von lateinisch: rigor - Starre
Englisch: rigidity, lead-pipe rigidity
Als Rigor bezeichnet man eine gesteigerte Grundspannung der Skelettmuskulatur, die sich bei der passiven Bewegung einer Extremität als konstanter Widerstand bemerkbar macht. Rigor ist ein Kardinalsymptom der Parkinson-Krankheit.
Vom neurologischen Rigor abgegrenzt ist der Rigor mortis.
Der Rigor zählt zu den hypokinetischen Bewegungsstörungen. Er ist Ausdruck einer Störung des extrapyramidalen Systems (EPMS), wie sie bei der Parkinson-Krankheit auftritt. Die genauen pathophysiologischen Vorgänge, die zu einem Rigor führen, sind bislang (2018) weitgehend ungeklärt.
Eine mögliche Ursache des Rigors ist die erhöhte Erregbarkeit langer Reflexbögen. Die schnelle Dehnung eines Muskels führt zu Reizantworten mit unterschiedlicher Latenzzeit. Die schnellste Antwort ist der monosynaptische Dehnungsreflex, der beim Schlag mit dem Reflexhammer auf eine Sehne ausgelöst wird. Reizantworten mit längerer Latenz beziehen kortikale Zentren ein und werden transkortikale Reflexe oder Long-Loop-Reflexe genannt. Es wird vermutet, das eine Hyperaktivität dieser transkortikalen Reflexe sich klinisch als Rigor bemerkbar macht.[1]
Da Willkürbewegungen der kontralateralen Körperseite (Froment-Manöver) einen Rigor verstärken oder aufdecken, geht man davon aus, dass Rigor kein einfaches Phänomen ist, sondern durch das komplexe Zusammenwirken mehrerer Gehirnzentren entsteht.[1]
Der Rigor ist unabhängig von der Geschwindigkeit der passiven Bewegung und kann bereits bei sehr langsamer Bewegung in beide Richtungen ausgelöst werden. Die englische Bezeichnung "lead-pipe rigidity" vergleicht den Eindruck, den der Untersucher dabei hat, mit dem Biegen eines Bleirohrs. Im Gegensatz dazu nimmt die dem Rigor verwandte Spastizität mit der Geschwindigkeit der Bewegung zu. Klinisch können beide Phänomene gleichzeitig auftreten und sind nicht einfach voneinander zu differenzieren.
Ein Rigor kommt frühzeitig im Schulter- und Nackenbereich vor. Wird beim liegenden Patienten der Kopf angehoben, lässt der Patient ihn nicht in das Kopfkissen fallen, sondern hält ihn in der Schwebe (Kopffalltest). Beim passiven Hin- und Herbewegen des Arms im Schultergelenk wird die Pendelbewegung vorzeitig abgebremst (Armpendeltest).
Eine Sonderform des Rigors ist das Zahnradphänomen, bei dem es im Verlauf der passiven Bewegung immer wieder zu einem kurzen, ruckartigen Nachgeben des Muskeltonus kommt. Dadurch verläuft die Bewegung abgehackt ("sakkadierend") wie beim Einrasten eines Zahnrads.
Klinische Tests bei Rigor | ||
---|---|---|
Kopffalltest | Armpendeltest | Zahnradphänomen |
Tags: GK2, Gesundheitsstörung
Fachgebiete: Neurologie
Um diesen Artikel zu kommentieren, melde Dich bitte an.