Alfaxalon
Synonyme: Alphaxalon, 3α-hydroxy-5α-pregnan-11,20-dion
Handelsname: Alfaxan®
Englisch: alfaxalone, alphaxalone
Definition
Alfaxan ist ein Arzneistoff aus der Klasse der Injektionsnarkotika, der in der Veterinärmedizin zur Anästhesieeinleitung verwendet wird.
Chemie
Alfaxalon hat die Summenformel C21H32O3 und ein Molekulargewicht von 332,48 g/mol. Es ist in Wasser unlöslich.
Alfaxalon ist im Handel als ein in Cyclodextrin (HPCD) gelöstes Gemisch erhältlich. Cyclodextrine sind komplexe Polysaccharide, die eine hydrophile Außenseite und ein hydrophobes Zentrum für lipophile Substanzen besitzen und so als Lösungsmittel für Alfaxalon dienen. Durch die Kombination aus beiden Substanzen wird die Löslichkeit von Alfaxalon um etwa das 375-fache erhöht.
Eigenschaften
Alfaxalon ist ein Steroidanästhetikum mit schnell einsetzender, jedoch kurz andauernder Wirkung. Alfaxalon hat einen hypnotischen, gut ausgeprägten muskelrelaxierenden und schwach analgetischen Effekt.
Wirkungsmechanismus
Alfaxalon ist ein Progesteron-Derivat und gehört zur Gruppe der Neurosteroide. Die Wirkung beruht dabei auf einer Interaktion des Wirkstoffs mit dem GABAA-Rezeptor neuronaler Zellen, die zu einer Verstärkung der GABA-ergen Neurotransmission führt.
Die zentral und spinal lokalisierten GABAA-Rezeptoren sind ligandengesteuerte Ionenkanäle für Chlorid, die nach der Bindung mit Alfaxalon einen deutlich höheren Chlorid-Influx aufweisen. In weiterer Folge kommt es zu einer Hyperpolarisation und gleichzeitiger Hemmung der Weiterleitung der Aktionspotenziale. Weitere zusätzliche Wirkmechanismen sind derzeit (2019) noch Gegenstand von Untersuchungen.
Pharmakokinetik
Da Alfaxalon lipophil ist, reichert es sich rasch im Gehirn an, wodurch die Wirkung schnell eintritt. Der Wirkstoff wird anschließend in der Leber metabolisiert. Die Eliminationshalbwertszeit wird beim Hund nach einer i.v.-Gabe von 2 mg/kgKG mit 24 ± 1,9 Minuten angegeben. Die Wirkungsdauer hängt im Wesentlichen von der hepatischen Metabolisierung und weniger von der Umverteilung (wie z.B. bei Barbituraten) ab.
Aufgrund der recht schnellen Verstoffwechselung und der effektiven Clearance kommt es auch nach wiederholter Applikation (bzw. Dauerinfusion) zu keiner Akkumulation von Alfaxalon im Organismus. Alfaxalon kann auch bei Katzen verwendet werden, da die Verstoffwechselung nicht an eine Glukuronidierung geknüpft ist.
Alfaxalon wird in mehrere inaktive Metaboliten verstoffwechselt und anschließend mit dem Kot ausgeschieden.
Indikation
Alfaxalon kann zur Anästhesieeinleitung bei verschiedenen Tierarten verwendet werden:
- Fleischfresser (Hund, Katze)
- Pferd (Prämedikation: Acepromazin und Xylazin, Narkoseeinleitung: Alfaxalon und Guaifenesin)
- Wiederkäuer (Schaf, Ziege)
- Kaninchen
- Reptilien
- Fische
Zusätzlich kann Alfaxalon zur Sedierung (in Kombination mit Midazolam), zur Prämedikation (z.B. beim Schwein in Kombination mit Diazepam), zur Durchführung einer Kurznarkose (als Einzelmedikament) oder zur Aufrechterhaltung einer Anästhesie (Prämedikation: α2-Agonist bzw. beim Pferd nach Sedierung mit Romifidin und Butorphanol in Kombination mit Diazepam) verwendet werden.
Dosierung
Alfaxalon muss bei intravenöser Applikation immer langsam verabreicht werden. Die meisten Autoren empfehlen eine Gabe über 60 Sekunden, um eine Apnoe zu verhindern. Der Wirkstoff kann sowohl intravenös, als auch intramuskulär und subkutan verabreicht werden.
Tier | Anwendung | Indikation | Dosis |
---|---|---|---|
Katze | intramuskulär | Oberflächliche Anästesie bzw. tiefe Sedierung | 2-4 mg/kgKG Alfaxalon und 0,3 mg/kgKG Midazolam |
intravenös | Anästesieeinleitung | 4,7 mg/kgKG Alfaxan nach vorhergehender Prämedikation mit 0,05 mg/kgKG Acepromazin i.m. | |
Aufrechterhaltung einer Anästhesie | 5-8 mg/kgKG/Std. | ||
Hund | intramuskulär | Oberflächliche Anästhesie bzw. tiefe Sedierung | 2-4 mg/kgKG Alfaxalon und 0,3 mg/kgKG Midazolam |
intravenös | Anästhesieeinleitung | 2 mg/kgKG | |
Aufrechterhaltung einer Anästhesie | 6-7 mg/kgKG/Std. |
Hinweis: Diese Dosierungsangaben können Fehler enthalten. Ausschlaggebend ist die Dosierungsempfehlung in der Herstellerinformation.
Nebenwirkungen
Die häufigste Nebenwirkung von Alfaxalon ist eine Apnoe oder Hypoventilation unmittelbar nach Verabreichung. Die respiratorischen Symptome sind stark dosisabhängig und lassen sich durch eine verlangsamte Applikation deutlich mindern. Dennoch gilt Alfaxalon als sicherer als Propofol, da die Inzidenz einer Apnoe geringer ist. Weitere Nebenwirkungen sind:
- Hypotension mit reflektorischer Tachykardie
- psychomotorische Erregungszustände (spontane Muskelzuckungen, Paddelbewegungen, Opisthotonus)
- Hyperästhesie, unruhige Aufwachphase (v.a. bei nicht-prämedizierten Tieren)
- Geräuschempfindlichkeit
Kontraindikation
Da Alfaxalon zu Apnoe führen kann, sollte es nur dann angewendet werden, wenn die Möglichkeit zur Intubation mit anschließender Beatmung besteht. Alfaxalon sollte bei unter 12 Wochen alten Tieren nur unter besonderer Vorsicht angewendet werden, da bei dieser Tiergruppe noch keine geprüften Daten über die Verträglichkeit vorliegen.
Aufgrund der verzögerten Aufwachphase sollte Alfaxalon bei Alpakas nie ohne geeignete Prämedikation eingesetzt werden.