Uterus (Veterinärmedizin)
Synonyme: Gebärmutter, Metra, Hystera
Definition
Als Uterus bezeichnet man das weibliche Geschlechtsorgan, das zur Heranreifung der befruchteten Eizelle dient.
Funktion
Der Uterus hat die Aufgabe, die Keimblase aufzunehmen und mit ihren Hüllen eine Verbindung einzugehen. Auf diese Weise wird der heranwachsende Embryo bzw. Fetus ernährt. Die Gebärmutter treibt schlussendlich das geburtsreife Junge unter der Geburt aus.
Alle einzelnen Schritte unterliegen strengen hormonellen Steuerungen und sind bei den verschiedenen Haussäugetieren an eine artspezifische Form und Organisation der Gebärmutter geknüpft, die für jede Tierart gesondert betrachtet werden sollte.
Embryologie
Die Gebärmutter entwickelt sich embryonal, gleich wie die Eileiter (Tuba uterina) und Vagina, aus den Müller'schen Gängen. Diese bleiben im Zuge der Ontogenese im kranialen Bereich weitgehend unverschmolzen, sodass der für die Haussäugetiere typische Uterus bicornis entsteht.
Im Vergleich dazu spricht man beim menschlichen Uterus von einem Uterus simplex, beim Kaninchen aufgrund der Doppelanlage als Uterus duplex.
Anatomie
Der Uterus der Haussäugetiere gleicht anatomisch dem Uterus der Menschen, unterscheidet sich jedoch in seiner Ausdehnung und seiner Ausstattung beträchtlich. Grundsätzlich können am Uterus folgende Abschnitte unterschieden werden:
- Uterushörner (Cornua uteri): vom Uteruskörper ausgehende Ausziehungen, die beiderseits bis zum jeweiligen Eileiter reichen; zeigen kranial einen Margo liber und kaudal einen Margo mesometricus (Ansatz des Mesometrium)
- Uteruskörper (Corpus uteri): tierartlich unterschiedlich stark ausgebildet; trägt einen Margo uteri sinister sowie dexter und geht kaudal in den Gebärmutterhals über
- Gebärmutterhals (Cervix uteri): wird in eine Portio praevaginalis sowie Portio vaginalis unterteilt und ist über zwei Öffnungen, dem Ostium uteri internum bzw. externum zugänglich
Aufhängeapparat
Der Uterus besitzt einen umfangreichen Aufhängeapparat, der in seiner Gesamtheit als breites Gebärmutterband (Ligamentum latum uteri) bezeichnet wird. Anhand seiner Abschnitte kann es wie folgt unterteilt werden:
- Mesometrium: besitzt bei den großen Haussäugetieren stellenweise eine stark ausgebildete Lamina propria mit Bündeln glatter Muskulatur (Parametrium); enthält die Arteria und Vena uterina und den Plexus uterinus
- Mesovarium: kraniale Fortsetzung des Mesometriums; enthält die Arteria und Vena ovarica, Lymphgefäße, den Plexus ovaricus und das Ligamentum suspensorium ovarii
- Mesosalpinx: laterale Abspaltung des Mesovarium
Nach kaudal setzt sich zudem die Bursa ovarica zwischen Mesosalpinx (lateral) und Ligamentum ovarii proprium fort. Dessen in Richtung ventrolaterale Seite des Mesometrium ziehende Fortsetzung wird als Ligamentum teres uteri bezeichnet. Beim Hund (meistens) sowie Katze (selten) zieht dieses Band in den Processus vaginalis.
Gefäßversorgung
Um eine adäquate Vaskularisation des weiblichen Geschlechtsapparates gewährleisten zu können, sind grundsätzlich drei paarige Arterien ausgebildet. Diese werden anhand ihres hauptversorgenden Endorgans benannt, entlassen aber regelmäßig Äste an die umliegenden Strukturen, sodass ein weitreichendes Gefäßnetz entsteht.
