Endometrium (Veterinärmedizin)
Synonyme: Uterusschleimhaut; Tunica mucosa
Englisch: endometrium
Definition
Als Endometrium bezeichnet man die Schleimhaut, welche als innerste Schicht den Uterus der Haussäugetiere auskleidet.
Funktion
Der Uterus erfüllt eine Vielzahl von Aufgaben, die alle der Fortpflanzung dienen. Sämtliche strukturellen Umbauvorgänge unterliegen strikten endokrinen Steuermechanismen, die als uteriner Zyklus zusammengefasst werden können und somit Teile des Geschlechtszyklus sind.
Die Uterusschleimhaut synthetisiert Prostaglandin (PGF2α), das auf den ovariellen Gelbkörper eine luteolytische Wirkung ausübt. Unter dem Einfluss des Prostaglandins werden das Corpus luteum graviditatis und das Corpus luteum periodicum abgebaut.
Physiologie
Der uterine Zyklus kann grob in drei Abschnitte untergliedert werden:
Histologie
Das Endometrium setzt sich aus dem einschichtigen Epithel und der drüsenreichen Lamina propria mucosae (Stroma endometrialis) zusammen. Diese Lamina propria mucosae liegt ohne der Ausbildung einer gesonderten Tela submucosa unmittelbar der Muskelschicht (Tunica muscularis) innen auf. Beide Schleimhautanteile unterliegen großen zyklusabhängigen Strukturveränderungen.
Epithel
Das oberflächliche Epithel ist bei der Stute und bei der Hündin einschichtig und hochprismatisch (Epithelium simplex columnare). Bei Wiederkäuern und beim Schwein hingegen kann dieses Epithel stellenweise mehrreihig und hochprismatisch (Epithelium pseudostratificatum columnare) sein. Die Zellen sind zeitweise oberflächlich mit Kinozilien (Flimmerzelle, Epitheliocytus ciliatus), meist aber mit Mikrovilli (sezernierende Zelle, Epitheliocytus microvillus) ausgestattet. Die sekretorische Aktivität der Epithelzellen wird dabei endokrin beeinflusst. So werden während der Proliferationsphase unter Östrogeneinfluss ekkrin Sekrete abgegeben, während gegen Ende der Sekretionsphase die Epithelzellen zerfallen und nach holokriner Sekretion zu Bestandteilen des Brunstschleims werden.
Lamina propria
Die Lamina propria mucosae besteht aus spinozellulärem Bindegewebe und ist reich an tubulär verzweigten Uterindrüsen. Durch die bindegewebige Grundlage weist diese Schicht einen hohen Grad an struktureller und funktioneller Anpassungsfähigkeit auf. Das spinozelluläre Gewebe beteiligt sich in an den Veränderungen während der Trächtigkeit sowie an der Ausbildung der Plazentaschranke. Aus diesem Grund sind in diesem retikulären Gewebe subepithelial jederzeit spezifische und unspezifische Immunzellen (Makrophagen, Lymphozyten, Plasmazellen, Mastzellen) anzutreffen. Die tubulär verzweigten Uterindrüsen durchziehen die gesamte Lamina propria mucosae und münden mit ihren Endabschnitten in der Tunica muscularis.
Proliferationsphase
Während der Proliferationsphase (Proöstrus bis Östrus) liegen die Schlauchdrüsen unter Östrogeneinfluss in gestreckter Form vor. Die Drüsenlumina sind verengt, während die Anzahl der Epithelzellen deutlich vermehrt ist. Die interzellulären Spalträume sind erweitert, flüssigkeitsgefüllt und dicht vaskularisiert. Die Zellen des spinozellulären Bindegewebes produzieren reichlich Kollagenfasern. Nimmt die Östrogenkonzentration zu, schwillt das Gewebe vor der Ovulation durch Aufnahme von Interzellularflüssigkeit an. Die Schleimhaut nimmt stark an Dicke zu. Gegen Ende der Proliferationsphase werden unter Hormoneinfluss hochmolekulare Grundsubstanzen zu niedermolekularen abgebaut, wodurch das Gewebe stark ödematisiert. Gleichzeitig nimmt die Vaskularisation zu.
Sekretionsphase
Während der Sekretionsphase nehmen die Schlauchdrüsen unter Einfluss von Gestagenen (Progesteron des Corpus luteum) an Länge ab und werden stark geschlängelt. Die Lumina der Uterindrüsen sind erweitert und mit Sekret gefüllt. Die Wand der Drüsen wird dabei meist von einem einschichtigen und hochprismatischen Epithel ausgekleidet, dessen Zellen sich in das Lumen vorwölben und ein mukoides Sekret abgeben. Stellenweise können bei Wiederkäuern und Schweinen mehrreihige Epithelabschnitte nachgewiesen werden. Bei der Hündin und bei der Katze sind die Schlauchdrüsen weniger verzweigt als bei der Stute.
Karunkel
Bei Wiederkäuern sind als tierartliche Besonderheit bindegewebige knopfförmige Vorwölbungen (Rind) oder napfförmige Einziehungen (Schaf) der Lamina propria mucosae entwickelt. Die als Karunkeln bezeichneten Strukturen werden vom spinozellulären Bindegewebe gebildet und besteht vermehrt aus Fibroblasten. In den Karunkeln sind keine Drüsen ausgebildet. Beim Rind sind die Karunkeln regelmäßig angeordnet (4 Reihen) und dienen der Verbindung der mütterlichen Schleimhaut mit den Kotyledonen der fetalen Fruchthülle. Karunkeln und Kotelydonen zusammen bilden das Plazentom.
Literatur
- Liebich HG. Funktionelle Histologie der Haussäugetiere. Lehrbuch und Farbatlas für Studium und Praxis. Vierte, völlig überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Schattauer GmbH, 2004. ISBN: 3-7945-2311-3.