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Orthostase-Syndrom

(Weitergeleitet von Orthostatische Dysregulation)

Synonyme: Orthostatische Hypotonie, orthostatische Dysregulation
Englisch: postural hypotension

1. Definition

Das Orthostase-Syndrom ist eine bei Wechsel in die aufrechte Körperlage (Orthostase) auftretende Regulationsstörung des Blutdrucks.

2. Physiologie

Im Normalfall steuert der Organismus dem durch die Orthostase entstehenden Blutdruckabfall mit der Orthostase-Reaktion entgegen. Ein Orthostase-Syndrom entsteht, wenn diese Gegenregulation des Körpers nicht richtig abläuft.

3. Formen

Anhand der Befunde beim Schellong-Test werden folgende Formen unterschieden:

Form systolischer Blutdruck diastolischer Blutdruck Herzfrequenz Anmerkungen
Sympathikotone orthostatische Hypotonie ↑ (mind. 16/min)
  • vorhandene sympathische Gegenregulation mit Anstieg der Herzfrequenz
  • aber unzureichende Venenkonstriktion
  • Ursachen: Hypovolämie, Vasodilatatoren, v.a. bei schlanken jungen Frauen oder Kindern in Wachstumsphasen
Asympathikotone orthostatische Hypotonie -
Vasovagale orthostatische Hypotonie

Als Sonderform gilt das posturale orthostatische Tachykardiesyndrom (POTS). Innerhalb von 10 Minuten nach dem Aufstehen steigt die Herzfrequenz um mindestens 30/min (bei Kindern 40/min) oder absolut auf > 120/min an. Ein wesentlicher Blutdruckabfall bleibt aus (RRsyst < 20 mmHg, RRdiast < 10 mmHg). Die genaue Pathogenese ist derzeit (2021) unklar. Betroffen sind v.a. junge Frauen.

4. Symptome

Zu den typischen Symptomen des Orthostase-Syndroms gehören:

5. Diagnostik

Zur Objektivierung der Blutdruckschwankungen kann der sehr einfach durchzuführende Schellong-Test oder der Kipptisch-Test durchgeführt werden.

6. Therapie

Bei einem Orthostase-Syndrom sollte der Patient über die Diagnose und die präventiven Maßnahmen aufgeklärt werden. Bei bekannter zugrundeliegender Ursache kann diese ggf. behandelt werden. Medikamente, die eine Hypotonie begünstigen, werden vermieden (z.B. Diuretika). Auf eine ausreichende Trinkmenge (z.B. mindestens 2 l/d) und Kochsalzzufuhr muss geachtet werden. Weiterhin hilfreich sind regelmäßiges Ausdauertraining.

Hilfreich zur Überwindung der meist morgendlich auftretenden Hypotonie sind kreislaufwirksame, isometrische Übungen während des Aufstehvorgangs. So kann durch Aktivierung der Unterschenkelmuskulatur im Wadenbereich bereits im Liegen der venöse Rückstrom aktiviert werden. Zwischen Liegen und Aufstehen kann auch eine zweiminütige Sitzphase eingelegt werden.

Ebenfalls wirksam ist der Wechsel in eine kalte Umgebung (Öffnen des Schlafzimmerfensters). Kälte bewirkt eine Vasokonstriktion und steigert ebenfalls den venösen Rückstrom. Ebenfalls kann das Trinken von starkem Kaffee (Koffein) erwogen werden.

Sind die Allgemeinmaßnahmen nicht ausreichend, kann Fludrocortison eingesetzt werden (z.B. 0,1–0,3 mg/d p.o. über 3 Tage, nach Therapieansprechen dann Dosisreduktion auf 0,05–0,1 mg/d p.o.). Die maximale Therapiedauer beträgt 2 Monate. Das Alpha-1-Sympathomimetika Midodrin kommt nur in schweren Einzelfällen zum Einsatz.

Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.

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