Rami nasales
von lateinisch: ramus - Ast, nasus - Nase
Englisch: nasal branches
Definition
Rami nasales sind Nervenäste, welche die Nase sensibel oder vegetativ innervieren.
Anatomie
Die sensible Versorgung der inneren und äußeren Nase erfolgt fast ausschließlich durch Äste des Nervus trigeminus (Nervus V).
Äußere Nase
Die äußere Haut der Nase wird vor allem durch den Ramus nasalis externus des Nervus ethmoidalis anterior sensibel innerviert. Er versorgt die Nasenflügel und die Nasenspitze. Weitere Äste entstammen dem Nervus infraorbitalis (V2) sowie teilweise auch den Nervi infratrochlearis und nasociliaris – beide aus dem Nervus ophthalmicus (V1).
Innere Nase
Vorderer Bereich
Die Somatoafferenzen für die sensible Innervation des vorderen Teils der Nasenhöhle stammen aus dem Nervus ethmoidalis anterior, einem Ast des Nervus nasociliaris (Nervus ophthalmicus, V1). Er zieht durch das Foramen ethmoidale anterius in die vordere Schädelgrube und von dort durch das Siebbein in die Nasenhöhle. Hier entlässt er folgende Rami nasales:
- Rami nasales interni mediales (vorderer Teil des Nasenseptums)
- Rami nasales interni laterales (laterale vordere Nasenwand)
Hinterer Bereich
Die Nerven, die den hinteren Bereich der Nasenhöhle versorgen, sind sensible Fasern des Nervus maxillaris (V2). Ihnen lagern sich im Verlauf allgemein-viszeroefferente Fasern an. Der Ursprung dieser parasympathischen Fasern ist der Nucleus salivatorius superior. Sie verlassen den Hirnstamm als Teil des Nervus intermedius, der dem Nervus facialis zugeordnet ist. Danach verlaufen sie im Nervus petrosus major bis zum Ganglion pterygopalatinum, wo sie umgeschaltet werden. Die postganglionären parasympathischen Fasern schließen sich den Rami nasales posteriores an, welche die Nasenschleimhaut sensibel und die Glandulae nasales parasympathisch innervieren.
Die sympathische Innervation erfolgt durch postganglionäre sympathische Fasern. Diese wurden bereits im Ganglion cervicale des Sympathikus verschaltet. Sie ziehen vom Plexus caroticus internus über den Nervus petrosus profundus und den Nervus canalis pterygoidei zum Ganglion pterygopalatinum. Dieses durchqueren sie, ohne umgeschaltet zu werden und treten in den Nasenraum ein, wo sie die Nasenschleimhaut und speziell die Gefäße des Nasenraums innervieren.
Zu den Nerven, welche den hinteren Teil der Nasenhöhle innervieren, gehören:
- Nervus nasopalatinus (unterer Teil des Nasenseptums)
- Rami nasales posteriores superiores mediales (oberer Teil des Nasenseptums)
- Rami nasales posteriores superiores laterales (ca. 10 dünne Äste, laterale obere Nasenwand, obere und mittlere Nasenmuschel, hintere Siebbeinzellen)
- Rami nasales posteriores inferiores (laterale untere Nasenwand, hinterer Teil der unteren Nasenmuschel)
Der Nervus nasopalatinus ist der größte dieser Nerven. Er zieht in seinem weiteren Verlauf durch den Canalis incisivus und versorgt auch den Bereich der Palatum durum sensibel (allgemein-somatoafferent).
Die Riechschleimhaut wird vom Nervus olfactorius speziell-viszeroafferent innerviert (siehe auch: Riechbahn).
Klinik
Die Rami nasales spielen eine wichtige Rolle bei Erkrankungen der Nase.
Erkrankungen
Herpes zoster (Zoster nasalis)
Bei einer Reaktivierung des Varizella-Zoster-Virus kann es zu einem Herpes zoster im Bereich des Gesichtes kommen, wobei auch die Rami nasales betroffen sein können. Dieser sogenannte Zoster nasalis manifestiert sich durch schmerzhafte Hautausschläge und Bläschen im Bereich der Nasenspitze und der umliegenden Haut. Betroffene Patienten klagen häufig über starke Neuralgien, die durch die Reizung der Rami nasales entstehen. Bei unbehandeltem Zoster nasalis besteht das Risiko für Komplikationen, wie eine postzosterische Neuralgie, die zu chronischen Schmerzen führen kann.
siehe auch: Hutchinson-Zeichen
Trockene Nasenschleimhaut
Bei einer Störung der vegetativen Nervenfasern kann es durch eine reduzierte Blutversorgung und Schleimsekrektion zu einer trockenen Nasenschleimhaut kommen. Rhinitis sicca und Rhinitis atrophicans sind eine häufige Folge der Überanwendung von abschwellenden Nasentropfen.
Chronische Rhinosinusitis
Bei Patienten mit chronischer Rhinosinusitis können die Rami nasales durch eine persistente Entzündung der Nasenschleimhaut geschädigt werden. Anhaltende Schmerzen, Druckempfindungen und sensorischen Störungen im Nasenbereich sind möglich.
Trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen
Trigemino-autonome Kopfschmerzerkrankungen, zu denen auch der Cluster-Kopfschmerz gehört, sind oft durch eine Dysfunktion von Nerven gekennzeichnet. Hier können auch die Rami nasales betroffen sein, wodurch es zu einer Ausstrahlung der Schmerzen in die Nase kommt.
Nasentumoren
Bei Tumoren der Nasenregion oder der Nasennebenhöhlen, wie z.B. Karzinomen oder Papillomen, können die Rami nasales komprimiert oder infiltriert werden. Das führt zu einem Verlust der Sensibilität, zu Schmerzen oder neuralgischen Beschwerden.
Anästhesie
Bei Eingriffen im Bereich der Nase und der Nasennebenhöhlen ist die Kenntnis der Anatomie der Rami nasales die Voraussetzung für eine effektive Lokalanästhesie.
Chirurgie
Nach chirurgischen Eingriffen, wie der Septumplastik oder Nasenkorrekturen, können Schädigungen oder Irritationen der Rami nasales zu postoperativen Schmerzsyndromen oder Sensibilitätsstörungen führen.
Quellen
- Schünke, Prometheus Kopf, Hals und Neuroanatomie (ISBN 978-3-13-242091-5), © 2018 Georg Thieme Verlag KG
- Aumüller G, Aust G, Conrad A et al., Duale Reihe Anatomie (ISBN 978-3-13-243502-5), © 2006, 2020 Georg Thieme Verlag KG
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