Angina Plaut-Vincent
nach dem deutschen Bakteriologen H.-K. Plaut und dem französischen Bakteriologen H. Vincent
Synonyme: Tonsillitis ulceromembranacea, Angina ulceromembranacea, Angina Plaut-Vincenti
Englisch: trench mouth, Vincent's angina
Definition
Die Angina Plaut-Vincent ist eine relativ seltene Form der Tonsillitis (Mandelentzündung). Sie ist die bekannteste Form der sogenannten Fusotreponematosen, die auch außerhalb der Tonsillen auf Rachenschleimhaut und Zahnfleisch auftreten können.
Ätiologie
Verursacht wird eine Angina Plaut-Vincent durch eine Mischinfektion mit dem schraubenförmig gewundenen sauerstoffempfindlichen Spirochäten Treponema vincentii und anaerober Mischflora (spindelförmige Fusobakterien).
Klinik
Charakteristisch für die Angina Plaut-Vincent sind einseitig auftretende Halsschmerzen begleitet von Schluckbeschwerden. Das Allgemeinbefinden ist oft wenig gestört und es zeigen sich afebrile Körpertemperaturen.
Es bildet sich ein schmerzloses, meist einseitiges Geschwür an der Gaumenmandel, das mit Gewebsuntergang (nekrotisierende Ulzerationen) der Schleimhaut einhergeht. Typisch ist hierbei ein übelriechender, grau-grünlicher schmieriger Belag. Er unterscheidet sich deutlich von den weißen Stippchen der häufigeren Streptokokken-Tonsillitis. Darüber hinaus kann eine Parodontitis auftreten. Von der Erkrankung sind häufiger Jugendliche betroffen.
Komplikationen
Eine Komplikation bildet die brandige Zerstörung der Wange, die auch als Noma bzw. Wangenbrand bezeichnet wird. Sie tritt insbesondere bei Immunschwäche, mangelhafter Mundhygiene und Unterernährung auf und ist in bis zu 70 bis 90 % der Fälle letal.[1] Eine Vorstufe des Wangenbrands ist die nekrotisierende ulzerierende Gingivitis.
Diagnostik
Die Diagnose wird mittels eines Rachenabstriches gesichert. Unter dem Mikroskop können die beiden verursachenden Bakterienarten (Treponema vincenti und spindelförmige Fusobakterien) identifiziert werden.
Therapie
Die Erkrankung wird üblicherweise wie bei einer ausgeprägteren Streptokokken-Tonsillitis mit Antibiotika behandelt. Dabei kommen vor allem Aminopenicilline (z.B. Amoxicillin), bei deren Unverträglichkeit Makrolide (z.B. Clarithromycin) oder Tetracycline (z.B. Doxycyclin) zum Einsatz. Die Behandlung sollte ausreichend lange, beispielsweise über volle 7-10 Tage erfolgen.
Quellen
- ↑ Pharmazeutische Zeitung Noma Kinder ohne Gesicht, abgerufen am 26.11.2021