Immunchromatographie
Englisch: immunoaffinity chromatography, IAC
Definition
Die Immunchromatographie ist eine Variante der Affinitätschromatographie, die auf Antigen-Antikörper-Reaktionen basiert. Sie dient dazu, biologische Stoffgemische aufzutrennen bzw. zu reinigen (präparative Chromatographie).
In der Labormedizin wird die Immunchromatographie häufig als Analyseverfahren eingesetzt, z.B. bei Schnelltests wie dem Schwangerschaftstest. Für dieses Testformat sind diverse andere Begriffe im Umlauf, u.a. Lateral-Flow-Test oder Streifentest.
Testprinzip
Die Immunchromatographie basiert auf einer festen Phase, in der ein bestimmter Antikörper an eine chromatographische Matrix gebunden ist. Er richtet sich genau gegen den Stoff (Antigen), der im Rahmen des Tests von Interesse ist (z.B. HCG). Das gesuchte Antigen wird durch den Antikörper an einer bestimmten Stelle gebunden und durch einen zweiten, farbstoffmarkierten Antikörper sichtbar gemacht. Dies führt zu einem Farbumschlag in Form einer Bande.
Aussagekraft
Die analytische Sensitivität von immunchromatographischen Untersuchungen ist in der Regel geringer als die von anderen Standard-Labormethoden. Dies wurde zum Beispiel für den wichtigen Parameter Troponin I kürzlich in einer Studie belegt.[1]
Im Rahmen der COVID-19-Pandemie wurden immunchromatographische Antigen-Nachweise in nie dagewesenem Umfang eingesetzt. Auch hier zeigte sich eine deutliche Unterlegenheit gegenüber dem Nachweis mittels RT-PCR. Nach Daten der Universität Würzburg, die knapp 55 000 Doppeluntersuchungen auf SARS-CoV-2 mittels Antigen-Schnelltest und RT-qPCR analysierten, lag die Sensitivität der Schnelltests bei 36,4 %. Falsch positive Ergebnisse waren dagegen selten, die Spezifität war 99,7 %.[2] Dies ist technisch leicht erklärbar, da durch die PCR das Virusgenom im Probenmaterial milliardenfach vervielfältigt wird, während die Immunchromatographie nur Viruspartikel nachweisen kann, die im Ausgangsmaterial bereits vorhanden sind.
Für bestimmte Fragestellung ist die Immunchromatographie dagegen der Goldstandard, z.B. für den Nachweis von Legionellen-Antigen im Urin.
Quellen
- ↑ Frohn C: Erhebliche Diskrepanzen zwischen qualitativen Troponin-Schnelltesten („Karten-Testen“) und klassischer Laboranalytik: ist der Einsatz solcher Schnellteste vertretbar? J Lab Med 2017; 41(4): 183-186
- ↑ Knies et al., Sensitivität von SARS-CoV-2-Antigen-Schnelltests, Dtsch Arztebl Int, 2023