Histamin-Rezeptor: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 29. März 2021, 12:25 Uhr
Synonym: Histaminrezeptor
Englisch: histamine receptor
Definition
Histamin-Rezeptoren sind Rezeptorproteine mit spezifischer Bindungsfähigkeit für das Histamin.
Arten
Es sind derzeit (2016) vier verschiedene Histamin-Rezeptoren (H1-H4) zu unterscheiden. Über die Wirkung auf verschiedene Rezeptoren kann das Histamin so an verschiedenen Organsystemen unterschiedliche Wirkungen entfalten.
Alle vier Histamin-Rezeptoren sind heptahelikale Membranproteine und an intrazelluläre G-Proteine gekoppelt, die eine Signaltransduktion der Histaminwirkung in die Zelle bewirken.
H1-Rezeptor
Der H1-Rezeptor hat eine Länge von 487 Aminosäuren. Er aktiviert über das G-Protein Gq/11 die Phospholipase C. Dadurch wird die Bildung von Inositoltriphosphat und Diacylglycerol angeregt. Weiterhin werden die Phospholipase A2 und eine Reihe von Proteinkinasen aktiviert.
Vermittelte Organwirkungen sind:
- Bronchokonstriktion
- Kontraktion des Darmes
- Vasodilatation über endotheliale NO-Freisetzung
- Vasokonstriktion
- Erhöhung der Gefäßpermeabilität
- Steigerung der Sekretion von Adrenalin (Nebenniere)
- Erbrechen (Area postrema)
- Weckreaktion (ARAS)
Der H1-Rezeptor wird von folgenden Antihistaminika (H1-Rezeptorantagonisten) blockiert:
Der H1-Rezeptor wird vom Genlokus 3q25 kodiert.
H2-Rezeptor
Der H2-Rezeptor hat eine Länge von 359 Aminosäuren. Er aktiviert über das G-Protein Gs die Adenylatzyklase und somit die Produktion von cAMP. Dadurch werden eine Reihe von abhängigen Proteinkinasen aktiviert.
Vermittelte Organwirkungen sind:
- Erhöhung der Sekretion von Magensaft
- Vasodilatation
- Bronchodilatation
- Tachykardie (positive Chronotropie)
- Streigerung der Kontraktilität des Herzens (positive Inotropie)
Der H2-Rezeptor wird von folgenden Antihistaminika (H2-Rezeptorantagonisten) blockiert:
Der H2-Rezeptor wird vom Genlokus 5q35 kodiert.
H3-Rezeptor
Der H3-Rezeptor hat eine Länge von 445 Aminosäuren. Er vermittelt über das G-Protein Gi/o die Hemmung der Adenylatzyklase. Er findet sich vor allem im ZNS und in parakrinen Zellen des Gastrointestinaltraktes.
Vermittelte Organwirkungen sind:
- Hemmung der Histaminfreisetzung im ZNS (negatives Feedback)
- Hemmung der Freisetzung parakrin sezernierter Mediatoren (z.B. Sekretion von Somatostatin im Magen)
Der H3-Rezeptor wird von folgenden Antihistaminika (H3-Rezeptorantagonisten) blockiert:
Der H3-Rezeptor wird vom Genlokus 20q13.33 kodiert.
H4-Rezeptor
Der H4-Rezeptor hat eine Länge von 390 Aminosäuren. Er hemmt ebenfalls über das G-Protein Gi/o die Adenylatzyklase. Er besitzt Wirkungen auf Zellen des Immunsystems.
Vermittelte Wirkungen sind:
- Chemotaxis von eosinophilen Granulozyten
- Sekretion von IL-16 aus T-Lymphozyten
Der H4-Rezeptor wird ebenfalls von H3-Rezeptorantagonisten wie Thioperamid und Clobenpropit blockiert. Er wird vom Genlokus 18q11.2 kodiert.
Pharmakologische Beeinflussung
Histamin-Rezeptoren können durch Wirkung selektiver Agonisten und Antagonisten in ihrer Funktion beeinflusst werden. Für die Rezeptortypen 1-3 sind selektive Agonisten und Antagonisten bekannt.
Insbesondere die Möglichkeit der Blockade von H1- und H2-Rezeptoren durch sogenannte Antihistaminika ist von großer klinischer Relevanz:
- H1-Rezeptorantagonisten werden zur Behandlung von allergischen Erkrankungen, beispielsweise der allergischen Rhinokonjunktivitis eingesetzt.
- H2-Rezeptorantagonisten werden zur Verminderung der Säureproduktion des Magens, beispielsweise bei Refluxkrankheit oder Ulcus ventriculi eingesetzt.
- Ein weiteres Arzneimittel in der Gruppe der Antihistaminika ist Betahistin. Dieses stellt einen H3-Rezeptorantagonisten dar, wirkt zudem aber auch leicht agonistisch an [[H1- Rezeptoren]]. Eingesetzt wird es zur Prophylaxe des Morbus Menière.