Terlipressin
Handelsname: Glycylpressin®, Haemopressin®, Terlipressin Inresa®
Synonym: Terlipressindiacetat
Definition
Terlipressin ist ein synthetisches Analogon des Vasopressins. Es gehört zur Wirkstoffklasse der Hypophysenhinterlappenhormone.
Wirkmechanismus
Die pharmakologische Wirkung wird nach der enzymatischen Spaltung von Terlipressin zu Lysin-Vasopressin entfaltet. In physiologischen Konzentrationen steuert Vasopressin über V2-Rezeptoren in der Niere die Wasserrückresorption und reguliert damit die Osmolalität des Blutes. In höheren Konzentrationen wirkt es über V1-Rezeptoren in den Arterien gefäßverengend und blutdrucksteigernd. Im Gastrointestinaltrakt erhöht es den Tonus vasaler und extravasaler glatter Muskelzellen, was zu einer Gefäßverengung führt. Es kommt zu einer dosisabhängigen Senkung des Pfortaderdrucks bei portaler Hypertension, wodurch das Risiko einer Ösophagusvarizenblutung vermindert wird. Zusätzlich führt die Kontraktion der glatten Ösophagusmuskulatur zu einer Kompression der Varizen.
Pharmakokinetik
Nach intravenöser Bolusinjektion von Terlipressin erfolgt eine Abspaltung von Glycyl-Resten, sodass das pharmakologisch aktive Hormon Lysin-Vasopressin langsam freigesetzt wird. Parallel wird der Wirkstoff entsprechend einer Kinetik 2. Ordnung metabolisch eliminiert. Der Wirkstoff hat eine mittlere Plasmahalbwertszeit von etwa 24 Minuten.
Indikationen
- Ösophagusvarizenblutung (bei fortgeschrittener Leberzirrhose)
- Notfallbehandlung des hepatorenalen Syndroms Typ 1 zur Überbrückung der Zeit bis zu einer Lebertransplantation
Dosierung
Bei akuter Ösophagusvarizenblutung werden, abhängig vom Körpergewicht, initial 0,85 bis 1,7 mg Terlipressin i.v. verabreicht. Anschließend wird die Gabe auf eine Erhaltungsdosis von 0,85 mg alle 4 bis 6 Stunden reduziert. Die Behandlungsdauer beträgt je nach Krankheitsverlauf maximal 2 bis 3 Tage. Der Richtwert für die tägliche Maximaldosis liegt bei 6 x 17 µg/kgKG bei vierstündigem Abstand.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Darreichungsform
Terlipressin liegt als Injektionslösung vor und wird intravenös verabreicht.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen treten unter Terlipressin häufig (≥ 1:100, < 1:10) oder gelegentlich (≥ 1:1.000, < 1:100) auf:
- Stoffwechsel: Hyponatriämie
- Nervensystem: Kopfschmerzen, Auslösen eines Anfallsleidens
- kardiovaskuläres System: ventrikuläre und supraventrikuläre Arrhythmien, Bradykardie, Ischämie, Hypertonie, Hypotonie, Angina pectoris, Vorhofflimmern, Extrasystolen, Tachykardie, Myokardinfarkt, Lungenödem, Herzinsuffizienz, Torsade-de-Pointes-Tachykardie, periphere Zyanose, Hitzewallungen
- Atemwege: Thoraxschmerz, Bronchospasmus, Atemnot, Ateminsuffizienz
- Gastrointestinaltrakt: abdominale Krämpfe, Diarrhö, Übelkeit, Erbrechen
- Haut: Blässe, Lymphangitis
- Geschlechtsorgane: Unterleibsschmerzen bei Frauen
- Schwangerschaft, perinatal und Wochenbett: uteriner Hypertonus, uterine Ischämie
- Nekrosen an der Injektionsstelle[2]
Wechselwirkungen
Der blutdrucksenkende Effekt von nichtselektiven Beta-Blockern auf die Pfortader wird durch Terlipressin verstärkt. Des Weiteren sollte der Wirkstoff nur mit äußerster Vorsicht gleichzeitig mit Arzneimittel eingesetzt werden, die zu einer Verlängerug des QT-Intervalls führen. Bei gleichzeitiger Medikation mit negativ chronotropen Wirkstoffen (z.B. Sufentanil, Propofol) können schwere Bradykardien ausgelöst werden.
Kontraindikation
- Überempfindlichkeit gegenüber dem Wirkstoff
Besondere Warnhinweise
Terlipressin soll in folgenden Fällen nur mit Vorsicht und unter strenger Überwachung des Patienten eingesetzt werden:
- septischer Schock
- Schwangerschaft, Stillzeit
- Asthma bronchiale, Ateminsuffizienz
- unzureichend eingestellte Hypertonie
- zerebrale oder periphere Gefäßerkrankungen
- Herzrhythmusstörungen
- Herzinsuffizienz
- Koronarinsuffizienz oder vorausgegangener Myokardinfarkt
- chronische Niereninsuffizienz
- ältere Patienten über 70 Jahre, aufgrund mangelnder Erfahrungen
Bei einer Überdosierung besteht das Risiko für schwerwiegende Kreislaufstörungen. Eine hypertensive Krise kann mit dem Alphablocker Clonidin behandelt werden. Im Falle einer behandlungsbedürftigen Bradykardie wird Atropin zur Antagonisierung eingesetzt.
Zulassung
Terlipressin ist in der EU seit 2016 zugelassen.
Quellen
- ↑ Fachinformation Glycylpressin, abgerufen am 08.07.2022
- ↑ Ahmed AI et al. Terlipressin-induced skin necrosis in cirrhotic patients-A case report and comprehensive literature review. Clin Case Rep. 2024
Literatur
- Fachinformation Terlipressin Inresa, abgerufen am 08.07.2022
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