Medetomidin
Synonyme: Medetomidinum, 4-1-(2,3-dimethylphenyl)ethyl)-1H-imidazol
Handelsnamen: Domitor®, Dorbene®, Medetor®, Narcostart®
Englisch: medetomidine
Definition
Medetomidin ist ein Arzneistoff aus der Klasse der α2-Agonisten, der in der Veterinärmedizin verwendet wird.
Chemie
Medetomidin hat die Summenformel C13H16N2, ein Molekulargewicht von 200,28 g/mol und ist ein Racemat (1:1-Gemisch aus der (R)- und (S)-Form). Das S-Enantiomer wird als Dexmedetomidin bezeichnet und ebenfalls als Wirkstoff verwendet.
Das Derivat Medetomidinhydrochlorid hat die Summenformel C13H16CN2HCl und ein Molekülgewicht von 248,76 g/mol. Es liegt bei Raumtemperatur als weiße, kristalline Substanz vor, die in Wasser löslich ist.
Eigenschaften
Medetomidin ist ein α2-Agonist mit sedativ-hypnotischer, muskelrelaxierender sowie begrenzt analgetischer Wirkung.
Der Wirkstoff stimuliert die präsynaptischen α2-Adrenozeptoren im ZNS und im peripheren Gewebe und hemmt so die Noradrenalin-Ausschüttung. Im direkten Vergleich mit anderen α2-Agonisten ist die Wirkung von Medetomidin deutlich ausgeprägter. Da Medetomidin eine höhere Affinität sowie Selektivität für α2-Rezeptoren aufweist als Xylazin, führen bereits geringe Dosierungen zu einer effektiven Wirkung.
Pharmakokinetik
Medetomidin kann parenteral (intravenös und intramuskulär) verabreicht werden. Von einer subkutanen sowie peroralen Gabe wird abgeraten, da aufgrund der schlechten Absorption bzw. dem First-Pass-Effekt in der Leber keine Wirkung erreicht werden kann.
Nachdem Medetomidin intravenös appliziert wurde, tritt bereits nach einer Minute eine Wirkung ein. Der sedative Effekt hält bei Kleintieren etwa drei Stunden, der analgetische Effekt hingegen nur etwa 30 bis 45 Minuten an. Der Wirkstoff wird anschließend in der Leber metabolisiert und über die Nieren eliminiert.
Indikation
Tier | Indikation |
---|---|
Pferd | Sedativum, Analgetikum |
Schwein | Sedativum, Analgetikum (begrenzt) |
Kleintier | Sedativum, Analgetikum, Muskelrelaxans, Prämedikation, Anästhesie (Medetomidin-Ketamin) |
Wildtiere | Sedativum |
Nebenwirkungen
Medetomidin kann bei einer intramuskulären Injektion zu Schmerzen an der Injektionsstelle führen. Als systemische Nebenwirkungen sind u.a. beschrieben:
- Muskelzuckungen
- Erregungszustände
- paradoxe Verhaltensweisen (Unruhe, Erregung, Aggression)
- Hypothermie
- initial: Hypertension; langfristig: Hypotension
- Bradykardie
- AV-Block
- Arrhythmien
- Zyanose
- Atemdepression (Bradypnoe, Apnoe)
- Erbrechen (Hund, Katze)
- Hemmung der Darmmotorik
- Verringerung der ADH-Ausschüttung
- Hemmung der Insulinsynthese und Hyperglykämie
- Polyurie
- allergisch bedingte Hautreaktionen (Dalmatiner)
Wechselwirkung
Medetomidin und
- Acepromazin verbessern das Nebenwirkungsprofil bei Hunden.
- Atropin oder Glykopyrrolat führen zu Tachykardie und Hypertension.
- Midazolam können zu paradoxen Verhaltensweisen führen.
- Opioide (z.B. Fentanyl oder Butorphanol) verstärken die sedative und analgetische Wirkung.
Medetomidin reduziert die MAC (minmale alveoläre Konzentration) von Inhalationsanästhetika, weshalb die verabreichte Konzentration genauer dosiert werden muss. Zusätzlich kann durch eine Prämedikation mit Medetomidin bei der Anästhesie die Dosis an Propofol verringert werden.
Kontraindikation
- kardiale Erkrankungen (Arrhythmien, Kreislaufprobleme)
- respiratorische Erkrankungen
- Schock
- Lebererkrankungen (z.B. Leberinsuffizienz)
- Nierenerkrankungen (z.B. Niereninsuffizienz, Obstruktionen)
- Erregungszustände
- Trächtigkeit
- Diabetes mellitus
- alte Tiere
- Augenoperationen
Quellen
- Medetomidin, CliniPharm; abgerufen am 15.05.2019
- Medetomidin, PharmaWiki; abgerufen 15.05.2019
- Medetomidin, Chemie.de; abgerufen am 15.05.2019
- VO-Unterlagen. Zentral wirksame Stoffe. SS 2018. Institut für Pharmakologie, Veterinärmedizinische Universität Wien.
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