Post-Zoster-Neuralgie
Synonym: Postherpetische Neuralgie
Englisch: Postherpetic neuralgia
Definition
Unter einer Post-Zoster-Neuralgie versteht man einen neuropathischen Schmerz, der nach einem Herpes Zoster auftreten kann.
Epidemiologie
Die Post-Zoster-Neuralgie wird bei 10 bis 20 % aller Patienten mit Herpes Zoster beobachtet.[1]
Zu den Risikofaktoren für die Entwicklung einer Post-Zoster-Neuralgie gehören:[1]
- Herpes Zoster im Gesicht
- hohes Alter
- weibliches Geschlecht
- schnell auftretender und starker Hautauschlag innerhalb von 3 Tagen nach Beginn der Infektion
- Prodrom mit dermatomalen Schmerzen
- HIV-Infektion und Tumorerkrankung
- großflächiger Befall durch Herpesviren
- keine initiale antivirale Therapie
Ätiopathogenese
Ein Herpes Zoster kann über eine unvollständige Regeneration der betroffenen Nervenfasern zu einer Sensibilisierung von Schmerzfasern führen, was die Entwicklung einer Hyperalgesie begünstigt. Zusätzlich wird angenommen, dass der Infekt strukturelle und funktionelle Umbauvorgänge sowohl im peripheren Nervensystem (PNS) als auch im zentralen Nervensystem (ZNS) auslöst.
Durch diese Umbauvorgänge werden sensible und schmerzleitende Fasern gekoppelt und die normale Inhibition der Erregungsleitung im Rückenmark und im Cortex unterdrückt. Eine Hyperästhesie sowie eine Allodynie können die Folge sein.
Neuere Forschungen weisen zusätzlich auf bestimmte Prädispositionsfaktoren hin, z.B. eine reduzierte VZV-spezifische T-Zell-Immunität und Veränderungen der epidermalen Nervenfaserdichte. Diese Erkenntnisse könnten zukünftig zur Risikostratifizierung und Frühintervention beitragen.[2]
Klinik
Bei der Post-Zoster-Neuralgie handelt es sich um einen dumpfen, brennenden Dauerschmerz. Hinzu kommen einschießende, elektrisierende Schmerzattacken, die frühestens vier Wochen, nachdem die Effloreszenzen abgeklungen sind, beobachtet werden. Viele Patienten klagen zusätzlich über eine Hyperpathie, eine Dysästhesie und eine Allodynie.
Diagnostik
Die Diagnose wird häufig anhand der Anamnese und der Klinik gestellt. Wenn der Herpes Zoster und eine Post-Zoster-Neuralgie bei einem jungen Patienten auftreten, sollte nach einer Immundefizienz gesucht werden.
Differentialdiagnose
Differentialdiagnostisch sollte je nach Lokalisation der Schmerzen an ein LWS-Syndrom, ein BWS-Syndrom oder auch an eine Trigeminusneuralgie gedacht werden, wenn zuvor keine Effloreszenzen beobachtet worden sind.
Therapie
Wenn die Erkrankung weniger als sechs Wochen besteht, kann eine Sympathikusblockade die Schmerzen lindern. Sonst erfolgt eine medikamentöse Therapie mit Antidepressiva (z.B. Amitriptylin, Clomipramin) oder mit Antikonvulsiva (z.B. Gabapentin). Vor allem Pregabalin scheint sich günstig auszuwirken.
Zusätzlich können lokal ein Lidocain-Gel oder eine Capsaicin-Creme eingesetzt werden. Gegebenenfalls sind – bei begrenzter Evidenz – auch eine Akupunkturbehandlung oder eine TENS sinnvoll.
Als Ultima ratio werden eine anterolaterale Chordotomie sowie eine DREZ-Operation durchgeführt.
Prophylaxe
Um einer Post-Zoster-Neuralgie erfolgreich vorzubeugen, ist die frühzeitige Behandlung des Herpes Zoster mit Aciclovir oder Valaciclovir notwendig. Als Primärprophylaxe spielt die Impfung mit dem adjuvanten Totimpfstoff (rekombinanter Zoster-Impfstoff, RZV) eine zentrale Rolle. Sie wird Patienten ab 60 Jahren sowie Erwachsenen ab 50 Jahren mit erhöhtem gesundheitlichem Risiko empfohlen. Die zweifache Impfserie bietet einen hohen und langanhaltenden Schutz vor Herpes Zoster und reduziert damit auch das Risiko für das Auftreten einer Post-Zoster-Neuralgie.
Prognose
Bei jedem zweiten Patienten wird innerhalb von einem Jahr eine Spontanremission beobachtet. Bei jedem vierten Patienten führt die o.a. Therapie zur Remission. Wenn die Erkrankung länger als ein Jahr besteht, besteht nur noch wenig Hoffnung auf eine Remission.
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 Gupta et al., Post-herpetic neuralgia, Contin Educ Anaesth Crit Care Pain, 2012
- ↑ Li et al., Identifying and Evaluating Biological Markers of Postherpetic Neuralgia: A Comprehensive Review, Pain Ther, 2024