von einigen Autoren dem Kopf, von anderen dem Hals zugeordnet.
...klinisch
Die klinisch am häufigsten verwendete Klassifizierung der Halslymphknoten wurde von der American Academy of Otolaryngology entwickelt und beruht auf einer Unterteilung der Halslymphknoten nach Robbins in sechs Level:
Level | Lymphknoten |
---|---|
Level I | Submentale und submandibuläre Lymphknoten |
Level II | Obere tiefe juguläre (kraniojuguläre) Lymphknoten: Schädelbasis bis Karotisbifurkation |
Level III | Mittlere tiefe juguläre (mediojuguläre) Lymphknoten: Karotisbifurkation bis Kreuzung Musculus omohyoideus mit Vena jugularis interna |
Level IV | Untere tiefe juguläre (kaudojuguläre) Lymphknoten: Kreuzung Musculus omohyoideus mit Vena jugularis interna bis Klavikula |
Level V | Lymphknotengruppe im lateralen Halsdreieck "Accessoriusgruppe" |
Level VI | Lymphknotengruppe im vorderen Halsdreieck: parapharyngeal, retropharyngeal und prätracheal, "vorderes Kompartment" |
Die Lymphknoten des Level I können weiter unterteilt werden in
- Ia: submentale Lymphknotengruppe und
- Ib: submandibuläre Lymphknotengruppe
Klinik
Eine Lymphadenopathie der Halslymphknoten kommt sowohl bei Systemerkrankungen (z.B. Mononucleosis infectiosa, Morbus Hodgkin) als auch bei lokalen Entzündungen oder malignen Tumoren der orofazialen Region vor. Sie ist daher obligater Bestandteil der Ganzkörperuntersuchung.