Tranylcypromin
Handelsnamen: Parnate®, Jatrosom® u.a.
Englisch: tranylcypromine
Definition
Tranylcypromin ist ein unselektiver und irreversibler Monoaminoxidasehemmer, der als Reservearzneistoff zur Behandlung der Depression verwendet wird.
Chemie
Tranylcypromin weist strukturelle Verwandtschaft mit Amphetamin auf, enthält aber einen Cyclopropan-Ring. Es besitzt zudem zwei Stereozentren, woraus vier mögliche Stereoisomere resultieren. Als Wirkstoff verwendet wird nur das trans-Enantiomerenpaar.
Tranylcypromin hat die Summenformel C9H11N und eine molare Masse von 133,19 g/mol.
Wirkmechanismus
Depressionen zeichnen sich vor allem durch fehlenden Antrieb und eine gestörte Stimmung aus. Dabei nimmt man an, dass ein primärer Mangel an Monoaminen wie Noradrenalin oder Serotonin im synaptischen Spalt besteht, der hauptsächlich auf eine verminderte Produktion der genannten Neurotransmitter zurückzuführen ist. Auch die veränderte Expressivität, deren Rezeptoren oder die Bindung an diese kann ein Grund für die erwähnte Mangelerscheinung und die damit zusammenhängende Symptomatik sein. Therapieziel von Antidepressiva ist somit, die Menge an Monoaminen im synaptischen Spalt durch unterschiedliche Angriffspunkte herauf zu setzen.
Ein möglicher Therapieansatz, um die Monoaminkonzentration zu erhöhen (vor allem Serotonin und Noradrenalin, aber auch Adrenalin und Dopamin), ist die Hemmung der Monoaminoxidase-A (MAO-A). Ihre Aufgabe ist es, Monoamine abzubauen.
Tranylcypromin ist ein unselektiver und irreversibler MAO-Inhibitor. Nach Aktivierung durch Öffnung des Cyclopropan-Rings bindet es über einen radikalischen Mechanismus kovalent an FAD, die prosthetische Gruppe der MAO, wodurch das Enzym irreversibel gehemmt wird ("Suizidinhibition"). Durch die Hemmung der MAO wird die extrazelluäre Konzentration der Monoamine erhöht, worauf die antidepressive Wirkung zurückgeführt wird (siehe Monoaminhypothese).
Indikationen
- schwere und sonst nicht beherrschbare Depressionen
- Angststörungen
Nebenwirkungen
Da Tranylcypromin nicht nur MAO-A (Abbau von Serotonin und Noradrenalin), sondern auch MAO-B (Abbau von Dopamin) hemmt, kommt es im Vergleich zu selektiven MAO-Hemmern (z.B. Moclobemid) zu mehr Nebenwirkungen und Arzneimittelinteraktionen.
Tranylcypromin wirkt wie Amphetamine exzitatorisch auf das ZNS, viele der Nebenwirkungen können auf seine stimulierende Wirkung zurückgeführt werden:
- Schlaflosigkeit, Unruhe, aber auch Müdigkeit
- Tremor
- Übelkeit, Schwindel
- Mundtrockenheit
- orthostatische Dysregulation
- Herzrhythmusstörungen
Die Aufnahme Tyramin-haltiger Nahrungsmittel wie Rotwein oder Käse unter der Therapie mit Tranylcypromin kann zum sog. Cheese-Effekt führen: Aufgenommenes Tyramin kann nicht mehr abgebaut werden und gelangt in den Blutkreislauf. Tyramin selbst wirkt als indirektes Sympathomimetikum, indem es die Noradrenalin-Konzentration im synaptischen Spalt erhöht. Noradrenalin bindet an alpha-1-Rezeptoren und führt zu einer Vasokonstriktion und damit zur Blutdruckerhöhung bis hin zur hypertensiven Krise. Entsprechend sollte während und mindestens 14 Tage nach der letzten Einnahme von Tranylcypromin auf Tyramin-haltige Nahrungsmittel verzichtet werden.
Kontraindikationen
- Schwangerschaft
- Phäochromozytom
- gleichzeitige Einnahme von anderen MAO-Hemmern oder SSRI
- Hyperthyreose
- Aneurysmen
- Delir
- Porphyrie
- Karzinoid
- maligne Hyperthermie
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