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Humanes Choriongonadotropin

von griechisch: gonos - Reproduktion, tropein - Einfluss haben auf
Synonyme: menschliches Chorion-Gonadotropin, HCG, hCG, beta-HCG
Englisch: human chorionic gonadotropine

1. Definition

Als humanes Choriongonadotropin, kurz hCG oder beta-hCG, bezeichnet man ein spezielles Hormon (Peptidhormon), das für die Erhaltung der Schwangerschaft verantwortlich ist. Es wird während der Schwangerschaft unter Einfluss des Chorions von der Plazenta gebildet.

2. Biochemie

hCG ist ein Proteohormon, das vom Synzytiotrophoblasten der Plazenta gebildet wird. Das Molekulargewicht von HCG beträgt etwa 37 kDa. Es handelt sich um ein Heterodimer, das aus einer Alpha-Untereinheit aus 92 Aminosäuren und einer Beta-Untereinheit aus 145 Aminosäuren besteht. Die Alpha-Untereinheit zeigt strukturelle Übereinstimmung mit verschiedenen anderen Hypophysenhormonen. Dazu zählen die Gonadotropine FSH, LH und Prolaktin sowie das TSH. Die Beta-Untereinheit ist spezifisch für hCG.

Die biologische Halbwertszeit von hCG beträgt 12 bis 36 Stunden. Ein Maximum des Hormonspiegels wird im 2. bis 3. Schwangerschaftsmonat erreicht.

hCG ist von großer physiologischer Wichtigkeit, weil es das Corpus luteum in der Schwangerschaft unterhält. Es fördert u.a. in der frühen Phase die Produktion der Steroidhormone, insbesondere von Progesteron und Östrogen.

3. Labormedizin

Der Nachweis von hCG im Urin und im Blutserum (qualitativ oder quantitativ) kann durch Immunassays (z.B. ELISA oder RIA) erfolgen. Sehr häufig wird auch der immunchromatografische Schnelltest eingesetzt, sowohl in der Selbstdiagnostik als auch in medizinischen Einrichtungen.

Der Nachweis im Serum liefert frühestens 7 Tage post conceptionem (p.c.) verwertbare Ergebnisse, der Nachweis im Urin nach etwa 12 bis 14 Tagen p.c. (d.h. zum Zeitpunkt der erwarteten Regel). Während der Nachweis im Serum wichtige Informationen über den Schwangerschaftsverlauf geben kann, ist der Nachweis im Urin lediglich als Schwangerschaftstest sinnvoll.

3.1. Material

Für die Untersuchung werden 2 ml Serum oder 50 ml Urin benötigt.

3.2. Referenzbereich

3.2.1. Hinweis

Die Referenzbereiche variieren labor- und methodenabhängig und sind dem jeweiligen Befundbericht zu entnehmen. Je nach Literatur sind stark schwankende Normwerte möglich, weshalb Einzeluntersuchungen für diagnostische Aussagen nicht verwertbar sind.

3.2.2. ...im Serum

Zeitpunkt Normwert (U/l)
3. SSW 5 bis 50
4. SSW 50 bis 500
5. SSW 100 bis 5.000
6. SSW 500 bis 10.000
7. SSW 1.000 bis 50.000
8. SSW 10.000 bis 100.000
9. und 10. SSW 15.000 bis 200.000
11. bis 14. SSW 10.000 bis 100.000
2. Trimester 8.000 bis 100.000
3. Trimester 5.000 bis 65.000

Außerhalb einer Schwangerschaft und bei Männern liegt der Wert unter 3 U/l.

3.2.3. ...im Urin

Die Werte im Urin sind grundsätzlich niedriger als im Serum. Ab einem Wert über 10 U/l ist von einer Schwangerschaft auszugehen.

3.3. Interpretation in der Schwangerschaft

3.3.1. Erhöhtes hCG

Ein erhöhter hCG-Wert bzw. steigende hCG-Werte im Zeitverlauf sind ein Zeichen für eine Schwangerschaft. Während des 1. Trimenons dient der hCG-Wert deshalb der Kontrolle des Schwangerschaftsverlaufs.

Stark erhöhte hCG-Werte im Rahmen einer Schwangerschaft können auf eine Mehrlingsschwangerschaft oder eine Chromosomenanomalie des Embryos (Down-Syndrom) hinweisen.

3.3.2. Erniedrigtes hCG

Abfallende oder verminderte hCG-Werte deuten hingegen hin auf:

3.3.3. hCG-Anstieg

Mithilfe der Beta-hCG-Ratio kann man bei unklarem Sitz der Schwangerschaft das Outcome einschätzen. Dabei wird der hCG-Wert 48 Stunden nach der Erstbestimmung erneut gemessen. Die Ratio beträgt dann Beta-hCG48h/Beta-HCG0h. Liegt der Wert unter 0,87, spricht das am ehesten für eine nicht intakte Schwangerschaft. Bei Werten zwischen 0,87 und 1,66 ist eine ektope Schwangerschaft wahrscheinlich, bei Werten über 1,66 handelt es sich in der Regel um eine intakte Schwangerschaft.

3.4. Interpretation außerhalb der Schwangerschaft

Außerhalb der Schwangerschaft findet hCG als Tumormarker Anwendung. Erhöhte Werte zeigen sich insbesondere bei den Keimzelltumoren (z.B. Seminom, Chorionkarzinom, Teratom, Dottersacktumor).

Auch bei anderen Tumoren zeigen sich z.T. erhöhte Werte, Beispiele hierfür sind:

Weiterhin kann hCG im Rahmen einer gestationsbedingten Trophoblasterkrankung (GTD) erhöht sein.

4. Irreguläre Formen

Bei gestationsbedingten Trophoblasterkrankungen (GTDs) werden neben intaktem hCG auch irreguläre Formen bzw. Isoformen gebildet, die mit einem konventionellen Assay ggf. nicht nachgewiesen werden können. Dazu zählen u.a.:

  • hyperglykosyliertes hCG
  • nicked hyperglykosyliertes hCG
  • nicked hyperglykosyliertes hCG ohne C-terminales Ende
  • freies beta-hCG
  • nicked freies beta-hCG
  • beta-core Fragment

In diesem Fall muss ein Assay gewählt werden, das mit den oben angeführten Formen kreuzreagiert.

5. Pharmakologie

5.1. Humanmedizin

Bei Frauen wird hCG aus Schwangerenharn als LH-wirksames Präparat bei primärer und sekundärer hypophysärer Amenorrhö angewendet. Beim Mann kommt hCG bei hypogonadotropem Hypogonadismus, Maldescensus testis und Infertilität zum Einsatz.

5.2. Veterinärmedizin

In der Veterinärmedizin wird hCG zur Ovulationsinduktion bei der Stute eingesetzt. Hierbei erfolgt eine einmalige Applikation von 1.500 bis 5.000 IE, die in 90 % der Fälle zu einer Ovulation innerhalb von 48 Stunden führt. Bei Rindern und Schweinen wird die hCG-Injektion zur Ovulationssynchronisation verwendet. Die Besamung sollte 24 Stunden nach der Gabe erfolgen.

Liegt der Verdacht eines Kryptorchismus beim Hengst vor, kann mittels hCG-Stimulationstest ein Nachweis von Androgen-produzierendem Gewebe erfolgen.

6. Links

siehe auch: Hormone, Plazentahormone und Tumormarker.

7. Literatur

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