Gewöhnliche Mamba
Synonym: Östliche Grüne Mamba
Zoologische Bezeichnung: Dendroaspis angusticeps
Englisch: Common Green Mamba, Eastern Green Mamba
Definition
Die Gewöhnliche Mamba ist eine Giftschlange aus der Familie der Giftnattern (Elapidae) und zählt zur Gattung der Mambas (Dendroaspis). Sie kommt im östlichen Afrika südlich des Horns von Afrika vor.
Merkmale
Es handelt sich um eine schlank gebaute und dabei dennoch kräftige Schlange von 200 bis 270 cm Gesamtlänge. Der Körper ist einfarbig grün gefärbt, unterseits etwas heller (gelblich). Die Körperschuppen sind glatt. Der Kopf ist relativ schmal und setzt sich nur geringfügig vom Hals ab. Es sind 7-10 Oberlippenschilde, 17-21 Reihen Körperschuppen (Rücken), 201-232 Bauchschilde und 96-126 Schwanzschilde vorhanden.
Giftapparat
Der Giftapparat im Allgemeinen ist typisch für alle Vertreter der Giftnattern:
- Giftdrüse: evolutionsbiologisch betrachtet eine umgebildete Speicheldrüse, seitlich beiderseits des Schädels, von Muskeln umgeben.
- Giftkanal, welcher Giftdrüse und Giftzähne verbindet.
- Giftzähne (Fangzähne): beiderseits im vorderen Oberkiefer befindlich. Sie sitzen fest und sind nicht beweglich. Sie besitzen einen Giftkanal, über welchen das Gift im Falle eines Bisses injiziert wird.
Lebensweise
Der Paarung gehen sogenannte Kommentkämpfe unter den Männchen voraus, bei denen die Tiere sich gegenseitig zu Boden bzw. zur Seite drücken um ihre Kräfte zu messen; das schwächere Männchen flieht dann in der Regel. Die Gewöhnliche Mamba pflanzt sich durch Oviparie fort, legt also Eier. Die Eiablage erfolgt zwischen Oktober und November (teilweise Dezember). Beim Schlupf messen die Tiere etwa 40 cm. Dendroaspis angusticeps führt eine kletternde Lebensweise in Gebieten mit dichtem Gebüsch (Küstenwald, Wälder, Savannen), bevorzugt in Gewässernähe. Teilweise dringt die Schlange in menschliche Behausungen ein und versteckt sich etwa unter Strohdächern oder in Hütten. Gegenüber dem Menschen ist sie nicht aggressiv, aber sehr scheu. Bei Gefahr ergreift sie stets die Flucht und beißt nur zu, wenn sie in die Enge getrieben wird oder man nach ihr greift. Zum Beutespektrum zählen in erster Linie Vögel und deren Eier sowie kletternde Eidechsen, aber auch Kleinsäuger. Die Beute wird durch einen Giftbiss getötet.
Toxikologie
Das Toxingemisch von Dendroaspis angusticeps weist neurotoxische und kardiotoxische Eigenschaften auf. Antikoagulative Effekte sind vorhanden, treten im Vergiftungsbild jedoch in den Hintergrund. Folgende Substanzen wurden unter anderem nachgewiesen:
- Calcicludin: Protein, blockiert Calciumkanäle und beeinflusst Herzmuskelzellen und Granularzellen der Großhirnrinde.
- Dendrotoxine: präsynaptisch wirksame Proteine, blockieren Kaliumkanäle und erhöhen so die Freisetzung von Acetylcholin an der motorischen Endplatte, was zu einer Übererregung und somit zu Krämpfen führt.
- Fasciculine (Fasciculin-1 und -2): Peptide aus der Gruppe der Drei-Finger-Toxine, die peripher als spezifische Cholinesterasehemmer wirken. Die Bezeichnung rührt daher, dass ihre Injektion bei Mäusen 5 bis 7 Stunden anhaltende Faszikulationen hervorruft. Die mittlere Letaldosis von Fasciculin-2 liegt im Tierversuch (Maus, i.v.) bei über 20 mg/kg.
- Mambalgine (z.B. Mambalgin-3): Drei-Finger-Toxine mit analgetischen Eigenschaften, sowohl bei zentralnervöser, als auch bei peripherer Applikation. Die Wirkung wird über die Hemmung sogenannter ASIC (acid-sensing ion channels; befinden sich auf der Membran von nozizeptiven Schmerzfasern) vermittelt.
