Romifidin
Synonyme: Romifidinum, 2-(2-bromo-6-fluoroanilino)-2-imidazolin
Handelsname: Sedivet®
Englisch: romifidine
Definition
Romifidin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der α2-Agonisten, der in der Veterinärmedizin eingesetzt wird.
Chemie
Eigenschaften
Romifidin ist ein α2-Agonist, der sowohl sedative als auch analgetische Eigenschaften besitzt. Der Wirkstoff stimuliert dosisabhängig die präsynaptischen α2-Adrenozeptoren und führt so zu einer Hemmung der Noradrenalin-Ausschüttung. Zusätzlich zeigt Romifidin eine geringe α1-agonistische Wirkung.
Romifidin kann pharmakologisch mit Xylazin, Detomidin oder Medetomidin verglichen werden, hat jedoch eine deutlich längere Wirkungsdauer als Xylazin oder Detomidin. Die Bioverfügbarkeit nach einer intramuskulären Injektion wird bei Hunden zwischen 58 und 100 %, bei Katzen etwas geringer angegeben. Die Wirkung tritt beim Pferd (nach einer intravenösen Gabe) bereits nach 1 bis 3 Minuten ein. Ein ausreichender sedativer Effekt kann durch eine gesenkten Kopfhaltung, eine herabhängende Unterlippe und Teilnahmslosigkeit erkannt werden. Abhängig von der Dosierung beginnen die Tiere zu schwanken, wobei sie sich zu keiner Zeit hinlegen.
Pharmakokinetik
Nach Applikation wird Romifidin rasch im Organismus verteilt und in der Leber metabolisiert. Die Elimination der entstandenen Metaboliten erfolgt zum Großteil (78 %) über die Niere - der Rest wird mit dem Kot ausgeschieden.
Romifidin kann parenteral (intravenös, intramuskulär, subkutan) verabreicht werden. Eine sublinguale Gabe führt zu keiner zufriedenstellenden Wirkung und wird daher nicht empfohlen.
Indikation
Wirkung | Tier | Indikation |
---|---|---|
Pferd | Sedierung | Röntgen, Transport, kleine chirurgische Eingriffe im Kopf- und Halsbereich (in Kombination mit einem Lokalanästhetikum), Zahnbehandlungen, rektale oder gynäkologische Untersuchungen |
Prämedikation | vor größeren, chirurgischen Eingriffen (reduziert die Menge an benötigten Injektions- oder Inhalationsanästhetika) und zur verbesserten Aufwachphase | |
Anästhesie | in Kombination mit Ketamin und Diazepam oder Midazolam | |
Analgesie | als Monopräparat | |
Kleintiere | Sedierung | klinische Untersuchungen, kleine (schmerzarme) chirurgische Eingriffe (ansonsten Kombination mit Opioiden) |
Dosierung
Folgende Dosierungen beziehen sich auf das Pferd.
Anwendung | Indikation | Dosis |
---|---|---|
intramuskulär | Sedierung | 0,12 mg/kgKG |
intravenös | Sedierung | 0,05 mg/kgKG Romifidin und 0,03 mg/kgKG Acepromazin oder 0,02-0,03 mg/kgKG Butorphanol |
Prämedikation | 0,05-0,08 mg/kgKG | |
Anästhesie | 0,06 mg/kgKG Midazolam und 2,2 mg/kgKG Ketamin zur Einleitung; Aufrechterhaltung mit einer Infusion aus 20 mg Romifidin, 500 mg Ketamin und 15 mg Midazolam in 50 ml 0,9 % NaCl-Lösung und einer Infusionsgeschwindigkeit von 0,24 ml/kgKG/Std. | |
Analgesie | 0,08 mg/kgKG |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die Nebenwirkungen von Romifidin sind mit denen von Xylazin und Detomidin vergleichbar. Zu den systemischen Nebenwirkungen zählen u.a.:
- Ataxie
- Muskelzuckungen und -kontraktion
- Hyper- oder Hypothermie
- erhöhte Sensibilität gegenüber taktilen Reizen
- Mydriasis
- Nickhautvorfall (Katze)
- Arrhythmien
- AV-Block 2. Grades
- Bradykardie
- initial: Hypertension; langfristig: Hypotension
- Schwitzen (Pferd)
- Abfall des Hämatokrits
- Hemmung der gastrointestinalen Motilität
- Hemmung der Magensäuresekretion
- Erbrechen (Hund und Katze)
- Salivation (Katze)
- Hemmung der Insulinsynthese und Hyperglykämie
- Verringerung der ADH-Ausschüttung
- Diurese
- Penisvorfall (Pferd)
- Urtikaria
Wechselwirkung
Durch die Applikation von Romifidin kann die Dosis von Injektions- und Inhalationsanästhetika deutlich reduziert werden. Gleichzeitig verstärkt Romifidin die sedative Wirkung von antikonvulsiven Wirkstoffen (z.B. Imepitoin) die Hunden mit Epilepsie verabreicht werden.
Kontraindikationen
- kardiovaskuläre Störungen
- Kardiomyopathie
- Herzinsuffizienz
- respiratorische Erkrankungen (z.B. Dyspnoe)
- Niereninsuffizienz
- Diabetes mellitus
- Trächtigkeit (unzureichende Studienlage)
Quellen
- Romifidin, CliniPharm; abgerufen am 15.05.2019
- Romifidin, PharmaWiki; abgerufen am 15.05.2019
- VO-Unterlagen. Zentral wirksame Stoffe. SS 2018. Institut für Pharmakologie, Veterinärmedizinische Universität Wien.
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