Aneurysma
Englisch: aneurysm
Definition
Als Aneurysma bezeichnet man eine pathologische, begrenzte, irreversible Aufweitung der Wand eines Blutgefäßes (Arterie, Vene) oder der Herzwand. Im erweiterten Sinn werden auch verschiedene, durch Blutungen verursachte Gefäßveränderungen als Aneurysma bezeichnet.
Der Plural von Aneurysma lautet "Aneurysmata" oder "Aneurysmen".
Ätiologie
Arterielle Aneurysmen entstehen durch eine angeborene oder erworbene Wandschwäche des betroffenen Gefäßes; die Ätiologie ist divers und u.a. lokationsabhängig. Arterielle extrakraniale Aneurysmen sind zu etwa 80 bis 85% durch eine Arteriosklerose bedingt. Angeborene throrakale Aneurysmen kommen gehäuft bei Fibrillopathien oder Störungen der Kollagensynthese vor, z.B. im Rahmen eines Marfan- oder Ehlers-Danlos-Syndroms.
Einteilung
...nach Pathologie
Klassischerweise unterscheidet man drei Formen des Aneurysmas:
- Aneurysma verum (lat. verum - "echt") ist ein Aneurysma im Sinne der o.a. Definition.
- Aneurysma dissecans: keine echte Gefäßerweiterung, sondern das Ergebnis einer Einblutung in die Gefäßwand durch Einriss der inneren Gefäßwandschichten (Intima und Teile der Media) mit Entstehung eines Pseudolumens.
- Aneurysma spurium: entsteht durch eine Einblutung ins umliegende Gewebe und täuscht die Erweiterung des Blutgefäßes lediglich vor. Es wird deshalb auch "Aneurysma falsum" genannt.
...nach Morphologie
- Sacciformes Aneurysma: exzentrisch, d.h. nur ein Teil des Gefäßumfangs ist betroffen
- Fusiformes Aneurysma: konzentrisch, d.h. mit Beteiligung des gesamten Umfangs der Gefäßwand
...nach Lokalisation
Aneurysmen können überall in Körper vorkommen. Häufige Lokalisationen sind:
- Aortenaneurysma: Aneurysma der Aorta
- Zerebrales Aneurysma: Aneurysma der Hirnarterien
- Herzwandaneurysma
- Popliteaaneurysma
...nach Ätiologie
Sonstige Formen
- arteriovenöses Aneurysma
- Mikroaneurysma: z.B. Charcot-Bouchard-Aneurysma
Pathologie
Bei echten Aneurysmen ist die Arterienwand hochgradig verschmälert. Die glatte Muskulatur und die elastischen Fasern sind weitgehend von Kollagenfasern verdrängt. Das Lumen des Aneurysmas kann teilweise von einem Abscheidungsthrombus ausgefüllt sein.
Diagnostik
Der Nachweis von Aneurysmen erfolgt mithilfe bildgebender Verfahren, vor allem durch Schnittbildverfahren wie die Kernspintomographie (MRT) und die Computertomographie (CT). Darüber hinaus kann auch die digitale Subtraktionsangiographie (DSA) eingesetzt werden. Häufig handelt es sich dabei um akzidentelle Befunde bei Untersuchungen, die aus anderem Grund veranlasst wurden.
Aneurysma an der Arteria cerebri media, 3D-Rekonstruktion
Klinik
Aneurysmen sind in der Regel asymptomatisch, solange sie die Nachbarstrukturen nicht verdrängen und die Hämodynamik im betroffenen Gefäßabschnitt nicht beeinträchtigt ist. Große Aneurysmen können durch Kompression umliegender Strukturen verschiedene, lageabhängige Symptome verursachen, z.B. Paresen oder Obstruktionen. Bei einer Beeinträchtigung der Hämodynamik können Embolien und Ischämien auftreten.
Die Ruptur eines Aneurysmas mit anschließender Massenblutung führt häufig zu einer schweren Symptomatik mit Schock und Kreislaufstillstand.
Therapie
Die gefäßchirurgische Behandlung von Aneurysmen ist von der Lage und vom genauen Typ des Aneurysmas abhängig. Bei zerebralen Aneurysmen kommt meist ein Coiling zum Einsatz. Dissezierende Aneurysmen werden mit einer Gefäßendoprothese oder durch Stents versorgt.
Literatur
- Goebell H, Wagner J: Innere Medizin mit Repetitorium. 2011. De Gruyter Verlag
- Mewis C, Riessen R, Spyridopoulos I: Kardiologie kompakt 2. Auflage, 2006. Thieme Verlag. doi:10.1055/b-002-23562
Weblinks
- Yousefi O et al. Blase am Unterarm (Venenaneurysma), Dtsch Arztebl Int 2019, abgerufen am 28.02.2024