Teriflunomid
Handelsnamen: Aubagio®
Englisch: teriflunomide
Definition
Teriflunomid ist ein Immunsuppressivum, das zur Behandlung der multiplen Sklerose eingesetzt wird. Es ist der aktive Metabolit des Leflunomids.
Chemie
Teriflunomid ähnelt in der Struktur einem Leflunomid, dessen Isoxazol-Ring geöffnet wurde. In der Säurekomponente des Amids liegen demnach ein Nitril und ein Enol bzw. ein vinyloge Carbonsäure vor. Die Molekularmasse beträgt 270,2 g/mol; die Summenformel lautet C12H9F3N2O2.
Wirkmechanismus
Teriflunomid hemmt die Dihydroorotat-Dehydrogenase, welche für die De-novo-Pyrimidinsynthese wichtig ist. In der Folge wird die Proliferation von Zellen gehemmt, die auf die De-Novo-Pyrimidinsynthese angewiesen sind. Zu diesen zählen z.B. auch Lymphozyten, die beim Krankheitsgeschehen der multiple Sklerose eine wichtige Rolle spielen.[1] Teriflunomid wirkt selektiv immunsuppressiv, wobei auch Mechanismen eine Rolle spielen könnten, die unabhängig von der Dihydroorotat-Dehydrogenase ablaufen.[2]
Pharmakokinetik
Bis zum Erreichen der maximalen Plasmakonzentration vergehen 1 bis 4 Stunden; die Bioverfügbarkeit beträgt nahezu 100%. Die Zeit bis zum steady state beträgt 3,5 Monate, die Plasmaproteinbindung mehr als 99%. Die Halbwertszeit liegt bei 19 Tagen. Eine Metabolisierung in der Leber erfolgt kaum. Der Wirkstoff wird fast ausschließlich biliär eliminiert.[1]
Indikation
- Basistherapie der schubförmig-remittierenden multiplen Sklerose
Darreichungsform
Dosierung
Die Dosierung beträgt 14 mg einmal täglich.[1]
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Folgende Nebenwirkungen wurden häufig oder sehr häufig beobachtet:[1]
- Infektionen: Grippe, Infektionen der oberen Atemwege, Harnwegsinfekte, Bronchitis, Sinusitis, Pharyngitis, Zystitis, virale Gastroenteritis, Herpes simplex labialis, Zahninfektionen, Laryngitis, Tinea pedis
- Neutropenie, Anämie
- allergische Reaktionen
- Angst
- Kopfschmerzen, Parästhesie, Ischialgie, Karpaltunnelsyndrom
- Palpitationen
- Hypertonie
- Diarrhö, Übelkeit, Oberbauchschmerzen, Erbrechen, Zahnschmerzen
- Erhöhung von ALAT, Gamma-GT und ASAT
- Alopezie, Exanthem, Akne
- Schmerzen des Muskel- und Skelettsystems, Myalgie, Arthralgie
- Pollakisurie
- Menorrhagie
- Schmerz
- Gewichtsabnahme, erniedrigte Neutrophilen- und Leukozytenzahl, erhöhte Kreatinphosphokinase-Werte im Blut
Teriflunomid gilt außerdem als teratogen.
Wechselwirkungen
Folgende Wechselwirkungen sind bekannt:[1]
- starke CYP- und P-gp-Induktoren wie Rifampicin, Carbamazepin, Phenobarbital, Phenytoin, Johanniskraut
- Colestyramin führt zu einer raschen und signifikanten Erniedrigung des Teriflunomid-Plasmaspiegels. Diese Wirkung kann jedoch auch erwünscht sein, um den Wirkstoff aus dem Körper zu entfernen (z.B. bei Kinderwunsch)
- CYP2C8-Substrate wie Repaglinid, Paclitaxel, Pioglitazon weisen einen erniedrigten Plasmaspiegel in Kombination mit Teriflunomid auf.
- Erhöhung der Plasmaspiegel von Kontrazeptiva
- CYP2C9-Substrate wie Warfarin weisen einen erniedrigten Plasmaspiegel in Kombination mit Teriflunomid auf.
- OAT3-Substrate wie Cefaclor, Benzylpenicillin, Ciprofloxacin, Ketoprofen, Furosemid weisen einen erhöhten Plasmaspiegel in Kombination mit Teriflunomid auf.
Kontraindikationen
Folgende Kontraindikationen sind bekannt:[1]
- Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff
- schwere Beeinträchtigung der Leberfunktion
- Schwangere, stillende Frauen
- Frauen im gebärfähigen Alter ohne zuverlässige Verhütungsmethode
- schwer beeinträchtigter Immunstatus
- signifikant beeinträchtigte Knochenmarkfunktion
- Anämie, Leukopenie, Neutropenie, Thrombozytopenie
- schwere, aktive Infektionen
- schwere Nierenfunktionsstörungen
Kosten
Laut IQWiG betragen die Jahrestherapiekosten etwa 21.000 € bei einer geschätzten Patientengruppe von 85.000 bis 105.000 Patienten. Die Vergleichstherapie mit Beta-Interferonen kostet etwa 20.000 € pro Patient.[3]
Nutzenbewertung
Nach der Einschätzung des IQWiG gilt der Zusatznutzen einer Therapie mit Teriflunomid als nicht belegt.[3] Teilnehmer einer Studie zum Vergleich von Teriflunomid zu Interferon beta wiesen mit Teriflunomid jedoch eine höhere Therapiezufriedenheit auf als bei der Vergleichstherapie.[2]
Quellen
- ↑ 1,0 1,1 1,2 1,3 1,4 1,5 Fachinformation für Aubagio 14 mg Filmtabletten, Sanofi Genzyme, abgerufen am 24.01.2019
- ↑ 2,0 2,1 Teriflunomid - neue Option bei multipler Sklerose, DAZ 39/2013, abgerufen am 24.01.2019
- ↑ 3,0 3,1 Teriflunomid - Nutzenbewertung gemäß §35a SGB V, durchgeführt vom IQWiG im Dezember 2013, abgerufen am 25.01.2019
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