- Muscarinic toxin 3: Peptid aus der Gruppe der Drei-Finger-Toxine, Agonist an Muskarinrezeptoren.
- Nikotinantagonisten: blockieren nikotinerge Acetylcholinrezeptoren und bewirken somit eine curareartige Paralyse.
- Toxin C10S2C2: Protein, blockiert Calciumkanäle. Die mittlere Letaldosis beträgt i.v. circa 23 mg/kg.
Die Giftmenge eines Bisses liegt zwischen 60 und 95 mg (Trockengewicht). Zur mittleren Letaldosis des Giftsekretes liegen unterschiedliche Angaben vor, Spawls et al. (1995) geben 1,3 mg/kg an.
Symptome
Nach einem Giftbiss treten lokale Symptome wie Schmerzen, Schwellung, Erythem oder Juckreiz auf. Unter Umständen entfallen lokale Symptome, was jedoch nicht bedeuten muss, dass kein Gift appliziert wurde! Es kommt im weiteren Verlauf zu unspezifischen Beschwerden wie Schwitzen, Salivation, Übelkeit, Emesis, Kopfschmerzen, Diarrhoe, Vertigo, Abdominalschmerzen, Krämpfe, Tachykardie und Hypotonie bis hin zum Schock, unter Umständen Tod durch Kreislaufversagen. Die neurotoxische Komponente bewirkt eine fortschreitende Paralyse, die zu einer peripheren Atemlähmung mit letalem Ausgang führen kann. Der Tod kann unbehandelt innerhalb weniger Stunden eintreten, in Ausnahmefällen binnen einer halben Stunde.
Komplikationen
- Allergische Reaktionen auf das Gift
- Schock
- Sekundärinfektionen durch den Giftbiss oder mangelhafte Wundversorgung
Therapie des Giftbisses
- Das Bissopfer muss Ruhe bewahren und die Bissstelle ist ruhig zu halten. Nach sofortiger Alarmierung des Notarztes sollte der Patient liegend in das nächstgelegene Krankenhaus transportiert werden.
- Kompressionsmethode ist anzuwenden, um die Distribution der Toxine zu verzögern.
- Die Möglichkeit der künstlichen Beatmung ist sicherzustellen.
- Maßnahmen zur Vermeidung einer Sepsis treffen (ggf. Antibiotika), Tetanusprophylaxe
- Ein ggf. auftretender Schock wird intensivmedizinisch behandelt.
- Weitere Maßnahmen dienen der symptomatischen Therapie. Ggf. Infusion mit 0,9%iger Kochsalzlösung.
- Antivenine: Allgemein gilt, dass der Einsatz von Antiveninen nur in Rücksprache mit einer Giftnotruf-Zentrale und nach gründlicher Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen sollte. Allerdings ist das Gift von Dendroaspis angusticeps schnell wirksam und die Letalität ohne Gegenmaßnahmen hoch. Demnach fällt die Nutzen-Risiko-Bewertung in Anbetracht des potentiellen Risikos zugunsten des Nutzens aus und die Anwendung des Antiserums sollte rasch erfolgen. Folgende Präparate stehen beispielsweise zur Verfügung:
- SAIMR Polyvalent Antivenom (South African Vaccine Producers)
- Antivipmyn Africa (Instituto Bioclon)
Medizinische Nutzung
- Dendrotoxine wurden zur Erforschung von Ionenkanälen und mit ihnen in Verbindung stehenden Proteinen eingesetzt.
- Mambalgine stehen im Mittelpunkt einiger Forschungsarbeiten zur Entwicklung stark wirksamer Analgetika. Mambalgine treten nicht mit Opioidrezeptoren in Wechselwirkung. Somit sind Abhängigkeits- und Missbrauchspotential geringer als bei Opioiden. Auch Nebenwirkungen wie Atemdepressionen fallen bei Mambalginen weg. Mambalgine kommen zwar auch im Giftsekret der Gewöhnlichen Mamba vor, populärer ist jedoch ihr Vorkommen im Gift der Schwarzen Mamba (Dendroaspis polylepis).
- Fasciculine könnten zur Entwicklung neuer Antidementiva führen.
Literatur
- O'Shea: Giftschlangen - Alle Arten der Welt in ihren Lebensräumen, Kosmos Verlag, 2006.
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