Opicapon
Handelsname: Ongentys®
Englisch: opicapone
Definition
Opicapon ist ein Arzneistoff aus der Gruppe der COMT-Inhibitoren, der als Zusatztherapie bei der Parkinson-Krankheit eingesetzt wird. Er gehört zur dritten Generation der COMT-Inhibitoren. Opicapon wird in Fixkombination mit Levodopa (L-Dopa) und einem Decarboxylasehemmer gegeben.
Hintergrund
Durch den Untergang von Dopamin-freisetzenden Nervenzellen in der Substantia nigra entsteht ein Dopaminmangel. Dopamin ist für korrekte Bewegungsabläufe essenziell. Das Fehlen der betroffenen Neurone, die normalerweise aus der Substantia nigra in das Corpus striatum projizieren, führt zur typischen Parkinson-Symptomatik. Diese besteht aus Akinese, Rigor, Tremor und posturaler Instabilität. Als symptomatische Therapie wird den Patienten Dopamin, meist in Form des Prodrug L-Dopa, verabreicht. L-Dopa wird im Körper durch die Catechol-O-Methyltransferase (COMT) rasch zu unwirksamen Metaboliten methyliert. COMT-Inhibitoren wirken diesem Effekt entgegen und verlängern die Wirkung von L-Dopa.
Chemie
Opicapon ist ein Nitrocatechol mit der Summenformel C15H10Cl2N4O6. Die molekulare Masse beträgt 413,17 g/mol.
Wirkmechanismus
Opicapon hemmt selektiv, langanhaltend und reversibel die COMT. Er wirkt vor allem peripher. Dadurch steigt die Dopaminkonzentration im ZNS an und es kommt zu weniger stark ausgeprägten Dopamin-Talspiegeln und Wirkfluktuationen mit Off-Symptomatik.
Pharmakokinetik
Nach oraler Gabe erfolgt die Resorption rasch, mit einer Resorptionsquote von 20 %. Opicapon besitzt eine hohe Plasmaproteinbindung von 99 % mit einem scheinbaren Verteilungsvolumen von 29 L. Bei Gabe von 50 mg Opicapon täglich konnte im Steady-State am Tag 14 eine Plasmakonzentration von 459 ± 252 ng/mL und eine Cmax von 2022 ± 783 ng/mL·h nachgewiesen werden.
Die Plasmahalbwertszeit beträgt nur 1 bis 2 Stunden. Durch die hohe Enzymaffinität und die langsame Dissoziation (Bindungsaffinität im subpikomolaren Bereich) wird die COMT jedoch über 24 Stunden gehemmt. Daher muss Opicapon nur einmal täglich eingenommen werden.
Die effektive Hemmung der COMT betrug 83,4 ± 4,9 % des Ausgangswertes. Nach Sulfatierung erfolgt die Ausscheidung hauptsächlich über die Faeces.
Wirkprofil
Unter Opicapon ist mit einer Reduktion der Off-Fluktuation (End-of-Dose-Fluktuation) um etwa 1 bis 2 Stunden zu rechnen. Die Tagesdosis von L-Dopa kann oft reduziert werden, wodurch weniger Nebenwirkungen auftreten.
Bei der Umstellung von Entacapon auf Opicapon wurde in einer Studie eine Verkürzung der Off-Zeit um 39,3 Minuten pro Tag beobachtet.
Indikationen
Opicapon ist als Zusatztherapie für Patienten zugelassen, die bereits L-Dopa mit einem Dopa-Decarboxylase-Inhibitor einnehmen. Der Arzneistoff wird bei End-of-Dose-Fluktuationen mit Off-Symptomatik eingesetzt, insbesondere dann, wenn andere COMT-Hemmer wie Entacapon nicht vertragen werden.
Dosierung
Die empfohlene Dosis beträgt 50 mg Opicapon täglich. Die Einnahme sollte beim Zubettgehen erfolgen, mindestens jedoch eine Stunde vor oder nach L-Dopa-Kombinationspräparaten. Bei mäßigen bis schweren Leberschäden kann eine Dosisreduktion notwendig sein, wobei die klinischen Erfahrungen begrenzt sind.
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Unter Opicapon wird sehr häufig über Bewegungsstörungen berichtet. Weiterhin traten folgende Nebenwirkungen häufig auf:
- Verstopfung
- Erbrechen
- Mundtrockenheit
- Ein- und Durchschlafstörungen, Schläfrigkeit sowie abnorme Träume
- erhöhte Kreatinkinase
- Muskelkrämpfe
- Schwindelgefühl
- Kopfschmerzen
- Trugwahrnehmungen oder optische Sinnestäuschungen (Halluzinationen)
- Blutdruckabfall beim Lagewechsel zum Stehen
Viele dieser Nebenwirkungen sind auf die Erhöhung des Dopaminspiegels zurückzuführen.
Wechselwirkungen
Es können Wechselwirkungen zwischen Opicapon und u.a. folgenden Medikamenten auftreten:
- Monoaminoxidasehemmer (MAO-Hemmer)
- Trizyklische Antidepressiva oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (z.B. Venlafaxin, Maprotilin, Desipramin)
- Durch COMT metabolisierte Medikamente, z.B.
- HMG-CoA-Reduktase-Inhibitoren (Rosuvastatin, Simvastatin, Atorvastatin oder Pravastatin)
- Methotrexat
- Chinidin
Zur gleichzeitigen Behandlung mit Safinamid (MAO-B-Hemmer) liegen keine Erfahrungen vor.
Opicapon ist in vitro ein leichter Inhibitor von CYP2C8, CYP2C9 und OATP1B1. Eine klinische Relevanz konnte noch nicht nachgewiesen werden.
Kontraindikationen
Opicapon soll nicht eingenommen werden bei:
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- Phäochromozytom
- Paragangliom
- malignem neuroleptischen Syndrom
- Rhabdomyolyse
- Einnahme von MAO-Hemmern (z.B. Phenelzin, Tranylcypromin oder Moclobemid)
Literatur
- Beipackzettel von ONGENTYS 50 mg Hartkapseln, abgerufen am 12.01.2024
- Gelbe Liste – Opicapon - Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen, abgerufen am 12.01.2024
- Feldman et al., Opicapone for the treatment of Parkinson's disease: a review, Int J Neurosci, 2023
- Greenwood et al., Opicapone: A third generation COMT inhibitor, Clin Park Relat Disord, 2020
- Opicapone for Parkinson’s disease, Aust Prescr, 2023
- LeWitt et al., Opicapone Pharmacokinetics and Effects on Catechol-O-Methyltransferase Activity and Levodopa Pharmacokinetics in Patients With Parkinson Disease Receiving Carbidopa/Levodopa, Clin Neuropharmacol., 2023
- Fachinformation von Ongentys auf Fachinfo.de, Stand März 2022
- ec.europa.eu – Zusammenfassung der Merkmale des Arzneimittels, abgerufen am 16.01.2024
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