Ovar
von lateinisch: ovum - Ei
Synonyme: Eierstock, Ovarium
Englisch: ovary
Definition
Das Ovar zählt zu den inneren weiblichen Geschlechtsorganen. Im paarigen Eierstock werden Eizellen ausgebildet, die während der Geschlechtsreife monatlich ausgestoßen werden (Ovulation). Eine weitere wichtige Aufgabe des Ovars ist die Produktion und Sekretion von weiblichen Geschlechtshormonen.
Embryologie
Die Gonaden (Keimdrüsen) sind in der Genitalleiste als indifferente, paarige Organe angelegt, die sich an der hinteren Leibeswand des Embryos befinden. Ab der 4. Embryonalwoche beginnen sich die Keimdrüsen durch Proliferation zu entwickeln. Anschließend wandern die Urkeimzellen ab der 6. Embryonalwoche von der Wand des Dottersacks über das dorsale Enddarmmesenterium in die Gonadenanlage ein, wo die weitere Differenzierung der Gonaden abläuft.
Anatomie
Lage
Das Ovar liegt intraperitoneal im kleinen Becken (Pelvis minor) in einer kleinen Gewebevertiefung, der Fossa ovarica. Sie befindet sich im Bereich der Aufzweigung der Arteria iliaca communis bzw. Vena iliaca communis. Durch seine schräge Lage sind die laterokraniale Extremitas tubaria und die mediokaudale Extremitas uterina als Pole des Organs anzusprechen. An der Extremitas tubaria setzt das Ligamentum suspensorium ovarii an und verbindet das Ovar mit der seitlichen Beckenwand. An der Extremitas uterina setzt das Ligamentum ovarii proprium an, welches das Ovar mit dem Uterus verbindet. Dorsal des Ovars verlaufen der Nervus obturatorius und der Ureter.
Form
Das Ovar ist 3-5 cm lang, 0,5-1 cm dick und besitzt eine mandelähnliche, zu beiden Seiten konvexe, Form. Das jugendliche Ovar besitzt eine glatte Oberfläche. Bei Eintritt der Geschlechtsreife hat die ovarielle Oberfläche - durch das Wachstum der Ovarialfollikel bedingte - blasige Auftreibungen und insbesondere bei älteren Frauen narbige Zerklüftungen an Stellen, die ehemals ein Corpus luteum ausgebildet haben.
Margo mesovaricus
Der nach vorne gerichtete Rand (Margo) des Ovars wird als Margo mesovaricus bezeichnet, da an dieser Stelle das Mesovar ansetzt. Am Margo mesovaricus liegt das Hilum des Ovars.
Margo liber
Der freie, dem Margo mesovaricus gegenüberliegende, Rand des Ovars wird als Margo liber bezeichnet. Er ist nach dorsokaudal gerichtet.
Leitungsbahnen
Gefäßversorgung
Die Gefäßversorgung des Ovars erfolgt über die Arteria ovarica, die beidseitig kaudal des Abgangs der Nierenarterie aus der Aorta abdominalis entspringt und durch das Ligamentum suspensorium ovarii zum Hilum zieht. Zusätzliche arterielle Versorgung erhält das Ovar durch den Ramus ovaricus der Arteria uterina, der im Ligamentum ovarii proprium nach lateral zum Ovar verläuft und dort mit der Arteria ovarica Anastomosen ausbildet.
Der venöse Abfluss erfolgt hauptsächlich über die Vena ovarica, die links in die Vena renalis, rechts direkt in die Vena cava inferior mündet. Liegt zusätzlich ein ausgedehnter Plexus venosus ovaricus vor, kann zudem ein Abfluss über die Vena uterina existieren.
Nervöse Versorgung
Die vegetative Innervation des Ovars erfolgt aufgrund des Absinkens (Deszensus) teilweise über den Plexus mesentericus superior und den Plexus renalis, teilweise auch über den Plexus hypogastricus inferior. Der Großteil der Fasern zieht aber unverschaltet durch die genannten Plexus hindurch. Sie schalten in organnah gelegene Plexus auf das 2. efferente Neuron um: Fasern aus dem Plexus renalis im Plexus ovaricus und Fasern aus dem Plexus hypogastricus inferior im Plexus uterovaginalis. Letzter ist meist kräftig ausgebildet und enthält neben Fasern zahlreiche Ganglienzellen. Er wird deshalb auch als "Frankenhäuser-Ganglion" bezeichnet. Wie bei anderen Organen innervieren mehrheitlich die sympathischen Fasern die Gefäße des Ovars und regulieren damit die Organdurchblutung.
Histologie
Das Ovar ist vom einschichtig kubischen Müller-Epithel umgeben, das in eine bindegewebige Kapsel, die Tunica albuginea übergeht. Unter der Kapsel lässt sich ein Schichtenbau (von außen nach innen) erkennen:
- Cortex ovarii, die Rinde
- Medulla ovarii, das Mark
Die Rinde des Ovars enthält spinozelluläres Bindegewebe, das so nur im Ovar vorkommt. Das Mark enthält lockeres Bindegewebe.
Aus funktioneller Sicht unterscheidet man das ovarielle Stroma (Stroma ovarii) und die darin enthaltenen Ovarialfollikel, die das Parenchym repräsentieren. Letztere liegen in der Rinde, wo die Follikelreifung stattfindet. Sie läuft in folgenden Schritten ab:
Der Graaf-Follikel rupturiert bei der Ovulation und entlässt die reife Eizelle in die Tuba uterina. Follikel enthalten Granulosazellen und Thekazellen, welche die Eizelle umgeben und synthetisch aktiv sind. Sie verbleiben im Falle des Graaf-Follikels nach dem Eisprung im Ovar und wandeln sich zum Corpus luteum (Gelbkörper) um. Bleibt eine Befruchtung der Eizelle aus, degeneriert zum Ende des Menstruationszyklus das Corpus luteum und verbleibt als bindegewebiges Corpus albicans im Ovar. Bei Befruchtung der Eizelle wird das Corpus luteum durch Einfluss von Hormonen für die Schwangerschaft erhalten.
Follikel, die innerhalb eines Menstruationszyklus nicht bis zur Sprungreife reifen, unterliegen der Follikelatresie.
Im Mark des Ovars finden sich Androgen-produzierende Hiluszellen.
Klinik
Erkrankungen des Ovars fallen in den Fachbereich der Gynäkologie. Wichtige Pathologien sind u.a.:
Das Ovar ist bei Entzündungen der inneren weiblichen Geschlechtsorgane häufig mit beteiligt. In diesem Fall spricht man von einer Adnexitis. Ferner kann es Sitz einer Endometriose sein. Fehlbildungen des Ovars können für eine Amenorrhö verantwortlich sein
Podcast
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