Der Uterus enthält somit folgende arteriellen Gefäße:
- Ramus uterinus der Arteria ovarica: tritt an die Spitze der Uterushörner heran und anastomosiert mit der Arteria uterina
- Arteria uterina: entspringt aus der Arteria pudenda interna bzw. beim Pferd aus der Arteria iliaca externa und erreicht im Mesometrium den Uterus; gibt nach kranial und kaudal gerichtete Äste ab, wobei die kranialen mit dem Ramus uterinus der Arteria ovarica, die kaudalen Äste mit dem Ramus uterinus der Arteria vaginalis anastomosieren
- Ramus uterinus der Arteria vaginalis: wird beim Hund und bei der Katze als Arteria uterina bezeichnet
Der venöse Abfluss erfolgt über gleichnamige Venen, die hauptsächlich in die Vena ovarica sowie Vena uterina abfließen.
Die Lymphe des Uterus zieht über efferente Lymphgefäße zu den Lymphonodi iliaci mediales und lumbales aortici. Bei der Stute kann im Ligamentum latum uteri zusätzlich ein Lymphonodus uterinus zwischengeschalten sein.
Innervation
Die weiblichen Geschlechtsorgane werden vorwiegend über das vegetative Nervensystem innerviert. Der Eierstock erhält parasympathische Fasern vom Nervus vagus sowie vom sakralen Teil des Parasympathikus. Die sympathische Innervation erfolgt über Fasern vom Plexus intermesentericus oder vom Plexus mesentericus caudalis. Der gesamte restliche Geschlechtstrakt wird von vegetativen Fasern des Plexus pelvinus versorgt.
Topographie
Der Uterus der Haussäugetiere liegt fast zur Gänze in der Bauchhöhle. Einzig der Gebärmutterhals erstreckt sich mit einem kleinen Abschnitt in den peritonealen Teil der Beckenhöhle.
Der Uterus lagert sich von dorsal den Schlingen des Darmkanals auf oder schiebt sich infolge seiner beweglichen Aufhängung zwischen diese ein, sodass er beim Schwein auch die ventrale Bauchwand erreichen kann. Beim Pferd und Rind kann die Gebärmutter (je nach Zyklusstadium) in ihrer ganzen Ausdehnung vom Rektum (Rektale Untersuchung) aus abgetastet werden.
Histologie
Der Wandbau des Uterus ist starken hormonellen Einflüssen unterlegen. Gleichzeitig ist die Innenarchitektur bei den Tierarten verschieden ausgebildet, sodass der detaillierte histologische Aufbau am jeweiligen Uterusabschnitt betrachtet werden sollte.
Grundsätzlich können folgende Schichten beschrieben werden:
- Tunica mucosa (Endometrium): in den Cornua uteri und am Corpus uteri mit einschichtigem (bei Wiederkäuer und Schwein mehrschichtigem) kubischem bis hochprismatischem Epithel ausgestattet; in der Follikelphase sind Flimmerhaare ausgebildet; die Glandulae uterinae reichen fast bis zur Muskulatur; die Schleimhauthöhe unterliegt Zyklusschwankungen; ist beim Wiederkäuer mit Carunculae ausgestattet
- Tunica muscularis (Myometrium): enthält große Anhäufungen an glatter Muskulatur, die im Corpus uteri am deutlichsten ausprägt und kreisförmig angeordnet ist; entlässt Faserzüge in die Tela subserosa und ermöglicht eine spiralige Einrollung des Hohlorgans (v.a. an der Cervix uteri)
- Tela subserosa: enhält hauptsächlich in Längsrichtung verlaufende Bündel an glatter Muskulatur; in der Tiefe liegen Gefäße; bildet das Verschiebegewebe zwischen den einander anliegenden Teilen der Uterushörner
- Tunica serosa (Perimetrium): überzieht den kranialen Teil der Cornua uteri getrennt sowie den Corpus uteri mitsamt Portio praevaginalis; bildet das Ligamentum intercornuale
Literatur
- Nickel, Richard, August Schummer, Eugen Seiferle. Band II: Eingeweide. Lehrbuch der Anatomie der Haustiere. Parey, 2004.
- König, Horst Erich, Hans-Georg Liebich. Anatomie der Haussäugetiere: Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Schattauer Verlag, 2014.
- Breit, Sabine, Künzel, Wolfgang. Grundlagen der Reproduktion und Endokrinologie (weiblicher Geschlechtsapparat), WS 2016/17.